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# taz.de -- Verkehrsunfall in Russland: 20 Tote bei Metro-Unglück
> Drei Waggons der Moskauer U-Bahn springen aus den Gleisen. Es ist die
> schwerste Katastrophe seit den Anschlägen von 2010.
Bild: Abtransport eines Verletzten.
MOSKAU taz | Bei einem Zugunglück in der Moskauer Metro sind am
Dienstagmorgen mindestens zwanzig Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 160
wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben der Moskauer Behörden waren
drei Waggons eines Zuges aus den Gleisen gesprungen und hatten sich
ineinander verkeilt. Einer der Waggons hatte sich im Tunnel quergestellt
und den Rettungskräften den Zugang zu den Passagieren versperrt. Bis zum
späten Nachmittag hatten die Helfer noch nicht alle Verletzte aus den
Trümmerteilen befreien können.
Der Streckenabschnitt an der U-Bahnstation Park Pobedy (Park des Sieges)
gehört mit mehr als 850 Metern zu den tiefer gelegenen Stationen der
U-Bahn. Die „blaue Linie“ führt in den Moskauer Westen und verläuft
parallel zum Kutusowskij Prospekt, der Regierungstrasse und dem täglichen
Dienstweg Wladimir Putins in den Kreml. Die strategische Bedeutung des
Objektes sei eine Garantie dafür, dass die Folgen der Havarie in Windeseile
behoben werden, meinten Nutzer der sozialen Netze sarkastisch.
Auf den Rasenflächen vor der Metro-Station lagen am Morgen Dutzende
blutüberströmte Verletzte, die zum Teil alleine aus dem Bahnhof
herausgekommen waren. Augenzeugen und Betroffene berichteten, dass sie nach
dem Unfall eine Stunde auf Hilfe hätten warten müssen und zwischendurch
auch weder informiert noch instruiert worden seien, wie sie sich zu
verhalten hätten. Dennoch glich der Unfallort über der Erde nach kurzer
Zeit einem riesigen Feldlazarett, das von Rettungshubschraubern versorgt
wurde.
Der Unfall ist die schwerste Katastrophe nach dem [1][Anschlag einer
Selbstmordattentäterin in der Metro im März 2010], bei dem mehr als vierzig
Menschen ums Leben kamen. Einen terroristischen Hintergrund wollten die
Moskauer Behörden bereits kurz nach dem Geschehen als Unglücksursache
ausschließen.
## Externe Notbremsung
Die Gründe sind bislang noch nicht geklärt. Eine der ersten Versionen ging
davon aus, dass es einen plötzlichen Stromabfall gegeben habe, der einen
falschen Alarm und eine externe Notbremsung auslöste. Fraglich ist jedoch,
ob eine vom Sicherheitssystem programmierte planmäßige Notbremsung nicht
auch vorsieht, dass die U-Bahn-Wagen durch das abrupte Bremsen nicht aus
den Gleisen springen.
Unabhängige Fachleute äußerten sich im Radio Echo Moskwy eher skeptisch.
Derartige Verwüstungen könnten nur die Folge mechanischer Defekte sein, die
an den Achsen- und Radaufhängungen zu suchen seien oder auch am Gleiswerk.
Wie immer in Momenten größter Not kündigten die Vertreter des Staates an,
die „Schuldigen zu ermitteln“, sie zu „entlassen“ und vor Gericht zu
stellen. Dahinter verbirgt sich unterdessen nicht vielmehr als ein Ritual.
Ähnlich der öffentlichen Bekanntgabe, die unmittelbar nach solchen
Tragödien erfolgt, in der der Staat Betroffenen mitteilt, welche Summe er
als Kompensation für Tod und Invalidität er zahlen werde.
Wenn etwas in Russland zuverlässig funktioniert, dann ist es die Moskauer
Metro, die einem Uhrwerk gleicht. In den letzten Jahren kam es unterdessen
immer häufiger zu Störungen. Die Infrastruktur bräuchte eine
Generalüberholung und auch die technische Kontrolle müsste von unabhängigen
Experten vorgenommen werden.
15 Jul 2014
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## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
## TAGS
Moskau
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U-Bahn
Katastrophe
Russland
Tote
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