# taz.de -- Antifa-Kongress in Berlin: Dem Rechtsruck begegnen | |
> Wie genau sieht die Zukunft der Antifa aus? Diese Frage diskutierten | |
> Aktivisten aus ganz Europa in Berlin. Die Antworten: oft nicht wirklich | |
> neu. | |
Bild: Neues Feindbild für die Antifa: AfD-Chef Bernd Lucke | |
BERLIN taz | Die Antifa schreibt sich allerhand Erfolge in der | |
Auseinandersetzung mit dem rechten Rand zu. Doch spätestens seit der | |
Eurokrise gewinnen rechtspopulistische, nationalistische, antimuslimische | |
und rassistische Parteien oder Gruppierungen in ganz Europa an Einfluss. | |
„Antifa in der Krise?“, fragten daher am Wochenende AktivistInnen aus elf | |
europäischen Ländern bei einem dreitägigen Kongress an der Technischen | |
Universität in Berlin. | |
Ein mit Absicht doppeldeutig gewähltes Veranstaltungsmotto. Denn auch die | |
Antifa steckt in Schwierigkeiten, wie zwei ihrer Protagonisten, Henning | |
Obens und Martin Peters, [1][im Vorfeld des Kongresses in der taz | |
eingeräumt hatten]: Die Bewegung hat ein Nachwuchsproblem und brütet über | |
der Frage, was genau in Zukunft ihre Rolle sein könnte. | |
Ziel des ersten Antifa-Kongresses seit Jahren war es daher, über „Zustand | |
und Herausforderungen der Antifabewegung in Deutschland“ zu diskutieren, | |
von der Arbeit in anderen Regionen und Ländern zu lernen, Erfahrungen | |
auszutauschen, sich zu vernetzen und im besten Falle die eigenen Zielfelder | |
dem neuen Rechtsruck in der Mitte der Gesellschaft anzupassen. | |
In Deutschland konnte zwar, anders als in anderen europäischen Ländern wie | |
Spanien, Frankreich oder Ungarn, noch keine der neuen rechten Parteien ins | |
Parlament drängen. Aber das dürfte sich am 25. Mai ändern, wenn die | |
Alternative für Deutschland (AfD) mit hoher Wahrscheinlichkeit ins | |
Europaparlament einzieht. | |
## AfD und das Mobilisierungspotenzial | |
Beim Kongress fand deshalb auch ein Workshop zur AfD statt – geleitet von | |
zwei Sprechern des linken Avanti-Projekts aus Bremen: „Keine Alternative | |
für Deutschland: Die AfD, ihr Potenzial und was wir dagegen tun sollten!“ | |
Mehr als Hundert Interessierte kamen, sie standen bis auf den Gang. Doch | |
der Workshop lieferte weniger neue Antworten, als er versprochen hatte. | |
Nach einer Präsentation zur national- und wertkonservativen | |
AfD-Programmatik, ihrem fundamentalistisch-christlichen Weltbild und ihrer | |
Leistungsideologie, setzte sich die Debatte in Kleingruppen fort. Die | |
zentrale Frage war: Was könnte die Antifa-Bewegung gegen den Aufstieg der | |
AfD unternehmen? Die Antworten liefen meist auf klassische Instrumente der | |
Antifa hinaus – zum Beispiel: Kader rechter Parteien in der AfD aufdecken, | |
AfD-Parteitage stören, AfD-Parteibüros mit Farbe bewerfen. Nichts wirklich | |
Neues. Allerdings, so die Befürchtung, dürften diese Aktionsformen im Falle | |
der AfD ein geringeres Mobilisierungspotenzial haben als entsprechende | |
Aktionen gegen Nazis. | |
Zum Abschluss meldete sich ein Aktivist des linksradikal-kommunistischen | |
Bündnisses „...ums Ganze!“ zu Wort. Man wolle die internationalen | |
Blockupy-Aktionstage im Mai und den beginnenden Europawahlkampf nutzen, um | |
rechte Akteure wie die AfD zu anzuprangern, ihre nationalistischen Angebote | |
zu delegitimieren und solidarische Perspektiven aufzuzeigen. | |
Der Aktivist nahm damit Vorschläge auf, die schon im Vorfeld des Kongresses | |
diskutiert wurden: Die Antifa könnte sich bemühen, den von der AfD | |
ausgenutzten Krisenängsten in der Mittelschicht inhaltlich etwas entgegen | |
zu setzen und mehr als bisher den Zusammenhang zwischen der europäischen | |
Krisenpolitik und dem Rechtsruck in Europa deutlich zu machen. Das würde | |
traditionelle Handlungsfelder der Antifa-Bewegung erweitern und verstärkt | |
soziale Konfliktlinien ins Blickfeld nehmen. | |
13 Apr 2014 | |
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## AUTOREN | |
Baran Korkmaz | |
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