# taz.de -- Mord an Mohammed Abu Khdeir: Ben-David bereut seine Tat | |
> Der Hauptverdächtige im Mordfall des jungen Palästinensers sagt aus. | |
> Dieser war von drei Israelis entführt und verbrannt worden. | |
Bild: Tarik Khdeir vor einem Transparent mit dem Bild seines ermordeten Cousins… | |
JERUSALEM taz | Josef Ben-David sieht eigentlich ganz harmlos aus. Doch die | |
Aussage des Hauptverdächtigen im Mordfall des 16-jährigen Palästinensers | |
Mohammed Abu Khdeir ist Stoff zum Gruseln. Der 29-jährige Optiker und | |
Familienvater, dem zwei Minderjährige in der Mordnacht zur Seite standen, | |
lässt im Verhör mit der Polizei die Ereignisse der folgenschweren Nacht, in | |
der Khdeir ermordet wurde, Schritt für Schritt Revue passieren. | |
Diese Woche gab die Polizei Ausschnitte aus dem Verhör zur Veröffentlichung | |
frei. Im Westjordanland hatte die Nachricht vom Tod des Teenagers eine | |
Welle gewalttätiger Demonstrationen ausgelöst, in deren Verlauf es zu | |
weiteren Toten kam. | |
Abu Khdeir war am frühen Morgen des 2. Juli entführt worden. Am Vorabend | |
hatte die Beerdigung der drei israelischen Teenager stattgefunden, die zwei | |
Wochen zuvor entführt und ermordet worden waren. Dieser Gewaltakt löste in | |
Israel eine Welle der Sympathie für die Familien der drei Talmudschüler | |
aus, die ein Internat in einer Siedlung im Westjordanland besuchten und per | |
Anhalter auf dem Weg nach Hause waren, als sie in die Hände ihrer Mörder | |
fielen. Israels Regierung machte palästinensische Anhänger der Hamas | |
verantwortlich. | |
Ben-David und seine Mittäter, die nur als „N.“ und „M.“ in den Medien | |
auftauchen und offenbar Brüder und entfernt mit ihm verwandt sind, haben | |
laut Verhörunterlagen aus Zorn über den Mord an den drei Teenagern | |
gehandelt. Zunächst hätten sie vorgehabt, „Araber zu belästigen, Eigentum | |
zu zerstören oder irgendjemanden zu verprügeln“. | |
## Zunächst unentschlossen | |
Diese Aussage passt nicht mit der Tatsache zusammen, dass Ben-David mit | |
einem der Brüder am Vortag des Mordes schon einmal versucht hatte, ein Kind | |
zu entführen, und zwar am gleichen Ort im arabischen Wohnviertel Schoafat. | |
Die Polizei hatte leichtes Spiel, die Täter dingfest zu machen, weil | |
überall an der Straßenbahnhaltestelle Kameras installiert sind. Außerdem | |
hatte Ben-David noch vor der Entführung Abu Khdeirs fünf leere Colaflaschen | |
mit Benzin gefüllt, um ihn zu verbrennen. Der Teenager war nach | |
pathologischen Untersuchungsergebnissen noch am Leben, als ihn seine Mörder | |
in Brand steckten. | |
Die drei Tatverdächtigen seien zunächst noch unentschlossen gewesen und | |
hätten haltgemacht, um etwas zu trinken und zu essen. Als der arabische | |
Ladenbesitzer die drei freundlich darauf aufmerksam machte, das Wechselgeld | |
nicht zu vergessen, hätten sie fast ihren Plan geändert, heißt es in der | |
Aussage. Irgendwann seien sich die drei aber doch einig gewesen. | |
„Sie haben drei von uns genommen, wir nehmen einen von ihnen“, so resümiert | |
Ben-David die Entscheidung zum Mord. Die beiden minderjährigen Brüder sind, | |
wie die Opfer der Entführung zwei Wochen zuvor, orthodoxe Juden und | |
Talmudschüler. | |
## „Wir sind Juden, wir haben ein Herz“ | |
Um sicherzugehen, dass ihr Opfer kein Jude sei, habe einer der | |
Tatverdächtigen Abu Khdeir auf Hebräisch nach dem Weg gefragt. Als der | |
Junge darauf nicht antworten konnte, schlug ihm, laut Zeugenaussage, N. ins | |
Gesicht, während M. ihm den Mund zuhielt, damit er nicht um Hilfe schreien | |
könne. Er habe sich zur Wehr gesetzt, als die Männer ihn in den Wagen | |
zerrten. | |
„Ich schrie: Mach ihn fertig!“, so Ben-David. „Irgendwann hörte er auf, | |
sich zu wehren.“ Er habe den Bewusstlosen wiederholt geschlagen und | |
getreten. Bei jedem Schlag habe Ben-David die Namen jüdischer Terroropfer | |
gerufen. „Dies ist für Eyal, dies für Naftali und dies für Gilad“ – die | |
drei ermordeten Israelis. Anschließend hätten die Verdächtigen Beweise | |
vernichtet. Ben-David bedauert die Tat. „Wir sind Juden, wir haben ein | |
Herz.“ | |
12 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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