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# taz.de -- Spaßguerilla im Europawahlkampf: Ein Vogel für die CDU
> David McAllister war gestern, der neue Spitzenkandidat der Konservativen
> ist Bibo aus der Sesamstraße. Aktivisten feierten ihn im
> Konrad-Adenauer-Haus.
Bild: Der neue Star am Parteienhimmel (groß, gelb) und sein Gefolge.
BERLIN taz | Jubel bricht aus, als der Spitzenkandidat das
Konrad-Adenauer-Haus betritt. Konfetti wirbelt durch die Luft,
Luftschlangen fliegen, die Anhänger pfeifen und johlen. Die Stimmung in der
Zentrale der CDU erinnert an die [1][Party nach der vergangenen
Bundestagswahl], als sich die Parteimitglieder an ihrem Wahlsieg
berauschten und den Toten-Hosen-Gassenhauer „An Tages wie diesen“
schmetterten. Doch diesmal stehen nicht die CDU-ler um Angela Merkel im
Mittelpunkt, sondern Bibo, der große gelbe Vogel aus der Sesamstraße.
Rund 30 Aktivisten der Interventionistischen Linken (IL) sind am
Mittwochnachmittag ganz ohne Einladung in die CDU-Zentrale gekommen und
feiern den von ihnen ernannten Spitzenkandidaten zur Europawahl. Das Motto:
„Keine Inhalte. Bibo wählen“. Vor einer CDU-Werbewand beginnt das
flauschige, gelbe Kuscheltier mit den fröhlichen Kulleraugen seine Rede.
Das Krächzen des Megafons und der anhaltende Geräuschpegel der ihm
zujubelnden Demonstranten lassen die Worte verschwimmen: Es geht um
Deutschlands Rolle in Europa, an einer Stelle ist von „mehr Stress, weniger
Geld“ die Rede.
Doch die Aussage der Aktion wird dennoch deutlich. Den jungen Aktivisten,
die sich für ihren Besuch bei den Konservativen in Schale geworfen haben,
kritisieren die europäische Krisenpolitik bei gleichzeitiger
[2][Inhaltsleere des Wahlkampfes]. „Überall hört man sinnentleerte
Europafloskeln, aber auf die Missstände in der Europäischen Union und die
Angriffe der Bevölkerung wird mit keinem Wort eingegangen“, sagt Lisa
Runge, Mitte 20, Aktivistin der IL.
Ihre Kritik drückt sich auch auf den Aufklebern aus, die sie an den Wänden
und aufgestellten Werbetafeln verkleben. Auch auf ihnen sind Figuren aus
der Sesamstraße und der Muppet Show abgebildet. Auf einem bedankt sich das
Monster Rumpel für „Sozialabbau, Privatisierung, Überwachung,
Militarisierung und Entdemokratisierung“, auf einem anderen steht unter dem
Bild der grimmigen alten Männer Waldorf und Statler und dem Logo der CDU:
„Damit Europa Chancen für Reiche bringt“.
Die richtigen alten Männer der CDU lockt das Getobe im Foyer aus ihren
Büros. Aus den oberen Etagen begutachten sie das Spektakel, einer ruft von
der Empore: „Raus hier“. Einige Eifrige eilen herbei, versuchen Bibos Rede
zu beenden und beginnen die Demonstranten energisch herauszuschieben.
Es wirkt fast so als hätten sie Angst vor der harmlosen Spaßaktion, die
schon nach drei Minuten wieder zu Ende ist. Vielleicht wusste sie aber
auch, dass Bibo durchaus in der Lage ist, [3][Spitzenpolitiker ins Stolpern
zu bringen]. Mitt Romney hatte als US-Präsidentschaftskandidat 2012 Bibos
Job in Frage gestellt, als er sinngemäß sagte, den Vogel zwar zu mögen,
seinen Sender zukünftig aber nicht mehr finanzieren zu wollen. Die Folge
war ein Social-Media-Sturm besonderer Stärke, der Romney dazu brachte, noch
einmal zu bekräftigen, den beliebten Vogel nicht abschießen zu wollen.
22 May 2014
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=hSAdjUS71kQ
[2] /!138756/
[3] /!102949/
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Europawahl 2014
CDU
Interventionistische Linke
Blockupy
Wahlkampf
Sesamstraße
Blockupy
Horst Köhler
SPD
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