| # taz.de -- Remake von „Ein Fall für zwei“: Männer im besten Sinne | |
| > Gerade abgesetzt, schon wieder da: Die Neuauflage des Krimi-Klassikers | |
| > „Ein Fall für zwei“ startet. Klingt öde, kann man sich aber angucken. | |
| Bild: Wanja Mues (l.) mit Saturn-Testimonial „Tech-Nick“ (r.). | |
| Es ist ein Satz wie aus dem Lehrbuch für Programm-Macher: „Es gibt wenige | |
| gute Grundkonzepte beim Fernsehen. Wenn man eines hat, muss man es | |
| behalten.“ Gesagt hat ihn ZDF-Fernsehspielchef Reinhold Elschot auf einer | |
| Presseveranstaltung in Hamburg, bei der er die Neuauflage der Krimi-Reihe | |
| „Ein Fall für zwei“ präsentierte. | |
| Zur Erinnerung: Der Evergreen wurde erst im März vergangenen Jahres nach 32 | |
| Jahren und 300 Folgen eingestellt. Die Quoten waren auch da noch | |
| herausragend. Mehr als 6 Millionen Zuschauer sahen sich das Finale an, im | |
| Schnitt waren bei der letzten Staffel mehr als 5 Millionen dabei. Der Grund | |
| für das Ende war der Ausstieg von Claus Theo Gärtner. Er mimte von Anfang | |
| an den kernigen Privatermittler Josef Matula, der in Frankfurt auf nicht | |
| immer legale Weise für die Mandanten eines Rechtsanwalts ermittelte. | |
| Die Reihe bot stets solide Hausmannskost, der Gedanke an ein Remake dürfte | |
| TV-Gourmets nicht gerade elektrisiert haben. Jetzt ist es aber da – und es | |
| ist sogar ganz gut geworden. Der Neustart beginnt heute mit der | |
| 60-minütigen Episode „Verhängnisvolle Freundschaft“. | |
| Der Privatdetektiv heißt jetzt Leo Oswald und wird von Wanja Mues gespielt, | |
| als Anwalt Benni Hornberg ist Antoine Monot Jr. zu sehen. Die beiden | |
| Protagonisten haben ein komplexes Verhältnis zueinander, von dem nur in | |
| Andeutungen erzählt wird. Hornberg arbeitet als Fachanwalt für | |
| Versicherungsrecht in der Kanzlei seines Schwiegervaters, verdient viel | |
| Geld, ist aber mit der Gesamtsituation unzufrieden. | |
| ## Nicht besonders atemberaubenden Auftaktfolge | |
| Ein Anruf reißt ihn aus dem Trott: Nach 20 Jahren Funkstille meldet sich | |
| sein früherer bester Freund Leo. Der sitzt wegen Mordverdachts im Gefängnis | |
| und bittet Hornberg, seine Unschuld zu beweisen. Der willigt ein, obwohl er | |
| von Strafrecht keine Ahnung hat und auch seinem alten Buddy nicht über den | |
| Weg traut – denn wie sich herausstellt, ist der bei Interpol kein | |
| Unbekannter. Es ist kein schlimmer Spoiler, wenn man verrät: Am Ende der | |
| Pilotfolge beschließen sie, zukünftig gemeinsam den Gangstern in ihrer | |
| Stadt das Handwerk zu legen. | |
| Wild experimentiert wird bei der neuen Version nicht: „Die Wesenheiten des | |
| Vorgängers sind alle geblieben, aber neu interpretiert worden“, fasst | |
| ZDF-Redakteurin Nadja Grünewald-Kalkofen zusammen. „An der horizontalen | |
| Erzählweise vieler US-Serien haben wir uns nicht orientiert. Mit einer | |
| kleinen Ausnahme: Über die Vergangenheit der beiden Hauptcharaktere | |
| erfahren die Zuschauer in jeder Folge ein bisschen mehr. Aber wer eine | |
| Folge verpasst, wird deshalb nicht den Anschluss verlieren. Unsere Hoffnung | |
| ist, dass wir das Stammpublikum halten und jüngere Zuschauer dazugewinnen.“ | |
| Ein Balance-Akt, der zu einer nicht besonders atemberaubenden Auftaktfolge | |
| geführt hat, die aber ihre guten Momente hat und Lust auf die weiteren drei | |
| Folgen der ersten Staffel macht. Die nicht nur physiognomische | |
| Unterschiedlichkeit des Duos besitzt Unterhaltungswert, die Rollen sind mit | |
| Mues und Monot Jr. perfekt besetzt, man schaut ihnen gern zu. | |
| ## Wann ist ein Mann ein Mann? | |
| Was nicht unbedingt zu erwarten war: Es gibt einige gelungene komische | |
| Momente, die sich unter anderem aus der Unsicherheit des Anwalts auf dem | |
| neuen Terrain ergeben. Die Story allerdings wird verworren, mit vielen | |
| Sprüngen und ziemlich bieder erzählt. Kleine Beschwerde: Die Skyline von | |
| Frankfurt müsste nicht so oft eingeblendet werden, so spektakulär ist die | |
| nun auch wieder nicht. | |
| Wanja Mues setzt auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Reihe: „Ich werde | |
| mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass wir irgendwann nach US-Vorbild | |
| horizontal erzählen, darin liegt die Zukunft. Aber wenn wir den Zuschauern | |
| von Anfang an radikal kommen, dann sind sie weg, das will keiner. Wir haben | |
| hier etwas, das seit 30 Jahren funktioniert. Wenn wir das behutsam | |
| weitererzählen, können wir die alten Fans so weit mitnehmen, dass sie in | |
| zwei, drei Jahren auch längere Erzählbögen akzeptieren.“ | |
| Seine Rolle durfte er mitentwickeln: „Ich wollte einen Mann schaffen, den | |
| alle angucken, wenn er den Raum betritt, weil er Energie und dicke Eier | |
| hat. Ich habe das Gefühl, in unserer Zeit und deshalb auch im deutschen | |
| Fernsehen hat der Mann an Kontur verloren. Heute gibt es alles und nichts. | |
| Manche sind Väter, die zu Hause bleiben, manche arbeiten, manche sind | |
| schwul, manche hetero. Der Mann heute weiß nicht mehr genau: Wann ist ein | |
| Mann ein Mann? Es gab eine große Zeit von Typen wie Schimanski, die waren | |
| im besten Sinne Männer. Ich möchte meine Figur in diese Tradition stellen, | |
| und dann kann mit der Diskussion begonnen werden: Ist so ein Typ | |
| automatisch ein Macho, ein Arschloch? Ist das ein frauenfeindlicher Typ? | |
| Das finde ich spannend.“ | |
| Der neue „Ein Fall für zwei“ als Bühne für die Debatte über moderne | |
| Männerbilder? Ganz so weit wird es dann vermutlich doch nicht kommen. | |
| 9 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven Sakowitz | |
| ## TAGS | |
| ZDF | |
| Serie | |
| Frankfurt | |
| Roadmovie | |
| US-Serie | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Roadmovie im ZDF: Loser auf der Suche | |
| Drei schräge Vögel, ein alter Ford: Felix Stienz’ Debütfilm „Puppe, Icke… | |
| der Dicke“ hat einen guten atmosphärischen Drive. | |
| Ästhetik der „Heimat“-Reihe von Reitz: Der Wegweiser | |
| Edgar Reitz nahm mit der „Heimat“-Reihe die Ästhetik und Erzählweise | |
| moderner US-Serien vorweg. Abgeschlossene Folgen sind überflüssig. | |
| "Ein Fall für Zwei" wird 30: Alles über Matula | |
| Wohin Claus Theo Gärtner mit Allrad-Wohnmobil und Motorrad auch reist: | |
| Matula ist immer schon da. Jetzt wird die Figur 30 Jahre alt - fast die | |
| Hälfte von Gärtners Leben. |