# taz.de -- Ölförderung im Kongo: Gorillaheimat bleibt geschützt | |
> Gute Nachricht für bedrohte Tiere: Auf Druck von Umweltschützern beendet | |
> die britische Firma Soco ihre Ölsuche im Nationalpark Virunga. | |
Bild: Da freut sich der Berggorilla. Er lacht doch grad, oder? | |
BERLIN taz | Der älteste Nationalpark Afrikas, eines der weltweit letzten | |
Heimatgebiete der seltenen Berggorillas, bleibt vor der Ölindustrie | |
geschützt: Die britische Ölfirma Soco beendet ihre | |
Prospektierungsaktivitäten im Nationalpark Virunga im Osten der | |
Demokratischen Republik Kongo. | |
Darauf hat sich das Unternehmen mit der Naturschutzorganisation WWF (World | |
Wide Fund for Nature) geeinigt, wie beide am Mittwoch bekannt gaben. Im | |
Gegenzug lässt der WWF die Beschwerde gegen Soco fallen, die er vor der | |
britischen Kontaktstelle der Industrieländerorganisation OECD wegen | |
Verletzung der Richtlinien für multinationale Unternehmen erhob. | |
Die Vereinbarung beendet einen langjährigen Streit. Im Jahr 2002 hatte die | |
Regierung von Präsident Joseph Kabila das gesamte kongolesisch-ugandische | |
Grenzgebiet in fünf Ölblocks aufgeteilt; von den 7.802 Quadratkilometern | |
des Virunga-Nationalparks sind seither rund 85 Prozent potenzielles | |
Ölgebiet. | |
Zwei Firmen mit Lizenzen im Park haben bislang konkretes Interesse gezeigt: | |
Total aus Frankreich und Soco aus Großbritannien. Total versprach im | |
vergangenen Jahr, nur außerhalb des Parks zu arbeiten. Soco, das 2010 | |
seinen Block 5 erwarb und 2011 von Kongos Regierung die Genehmigung zu | |
Prospektion im Park erhielt, zierte sich. Die Firma machte geltend, sie | |
betreibe nur seismische Tests unter Wasser. Im Park wolle sie nur | |
Telefonmasten in einigen Tieflandgebieten errichten. Der Lebensraum der | |
Berggorillas sei tabu. Doch Umweltschützer pochten darauf, dass ein | |
Nationalpark in seiner Gesamtheit unangetastet bleiben müsse. | |
Dazu gehöre auch der Edwardsee, in dem seismische Tests die Fische | |
gefährden würden. Kongos Regierung wiederum übte massiven Druck auf lokale | |
Politiker und Würdenträger aus, der Ölprospektion zuzustimmen. | |
## Attentat auf Parkchef | |
Mitte April entkam der Leiter des Nationalparks Virunga, Emmanuel de | |
Merode, auf dem Weg in die Provinzhauptstadt Goma nur knapp einem Attentat. | |
Danach begab sich Soco in einen OECD-vermittelten Mediationsprozess mit den | |
Umweltschützern von WWF. Jetzt sagt Soco zu, es werde seine laufenden | |
seismischen Tests auf dem Edwardsee, der an der Grenze zwischen Kongo und | |
Uganda liegt und unter dem Öl vermutet wird, einstellen. | |
Diese Tests begannen Ende April und sollen jetzt noch rund 30 Tage dauern. | |
Soco verspricht ferner, keine Aktivitäten im Virunga-Park aufzunehmen, | |
„außer wenn Unesco und die kongolesische Regierung sich einig sind, dass | |
solche Aktivitäten nicht mit dem Weltkulturerbestatus unvereinbar sind“. | |
Das Welterbe-Komitee der UN-Unterorganisation Unesco trifft sich kommende | |
Woche in Katar. Dabei sollte laut WWF auch über eine eventuelle Aberkennung | |
des Weltkulturerbestatus für den Virunga-Park geredet werden. | |
Als Nächstes wollen die Umweltschützer erreichen, dass Kongos Regierung | |
generell alle für das Parkgebiet erteilten Ölkonzessionen zurückzieht. | |
Außerdem wünschen sich zivilgesellschaftliche Gruppen Verbesserungen am in | |
Arbeit befindlichen neuen Ölgesetz des Kongo. In der jüngsten Version des | |
Gesetzentwurfs von 2013 kann die Regierung „im öffentlichen Interesse“ | |
Umweltschutzauflagen außer Kraft setzen, und anfangs vorgesehene Klauseln | |
zur Konsultation der Bevölkerung entfallen ersatzlos. | |
11 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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