| # taz.de -- Angebote für Missbrauchsopfer: „Fünfjahrplan“ für Hilfesystem | |
| > Der Missbrauchsbeauftragte hat große Pläne: Er will einen Betroffenenrat | |
| > gründen, die Hilfeangebote erweitern und auf andere Religionen zugehen. | |
| Bild: Seit 2010 die Missbrauchsfälle in Einrichtungen der katholischen Kirche … | |
| BERLIN taz | Mehr Beratungsstellen für Männer, die als Kinder missbraucht | |
| worden sind, mehr in ländlichen Regionen, und mehr für Betroffene mit | |
| Behinderungen und Migrationshintergrund. Johannes-Wilhelm Rörig, der | |
| Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, will das lang | |
| beklagte löchrige Netz von Hilfsangeboten für Missbrauchsopfer schließen. | |
| „Ich werde darauf drängen, die Beratungsangebote zu verdichten“, sagte | |
| Rörig am Dienstag, als er seine Pläne bis 2019 vorstellte. | |
| Für diese Zeit wurde Rörig in seinem Amt bestätigt. Seine Ambitionen sind | |
| groß, sein Budget mit 3 Millionen Euro im Jahr nicht unbedingt übermäßig. | |
| Die telefonische Hotline, die Rörigs Vorgängerin Christine Bergmann nach | |
| den 2010 massenhaft bekannt gewordenen Missbrauchsfällen eingerichtet | |
| hatte, wird weitergeführt. Sie ist jeweils fünf Stunden an sechs Tagen in | |
| der Woche erreichbar. Seit Bestehen des Hilfetelefons wurden laut Rörig | |
| rund 19.000 Gespräche geführt. Auch ein Online-Angebot ist geplant. | |
| Zu Rörigs „Fünfjahrplan“ zählt auch ein sogenannter Betroffenenrat. Damit | |
| sollen Missbrauchsgeschädigte ein „dauerhaftes Forum“ mit „eigenen | |
| Informations- und Mitwirkungsrechten“ bekommen. Bis Ende 2014 soll der Rat | |
| einberufen sein. | |
| ## Fallzahlen sind immer noch hoch | |
| Die Missbrauchszahlen sind nach wie vor hoch, die polizeiliche | |
| Kriminalstatistik nennt 12.5000 jedes Jahr. Experten gehen allerdings von | |
| einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. | |
| Rörig will ebenso darauf drängen, dass der durch den Runden Tisch sexueller | |
| Missbrauch beschlossene Hilfefonds bald startet. Bund und Länder sollen | |
| jeweils 50 Millionen Euro einzahlen, allerdings liegt bislang nur der | |
| Beitrag des Bundes vor. Die Länder – bis auf Mecklenburg-Vorpommern und | |
| Bayern – weigern sich, ihren Anteil einzuzahlen. Begründung: Es sei unklar, | |
| wofür das Geld konkret verwendet werden soll. | |
| Außerdem fordert Rörig, dass Prävention in der Schule „einen festen Platz�… | |
| haben soll. Er sagt: „Schulen haben eine Doppelrolle. Sie können Tatort | |
| sein, müssen aber Kompetenzort werden.“ LehrerInnen und andere Fachkräfte | |
| müssten noch besser fortgebildet werden. Rörig will eigenen Worten zufolge | |
| künftig auch auf muslimische und jüdische Organisationen „zugehen“. | |
| 29 Apr 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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