# taz.de -- Rechtes Magazin „Zuerst!“: Feindbild Öffentlich-Rechtliche | |
> Das Magazin „Zuerst!“ greift Journalisten von ARD und ZDF an – mit | |
> Passagen, die aus alten NPD-Monatszeitschriften abgeschrieben sind. | |
Bild: Der Holocaustleugner Ernst Zündel ist gern gesehener Gast bei „Zuerst!… | |
Die Zuerst!-Autoren Robert Diehl, Dirk Reinhartz und Steve Lerod meinen | |
nicht nur zu wissen, dass die „unabhängige Information“ durch die | |
Öffentlich-Rechtlichen ein „Irrglaube“ sei, sondern auch, dass bei deren �… | |
’Berichterstattung‘ über rechtsgerichtete Gruppen, Parteien und Politiker | |
die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit fließend“ wären. So schreiben | |
sie es in der aktuellen Ausgabe des „Deutschen Nachrichtenmagazins“, wie | |
die Unterzeile der Zuerst heißt. Eine ihrer Quellen: die NPD-Monatszeitung | |
Deutsche Stimme (DS). | |
In dem Aufmacher halten die Autoren den Rundfunkanstalten den vermeintliche | |
Einfluss der Politik, die Verschwendung von Rundfunkgebühren und einen | |
Meinungseinheitsbrei vor. Unter dem Titel „Rot-grüner Staatsfunk“ schreiben | |
sie, dass die Schieflage nach links sich „besonders“ bei den Berichten zum | |
„ ’Rechtsextremismus‘ oder überhaupt alles, was aus linker Sicht ’poli… | |
unkorrekt‘ ist, aufzeigt“. Das In-Häkchen-Setzen darf als Botschaft | |
verstanden werden. | |
Einen Journalisten des NDR greifen sie ausführlich an: Stefan Schölermann. | |
„Der Antifa-Journalist“ würde „am Fließband Beiträge gegen | |
’Rechtsextremismus‘ […] oder das, was er dafür hält“, produzieren und… | |
„seine Aufgabe“ darin, „die Existenz Andersdenkender zu vernichten“. Die | |
Passage ist fast wortwörtlich einem Artikel aus der DS entnommen worden. In | |
der Monatszeitung der NPD lief vor Jahren eine Rubrik gegen Journalisten, | |
die kontinuierlich zum Rechtsextremismus berichteten, um vor „jeglichem | |
Umgang mit diesen Personen […] dringend abzuraten“. | |
Im März 2010 wurde zu Schölermann ausgeführt, dass eine „Jagdtrophäe | |
Schölermanns“ ein Filialleiter der Volks- und Raiffeisenbank Pinneberg sei. | |
Der Reporter bei NDR Info hatte berichtet, dass der Angestellte Autor des | |
Buchs „Blutzeugen“ war, das in einem rechtsextremen Verlag veröffentlicht | |
wurde. Vier Jahre später finden sich diese Formulierungen nun in der | |
Zuerst. Kein Ausrutscher: In der Dezemberausgabe 2013 griff Reinhartz | |
bereits Schölermann mit Bezug auf die DS an. | |
## Schlecht recherchiert | |
Beide Medien blenden aus, dass Schölermann auch kritisch zur linken Szene | |
berichtet und angekündigte Blockaden bei rechten Aufmärschen offen ablehnt. | |
„Der Teil des Zuerst-Textes, der sich mit meiner Arbeit befasst, enthält | |
aus meiner Sicht schwere inhaltliche Fehler. Fehler, die sich durch ein | |
einfaches Telefonat hätten ausräumen lassen“, sagt Schölermann. | |
Ob man solch einen Text ernst nehmen könne, müsse jeder für sich | |
entscheiden. „Wer fast wörtlich Teile eines bereits vor vier Jahren | |
erschienenen Artikels aus der Parteizeitung der rechtsextremen NPD | |
abschreibt oder übernimmt, muss sich fragen lassen, wessen Geistes Kind er | |
ist.“ | |
Zuerst! erscheint bereits im fünften Jahrgang bei der Verlagsgruppe „Lesen | |
& Schenken GmbH“ von Dietmar Munier. In Bahnhofskiosken, Lebensmittelketten | |
und Zeitungsständen liegt das Hochglanzmagazin aus. Seine Intention | |
verschweigt Munier nicht: Mit der „zweifelsfrei rechten Zeitung“, sagte der | |
Verleger gegenüber dem Szeneportal „Gesamtrechts“, sollen in der | |
Bundesrepublik die „ganzen Alt-68er, die am Drücker sitzen, ordentlich in | |
die Zange“ genommen werden. Schließlich sei Deutschland in „höchster | |
Gefahr“: durch „massenhafte Einwanderung“, „rekordverdächtige Fortpfla… | |
der Fremden“ und „Verlust der eigenen ethnischen Identität“. | |
Einen offenen Bezug zur NPD vermeidet die Redaktion, die Quelle der | |
Textpassage wird auch nicht angegeben. 2013 erreichte Munier vor Gericht, | |
dass die Verlagsgruppe nicht mehr im Verfassungsschutzbericht des | |
Landesamtes erwähnt werden darf. Ein Jahr zuvor hatten NDR und taz | |
berichtet, dass bei einer Sonnenwendfeier von Munier der Holocaustleugner | |
Ernst Zündel zu Gast war. | |
4 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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