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# taz.de -- Konkurrenz für Harburgs Einzelhändler: Phoenix-Center darf wachsen
> Der Betreiber der Harburger Einkaufspassage verpflichtet sich, der
> benachbarten Fußgängerzone zu helfen. Deren Einzelhändler bleiben
> skeptisch.
Bild: Sogwirkung: Viele Händler befürchten, dass das Phoenix-Center der Fußg…
Die Erweiterung des Harburger Phoenix-Centers kann nur noch durch eine
Klage gestoppt werden. Die Bezirksversammlung hat einer Änderung des
Bebauungsplans zugestimmt. Die Grundeigentümer der benachbarten
Fußgängerzone Lüneburger Straße hatten angekündigt, sie würden gegen eine
Planänderung klagen. Sie befürchten, dass die Erweiterung der
Einkaufspassage die zarten Versuche, die Fußgängerzone zu beleben, zunichte
macht.
Das Phoenix-Center ist vor zehn Jahren eröffnet worden. Es sollte Harburg
helfen, sich als Einkaufsstandort gegenüber Umlandgemeinden wie Buchholz
oder Buxtehude zu behaupten. Das hat funktioniert: Jährlich zieht die
Einkaufspassage 10,5 Millionen Besucher an. Der Wermutstropfen: Nur zwölf
Prozent von ihnen verlaufen sich in die Innenstadt mit ihrer zentralen
Achse „Lüneburger Straße“.
Dass die Fußgängerzone vom Publikum abgelehnt würde, ist zumindest an einem
Freitagmorgen nicht zu erkennen: Auf der Straße tummeln sich Mütter mit
Kindern, dazu kommen Rentner mit Plastiktüten und Passanten in
Geschäftskleidung. Sie bummeln oder hasten an Häuserzeilen mit bescheidenen
Geschäften vorbei: Hier findet sich der Ein-Euro-Laden neben dem lokalen
Bekleidungsgeschäft und der Friseur neben der Bäckereifiliale. „Die
Fußgängerzone ist proppenvoll“, bestätigt auch der Harburger
SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath. Aber leider fehle es an Kaufkraft.
Mehr Freundlichkeit mit Licht
Aus Sorge, die Straße werde weiter herunter kommen, richtete der Senat hier
2009 einen Business Improvement District (BID) ein, der alle
Grundstückseigentümer zwang, in einen verbesserten Auftritt der Straße zu
investieren. Die Seevepassage, eine Unterführung zwischen Phoenix-Center
und „Lüneburger Straße“, wurde durch Lichtinstallationen freundlicher
gestaltet. Ein Künstlercafé am Ausgang sorgt für Laufpublikum. Doch noch
immer drückt die verkommene Fassade des leer stehenden ehemaligen Harburg
Centers auf die Stimmung.
Aus Sicht Oliver Krügers von der Grundeigentümer-Initiative Lüneburger
Straße kommt die Erweiterung des Phoenix-Centers zur Unzeit. Im Oktober
2013 wurde der BID neu aufgelegt. Die Grundeigentümer sollen weitere
680.000 Euro investieren. Erstmals sei geplant, mehrere Geschäfte en bloc
zu vermarkten, so dass kein Interessent den Pionier spielen muss. „Und
mittenrein platzt die Nachricht, dass 20 mögliche Interessenten vom Markt
weg sind“, sagt Krüger.
Bei der Erweiterung des Centers seien Läden mit einer Größe entstanden, wie
es sie in der Lüneburger Straße gebe. Das widerspreche der Ursprungsidee
des Einkaufscenters, findet Krüger. Denn es habe gerade große Läden
anbieten sollen, wie es sie in der Fußgängerzone nicht gab.
Zwar hat die Bezirksversammlung der ECE für die Erweiterung des Centers
Auflagen gemacht. Die Vereinbarung, nach der sich die Center-Betreiberin
verpflichtet, etwas für die Attraktivität der Lüneburger Straße zu tun, sei
aber „das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben ist“, schimpft Krüger.
Das Center muss durch eine Lichtinstallation im Innern auf die Verbindung
zur Harburger Innenstadt hinweisen. Auch soll geprüft werden, ob die
Hauptverkehrsstraße vor dem Center so umgebaut werden kann, dass
Center-Besucher leichter in die Innenstadt gelangen können. Es werde über
eine Verschönerung der dunklen Häuserfassaden in der Verbindungspassage
nachgedacht, sagt Krüger.
Aufhübschen löst das Problem nicht
Das Aufhübschen der Umgebung wird aber nicht das Problem lösen. Durch die
verglaste Fassade kann Oliver Krüger zwar sehen, was die Geschäft im
Inneren anbieten. Um die Sportschuhe aus dem Schaufenster anzuprobieren,
muss er allerdings einige Hundert Meter zum nächsten Haupteingang laufen.
„Nicht einmal den Sparkassenautomaten kann ich benutzen, ohne durch das
Einkaufszentrum zu gehen“, sagt er. „So schottet es Besucher von der
Umgebung ab.“
Ganz anders dagegen die Harburg Arcaden, eine Einkaufspassage am anderen
Ende der Lüneburger Straße. Sie wurde als Verlängerung der Fußgängerzone
konstruiert. Die Geschäfte sind von den anliegenden Straßen aus betretbar.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb florieren die Arcaden nicht so wie
das Phoenix-Center.
Krüger glaubt nicht, dass es sich verhindern lässt, dass das Phoenix-Center
Betriebe aus der Lüneburger Straße abwirbt. Die 1,2 Millionen Euro, die ECE
in die bessere Anbindung des Centers an die Lüneburger Straße investieren
müsse, bezahle das Unternehmen aus der Portokasse. Die meisten Projekte
kämen dem Center selbst zugute.
SPD-Fraktionschef Heimath hält den Pessimismus der
Grundeigentümer-Initiative für „nicht angebracht“. Gutachtern zufolge
verträgt die Harburger Innenstadt bis 2020 weitere 9.500 bis 13.500
Quadratmeter Verkaufsfläche. Nur wenige Geschäfte in der Fußgängerzone
stünden leer. Kämen mehr Leute ins Phoenix-Center, kämen auch mehr in die
Innenstadt. An der Erweiterung des Centers führe kein Weg vorbei. „Die
Umlandgemeinden rüsten auf“, sagt er.
2 Jun 2014
## AUTOREN
Stefanie Ender
Gernot Knödler
## TAGS
Einzelhandel
Stadtentwicklung
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