# taz.de -- Tatort aus der Schweiz: Paranoia und crazy Gattin | |
> Thematisch ein Mix aus Wikileaks in Kleinformat und dem Fall Gustl | |
> Mollath: Die Folge „Verfolgt“ gewinnt sogar im Duell mit dem | |
> Blumengießen. | |
Bild: Kommissar Reto Flückiger (l.) verhört ITler Thomas Behrens. | |
Bislang gab’s immer zwei verdammt gute Gründe, an einem | |
Schweizer-„Tatort“-Sonntag abends Canasta zu spielen, Blumen zu gießen oder | |
den Kühlschrank abzutauen. Grund eins: chronisch schlechter „Tatort“. Grund | |
zwei: die Synchronisation von Schwyzerdütsch nach Hochdeutsch. Zum Jaulen | |
schlecht. Aber okay, sie lenkte immerhin von dem Fall ab, der ja … wie | |
gesagt: Grund eins. | |
Doch das greift beim neuen Fall „Verfolgt“ (Buch: Martin Maurer, Regie: | |
Tobias Ineichen) nicht so automatisch wie sonst. Die ersten Minuten sind | |
super. Ein Mann hetzt keuchend durch die Luzerner Innenstadt (hübsch!), die | |
Augen weit aufgerissen, und dann und wann ein schwarzer Jeep. Der Mann | |
(herrlich verknautscht: Alexander Beyer) ist der Deutsche Thomas Behrens, | |
IT-Experte einer Luzerner Privatbank. Und während er da durch die Straßen | |
irrt, liegt seine Geliebte tot in einer fremden Wohnung. Als Behrens bei | |
der Polizei auftaucht, sucht er Schutz – mit dem Mord will er nichts zu tun | |
haben. | |
Die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia | |
Mayer) sind unschlüssig: Hat Behrens wirklich brisante Bankdaten geklaut, | |
die Wirtschaftskriminalität aufdecken könnten? Und wer hat die Geliebte | |
umgebracht? Was ist mit deren Ehemann, was mit Frau Behrens, die vor Angst | |
zu Hause alles abdunkelt? Wer wird wirklich verfolgt, wer will sich nur als | |
Opfer inszenieren? Und wieso hängt der Polizeichef dauernd mit dem | |
Bankdirektor rum und will von dem Fall nix wissen? | |
Prädikat: joah, kann man anschauen. Besser als Kühlschrankabtauen. | |
Thematisch ein Mix aus Wikileaks in Kleinformat und dem Fall Gustl Mollath, | |
siehe Bankdatenschieberei, Paranoia und crazy Gattin samt Affäre. | |
Dennoch: Wer in der Nähe zur Schweizer Grenze wohnt oder sonst wie SF1 | |
empfangen kann, sollte besser das Original anschauen. Beim nächsten Mal | |
plädiere ich für Untertitel. | |
7 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Anne Haeming | |
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