| # taz.de -- Nachruf Robin Williams: Reden konnte er wie kein anderer | |
| > Das Komische bestimmte seine Laufbahn. Und seine Stimme, die er auf | |
| > irrwitzige Weise beschleunigen konnte. Jetzt ist Robin Williams mit 63 | |
| > Jahren gestorben. | |
| Bild: Der Mann mit der Stimme: Robin William starb mit nur 63 Jahren | |
| Reden konnte Robin Williams wie kein anderer. Mühelos imitierte er Stimmen, | |
| mühelos wechselte er den Akzent, mal sprach er, als hätte er in Oxford | |
| studiert, mal mit russischer Färbung, dann wieder so, dass man ihn für | |
| einen Mann aus dem Süden der USA halten musste. Er schraubte seine Stimme | |
| in ungeahnte Höhen und ließ sie in ebensolche Tiefen stürzen. | |
| Mit dem Repertoire, das ihm zur Verfügung stand, hätte er ohne Probleme | |
| alle Sprechrollen in einem Zeichentrickfilm übernehmen können. Aber auch | |
| wenn er nur eine oder zwei der animierten Figuren synchronisierte wie in | |
| „Aladdin“ von Ron Clements und John Musker (1992), hinterließ er bleibenden | |
| Eindruck. | |
| Freien Lauf konnte Williams diesem immensen sprachakrobatischen Talent in | |
| „Good Morning, Vietnam“ lassen. In Barry Levinsons Spielfilm aus dem Jahr | |
| 1987 gibt er einen Radiomoderator der US-amerikanischen Armee, der in | |
| Saigon stationiert ist. In einer Szene legt er eine Single auf und spielt | |
| sie mit falscher Geschwindigkeit ab. Als die Platte zu langsam abläuft, ist | |
| sein Redefluss so schleppend-unterseeisch wie die Musik. Als er hochdreht, | |
| beschleunigt er seine Stimme auf irrwitzige Weise, ein manischer Sprecher. | |
| Und als er die Single rückwärts abspielt, spricht er rückwärts mit | |
| Teufelszungen. | |
| Die Unkonventionalität dieses Radiomoderators findet ein Echo in anderen | |
| Rollen, die Robin Williams annahm: Es sind oft Figuren, die sich gegen | |
| starre, sinnlose Ordnungen auf sanfte Weise zur Wehr setzen, die deshalb | |
| bei ihren Vorgesetzten anecken und deren Herz auf dem rechten Fleck sitzt. | |
| In „Der Club der toten Dichter“ von Peter Weir (1989) bringt er diesen | |
| Typus, der gegen die Unbilden der Verhältnisse seine grundgute | |
| Menschlichkeit ins Feld schickt, zur Perfektion, indem er einen Lehrer in | |
| einem Jungen-Internat spielt; ihm gelingt es, seine Schüler für die | |
| Schönheit der Dichtkunst und die Freuden des Nonkonformismus zu begeistern. | |
| ## Depressionen, Alkohol und Drogen | |
| Robin Williams wurde am Montag tot in seinem Haus in der Nähe von San | |
| Francisco gefunden. Er war erst 63 Jahre alt. Die Todesursache wird noch | |
| untersucht, die Anzeichen deuten auf Freitod. Der Schauspieler machte kein | |
| Geheimnis daraus, dass er an Depressionen litt und gegen Alkohol- und | |
| Drogensucht kämpfte. Auf den ersten Blick mag dies in eigentümlichem | |
| Kontrast zu seinem komödiantischen Talent stehen: aber wer andere dazu | |
| bringt, entfesselt zu lachen, muss selbst noch lange kein glücklicher | |
| Mensch sein. | |
| Williams kam im Juli 1951 in Chicago zur Welt; sein Vater arbeitete beim | |
| Automobilkonzern Ford, seine Mutter war Model. Er wuchs in der Nähe von | |
| Detroit und in San Francisco auf. Bevor er Schauspiel in Kalifornien und in | |
| New York studierte, hatte er Seminare in Politikwissenschaften besucht. | |
| Erste Auftritte als Stand-up-Comedian hatte er in Clubs in Los Angeles und | |
| San Francisco, zum Beispiel im „Comedy Store“. Bald folgten auch | |
| Fernsehengagements in Comedy-Serien wie „America 2-Night“ oder „Saturday | |
| Night Life“. Seine erste wichtige Rolle erhielt er in der TV-Serie „Mork & | |
| Mindy“ (1978–1982). Auch im Theater war er zu sehen: 1988 in Mike Nichols’ | |
| Inszenierung von „Warten auf Godot“. | |
| Das komische Fach bestimmte zwar seine Kinolaufbahn – man denke nur an | |
| „Mrs. Doubtfire“, einen Film von Chris Columbus (1993), in dem er einen | |
| Mann spielt, der sich nach einer schwierigen Scheidung als Gouvernante | |
| verkleidet, um seiner Frau und seinen Kindern nahe zu sein. Mit dem | |
| Küchenbesen tanzt er Foxtrott, seine Schaumstoffbrüste versengt er am | |
| Gasherd. Aber er konnte auch anders: In „One Hour Photo“ von Mark Romanek | |
| (2002) etwa spielte er den Angestellten eines Fotogeschäfts, der heimlich | |
| einer Familie nachstellt, sie obsessiv fotografiert und diese Fotos | |
| sammelt. Und im selben Jahr trat er in Christopher Nolans Thriller | |
| „Insomnia“ als Mörder auf, der auch schon mal behände über Baumstämme | |
| flüchtete, die einen Fluss hinabtrieben, während der ermittelnde Kommissar, | |
| von Al Pacino gespielt, unter die Stämme gleitet und fast ertrinkt. | |
| Williams’ Tod rief Erschütterung in Hollywood hervor, viele Filmschaffende | |
| äußerten ihre Bestürzung. Auch Barack Obama erinnerte an ihn: „Er war | |
| Soldat, Arzt, Genie, Kindermädchen, Präsident, Professor, ein lärmender | |
| Peter Pan und alles dazwischen“, sagte der US-amerikanische Präsident. „Er | |
| brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen.“ | |
| 12 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Cristina Nord | |
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