# taz.de -- Globaler Wassermangel: Kein Wasser, keine Wirtschaft | |
> Der WWF warnt: Der globale Kampf um die Ressource Wasser könnte für | |
> milliardenschwere Verluste von Firmen auf dem deutschen Markt sorgen. | |
Bild: Nicht überall ist so viel Wasser verfügbar wie hier am Rhein. | |
BERLIN taz | Zum Beispiel der Modekonzern H&M. Für ihn wurde es teuer, als | |
vor vier Jahren die Baumwollernte in großen Teilen Pakistans verwüstet | |
wurde. Der Monsunregen war so extrem wie seit achtzig Jahren nicht. Die | |
Baumwollpreise stiegen. Mal sind es Überflutungen, mal sind es Dürren – | |
Unternehmen auf dem hiesigen Markt drohen „im Extremfall | |
Milliardenausfälle“. | |
Davor warnte am Mittwoch der Umweltverband WWF in einer Studie namens „Das | |
importierte Risiko. Deutschlands Wasserrisiko in Zeiten der | |
Globalisierung“. | |
Selbst das konservative Weltwirtschaftsforum stuft diese als eine der fünf | |
weltweit größten Risiken ein. Doch der Wasserexperte des WWF, Philip | |
Wagnitz, hat mit seinen Kollegen nun erstmals Wirtschaftssektoren und | |
Einfuhrländer genauer auf das ökonomische Risiko hin abgeklopft. So bezog | |
die deutsche Wirtschaft allein im Jahr 2013 rund 180.000 Tonnen Tomaten im | |
Wert von 250 Millionen Euro aus Südspanien, wo die Felder bewässert werden | |
müssen. Dafür wird längst kostspielig Meerwasser entsalzt, weil das | |
Grundwasser nur noch wenig hergibt. | |
Anderes Beispiel: Aus dem südafrikanischen Bergbau importierten hiesige | |
Unternehmen in einem Jahr 5,4 Millionen Tonnen Rohstoff, etwa Steinkohle, | |
Metalle und Erze im Wert von 1,9 Milliarden Euro. Die Minenbetreiber in | |
Südafrika benötigen dafür jeden Tag rund 70 Millionen Liter Grundwasser für | |
Kühlung und Staubminderung. Und noch ein Fall: Aus Kenia kommen zwei | |
Drittel aller in Deutschland verkauften Rosen. Pro Stück werden knapp 4 | |
Liter Wasser gebraucht, das vor allem aus dem Naivashasee kommt. Sein | |
Wasserspiegel sinkt. Wie lange kann das noch gut gehen? | |
## Verbrauch senken, Abwasser aufbereiten | |
Viele Konzernen müssten mit Imageproblemen rechnen – und mit | |
Standortschließungen, meinte Ökoexperte Wagnitz. So habe der | |
Getränkekonzern Coca-Cola erst vor Kurzem in Indien eine Abfüllanlage | |
schließen müssen. Die Bauern hatten beklagt, dass für die Brauseherstellung | |
Wasser verschwendet werde, das ihnen fehle. Den Standort wechseln – hier | |
dicht- und dort wieder aufmachen – sei keine Lösung mehr, sagte WWF-Mann | |
Jörg-Andreas Krüger. Wasser sei wegen des Klimawandels bereits vielerorts | |
knapp. Zugleich werde immer mehr Wasser benötigt. Das Risiko hätten „viele | |
Manager aber noch nicht auf dem Schirm.“ | |
Krüger und seine Kollegen wollen diese Manager für das | |
„Water-Stewardship-Konzept“ gewinnen, dafür „gemeinsam Verantwortung zu | |
übernehmen“. Anders gesagt: sich zu kümmern. Natürlich könnten einzelne | |
Unternehmer nicht alle Risiken allein aus der Welt schaffen, Behörden | |
müssten ebenso mitziehen, sagte Krüger. Am Anfang stehe eine genaue Analyse | |
der Wertschöpfungskette. Firmen bezögen ihre Waren häufig von einer Börse, | |
wo sie hergestellt würden, sei ihnen oft nicht klar. | |
Einzelne Firmen hätten das Problem bereits erkannt. H&M arbeitet zum | |
Beispiel mit dem WWF zusammen. Der taz erklärte der Konzern, er werde | |
spätestens bis zum Jahr 2015 eine Wasserstrategie umsetzen. Besonders in | |
der Textilverarbeitung – bei Wasch- und Färbeprozessen – soll der Verbrauch | |
gesenkt und das Abwasser besser behandelt werden. | |
Aber auch auf den Baumwollfeldern ließe sich einiges tun, meint WWF-Experte | |
Wagnitz – und rechnet vor: In Pakistan werden für ein Kilo Baumwolle 8.700 | |
Liter Wasser verbraucht. Zumeist werden die Felder mit Wasser aus dem | |
örtlichen Fluss geflutet. Ein Drittel verdunstet oder versickert wegen | |
maroder Kanäle auf dem Weg. Wagnitz: „Wer allein das Bewässerungssystem | |
modernisiert, schafft ein großes Einsparpotenzial“. Es wäre ein Anfang. | |
27 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Hanna Gersmann | |
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