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# taz.de -- Neuer Präsident in Indonesien: Ein ehrlicher Mann für Indonesien
> Joko Widodo, Gouverneur von Jakarta, wird künftig Regierungschef von
> Indonesien. Sein Erfolg ist auch ein Sieg über das Militär.
Bild: „Jokowi“ auf einer Bank im Park von Waduk Pluit in Jakarta.
JAVA taz | Joko Widodo, genannt Jokowi, ist Präsident. Eine Sensation in
jeder Hinsicht: Der 53-jährige Forstwissenschaftler wird der erste
Präsident Indonesiens sein, der weder dem Militär noch einer islamischen
Organisation noch einer politischen Dynastie angehört.
Als Möbelhändler arbeitete der Sohn einfacher Leute sich hoch und machte
sich zunächst als Bürgermeister der zentraljavanischen Stadt und später als
Gouverneur von Jakarta einen Namen als Politiker der kleinen Leute. Er gilt
als harter Arbeiter und vor allem als nicht korrupt. Erst Ende März diesen
Jahres rang sich Indonesiens Demokratische Partei des Kampfs (PDI-P) durch,
den populären Politiker als Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Die
bisherige Oppositionspartei gewann daraufhin bei den Parlamentswahlen die
meisten Sitze.
Sieben renommierte Meinungsforschungsinstitute präsentierten bereits am 9.
Juli Hochrechnungen, in denen Jokowi durchschnittlich 5 Prozent Vorsprung
vor seinem einzigem Gegner hatte, dem ultranationalistischen Exgeneral
Prabowo Subianto. Dieser jedoch erklärte sich ebenfalls zum Sieger, nachdem
drei weitere Meinungsforschungsinstitute behaupteten, er führe 2 bis 3
Prozent vor Jokowi. Alle drei Institute gehören Unterstützern der
politischen Kampagne Prabowos.
Zwei Wochen lang herrschte danach politischer Stillstand. Angespannt
wartete die junge Demokratie – sowie inländische und ausländische
Investoren – auf die offizielle Verkündung der Stimmenzählung durch die
Nationale Wahlkommission. In Dutzenden Wahlbezirken musste die Wahl wegen
Unregelmäßigkeiten wiederholt werden. Am Ende führte Jokowi mit 53,15
Prozent vor Prabowo Subianto mit 46,85 Prozent – der bislang engste Ausgang
der Präsidentschaftswahl in Indonesien.
## General Subianto keift weiter
„Die Wahl ist vorbei. Eine gerichtliche Verhandlung wird daran nichts
ändern. Ich werde den politischen Prozess nur noch bis zur offiziellen
Verkündung der Wahlergebnisse beaufsichtigen, danach gebe ich mein Mandat
zurück“, erklärte Prabowos Wahlkampfleiter Mahfud M. D. am Montag, ehemals
oberster Richter am Verfassungsgericht. Hatta Rajasa, Vorsitzender der
moderat-islamischen Partei PAN, der als Prabowos Stellvertreter
kandidierte, gestand die Niederlage ebenfalls ein.
Nur Prabowo Subianto und seine Partei Gerindra bestehen weiterhin darauf,
die Wahl nicht verloren zu haben. Sein Team habe „massiven Betrug“ beim
Auszählen und „Millionen illegaler Stimmabgaben“ gemeldet. Beweise dafür
legte er allerdings bislang nicht vor. Anstatt – wie erwartet – die
Rechtmäßigkeit der Wahlen vom Verfassungsgericht prüfen zu lassen, trat
Prabowo nur zwei Stunden vor der Verkündung des Wahlergebnisses als
Präsidentschaftskandidat zurück. Seine verbliebene Koalition will die Wahl
nicht anerkennen und kündigte an, alles zu tun, „um die Demokratie zu
sichern“.
Der Multimillionär und Exschwiegersohn des ehemaligen Diktators Suharto
verfügt über genügend finanzielle Mittel, um seine Anhänger zu mobilisieren
und seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Zwar appellierte er, keine
Gewalt anzuwenden, rief seine Anhänger aber zuvor bereits auf, den
Hauptsitz der Wahlkommission „abzusichern“. Mehr als 3.400 Polizisten
stehen für dieselbe Aufgabe bereit.
Wahlsieger Jokowi dagegen bat seine Anhänger, bei der Bekanntgabe der
Ergebnisse zu Hause zu bleiben, um niemanden zu provozieren: „Betet und
schaut fern. Wir überlassen die Sicherheitsmaßnahmen lieber der Polizei und
dem Militär.“ Landesweit stehen rund 250.000 Polizisten und Soldaten
bereit, um bei eventuellen Unruhen einzuschreiten.
22 Jul 2014
## AUTOREN
Christina Schott
## TAGS
Indonesien
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