Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Radikale Nationalisten auf Korsika: FLNC stellt bewaffneten Kampf e…
> Mit rund 5.000 Anschlägen haben korsische Separatisten die
> Festlandfranzosen bekämpft. Nun wollen sie die Waffen niederlegen.
Bild: Keine angenehmen Zeitgenossen: FLNC-Mitglieder 1997 auf Korsika.
PARIS taz | Die korsische Untergrundbewegung FLNC (Front de libération
nationale corse) hat die Einstellung des bewaffneten Kampfs angekündigt. In
einem von der Monatszeitung Corsica als authentisch eingestuften Manifest
erklären die korsischen Nationalisten, dass sie „einseitig“ die Waffen
niederlegen und die klandestinen Aktionen beenden wollen. Es sei jetzt an
den Politikern, im Rahmen der Institutionen mit dem französischen Staat ein
neues Statut für die Insel auszuhandeln.
In den 38 Jahren hat die Untergrundbewegung rund 5.000 Anschläge verübt,
meistens handelte es sich um Sprengstoffanschläge gegen Immobilienprojekte,
vor allem gegen Ferienhäuser und Zweitresidenzen von Festlandfranzosen. Nie
aber hat sich die FLNC als terroristische Organisation verstanden.
Anschläge gegen Personen, wie die Ermordung des Präfekten Claude Erignac
1998, blieben die Ausnahme und intern umstritten.
Dagegen haben sich rivalisierende Fraktionen immer wieder untereinander
blutige Fehden geliefert. Zahlreiche ehemalige Figuren der
Untergrundbewegung, die sich nach 1990 in zwei große Flügel spaltete, kamen
bei der Vendetta ums Leben. Dies nicht zuletzt, weil ein Teil der
Nationalisten zu gewöhnlichen Gangstern in rivalisierenden Banden wurden.
Heute wollen die korsischen Nationalisten einen Strich unter diese
Geschichte der Gewalt ziehen, die oft zur Tradition dieser Mittelmeerinsel
gezählt wird. Doch kommt in ihrer Erklärung keinerlei Reue zum Ausdruck.
Nur die „militärische“ Strategie habe es im Gegenteil erlaubt, die
„koloniale Besiedlung (der Insel) zum Zweck der Verwässerung der korsischen
Identität“ zu verhindern.
Der Untergrundbewegung sei es namentlich gelungen, die „Verbetonierung der
Küsten durch die Immobilienspekulation“ zu verhindern. Auch alle andere
Reformen zugunsten der Sprache und der Kultur von Korsika – wie die
Gründung einer Universität – beansprucht die FLNC als Frucht ihres Drucks
mit Bombenanschlägen.
Als Ereignis von „historischer Tragweite“ haben nationalistische Politiker
wie Jean-Guy Talamoni von der Partei Corsica Libera den Gewaltverzicht
bezeichnet und ihre Solidarität mit der FLNC bekundet. Mit Zurückhaltung
hat Paris reagiert. Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte sich aber zu
einem Dialog bereit, um Lösungen zu suchen für die „Schwierigkeiten, mit
denen Korsika konfrontiert ist“.
26 Jun 2014
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Separatismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mordserie auf Korsika: Rivalitäten fordern neues Todesopfer
Nach dem Mord an einem Anwalt auf Korsika will die Regierung verstärkt
gegen mafiöse Banden vorgehen. Es ist bereits das 15. Mordopfer in diesem
Jahr.
Skandal-Prozess in Frankreich: "Das ist nicht Justiz, das ist Terror"
Ein Korse ist wegen der angeblichen Ermordung eines Politikers verurteilt
worden. "Ein weiteres Zeichen der Arroganz des französischen Staates",
sieht der korsische Politiker Talamoni.
Politische Justiz in Frankreich: Lebenslange Haft für Yvan Colonna
Im dritten Verfahren erhält der Korse Yvan Colonna wegen Mordes an einem
Polizeipräfekten erneut lebenslänglich. Dabei wurden die Aussagen, auf
denen das Urteil beruht, widerrufen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.