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# taz.de -- Krise im Irak: Islamisten exekutieren 21 Menschen
> Die Dschihadisten im Irak eroberten in den vergangenen Tagen mehrere
> große Städte. In zwei von ihnen haben sie offenbar 21 Menschen
> hingerichtet.
Bild: In Bagdad machten am Wochenende schiitische Milizionäre mobil.
BAGDAD/WASHINGTON/KAIRO/RAMADI dpa/ap/afp | Islamistische Aufständische
haben in zwei westirakischen Städten 21 Menschen hingerichtet. Das wurde am
Sonntag von Offizieren und Ärzten mitgeteilt. Die Exekutionen erfolgten
demnach am Samstag und Sonntag in den Städten Rawa und Ana, die von
Kämpfern der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in
Großsyrien (Isis) gestürmt worden waren.
Bei den Getöteten handelte es sich den Angaben zufolge um Repräsentanten
der bisherigen Autoritäten. Die irakische Armee hatte sich nach eigenen
Angaben aus „taktischen“ Gründen aus Rawa und Ana zurückgezogen. Die
Dschihadisten im Irak eroberten in den vergangenen Tagen mehrere große
Städte. Hunderttausende Iraker flohen vor den Kämpfen.
## Isis baut Machtposition weiter aus
Die islamistische Isis-Miliz baut ihre Machtposition im Westirak weiter
aus. Sie brachte am Wochenende nach Berichten irakischer Medien weitere
Ortschaften im Grenzgebiet zu Syrien unter ihre Kontrolle. US-Außenminister
John Kerry traf am Sonntag zu Gesprächen über die Irak-Krise zunächst in
Ägypten ein. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte eine
Ausweitung der deutschen Flüchtlingshilfe für die Region an.
Augenzeugen berichteten am Sonntag, dass die Kämpfer der extremistischen
Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) einen Großteil der
Ortschaft Haditha – 260 Kilometer westlich von Bagdad – unter ihre
Kontrolle gebracht haben. In der Region ist auch ein Euphrat-Staudamm mit
einem strategisch wichtigen Wasserkraftwerk.
Zuvor hatten die sunnitischen Extremisten die Ortschaften Ana, Raua und
Al-Kaim im Grenzgebiet zu Syrien erobert, die ebenfalls an dem Fluss
liegen. Irakische Medien berichteten ferner über die Ankunft
radikal-islamischer Kämpfer bei einem irakisch-syrischen Grenzposten weiter
südlich, nahe der Ortschaft Al-Walid. Die meisten Sicherheitskräfte hätten
sich daraufhin entfernt. Eine Bestätigung von unabhängiger oder offizieller
Seite gab es zunächst nicht.
Bei Gesprächen in Nahost und Europa will US-Außenminister Kerry über Wege
beraten, den Vormarsch der sunnitischen Kämpfer zu stoppen. Kerry traf
zunächst in Ägypten ein, wo er mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi
zusammenkam.
Kerry forderte arabische Staaten auf, sunnitische Gruppen in Syrien nicht
mehr finanziell zu unterstützen. Selbst gemäßigte sunnitische
Organisationen sollten keine Finanzhilfe mehr bekommen, da die Mittel an
die aufständischen sunnitischen Extremisten im Irak gelangen könnten, sagte
Kerry dem ägyptischen Präsidenten. Er werde dies auch anderen arabischen
Führern sagen, die er auf seiner Nahostreise noch treffen werde, fügte
Kerry hinzu.
Die USA werden sich nach den Worten von Präsident Barack Obama nicht wieder
in einen langen Irak-Konflikt hineinziehen lassen. Er werde das
militärische Engagement in dem Land so umreißen, dass daraus nicht
schleichend ein immer größerer Einsatz werde, sagte Obama.
## Kein Krieg zwischen Sunniten und Schiiten
Unterdessen hat sich das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali
Chamenei, entschieden gegen jedwedes Eingreifen ausländischer Mächte im
Irak-Konflikt ausgesprochen und den USA vorgeworfen, den Konflikt ausnutzen
zu wollen. Was derzeit im Irak geschehe sei kein Krieg zwischen Sunniten
und Schiiten, erklärte Chamenei am Sonntag auf seiner Website. Die USA
wollten die Lage im Irak destabilisieren. Washington bedrohe die
territoriale Integrität des Irak und wolle „Nutzen ziehen aus der Tätigkeit
fanatischer und nichtswissender Elemente“.
„Wir sind in jeder Hinsicht gegen ein Eingreifen der USA und anderer im
Irak“, erklärte Chamenei. Die irakische Regierung, das Volk und die
Würdenträger des Nachbarlandes seien selbst in der Lage, das Ende der
derzeitigen „Verschwörung“ herbeizuführen. Der Iran ist ein Verbündeter …
schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, doch drängt er ihn seit
langem, die Sunniten stärker einzubinden. Zudem ist Teheran bemüht, den
Konflikt nicht als Kampf der Konfessionen, sondern als Kampf gegen den
Extremismus darzustellen.
Die Bundesregierung hatte in den vergangenen beiden Jahren für
Flüchtlingshilfe in der Region mehr als 500 Millionen Euro eingesetzt. Nun
soll diese Hilfe verstärkt werden. „Angesichts der aktuellen Dramatik will
ich in der kommenden Woche im Rahmen der Haushaltsberatungen die
Sondermaßnahmen für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak verstärken – und
dafür voraussichtlich weitere 50 Millionen Euro bereitstellen“, kündigte
Entwicklungsminister Müller in der Welt am Sonntag an.
22 Jun 2014
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