Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Tatort“ aus München: „Ich kann machen, was ich will“
> Im ARD-Tatort „Wüstensohn“ stoßen Batic und Leitmayr ins exterritoriale
> Gebiet der Diplomatie vor. Wilson Gonzalez Ochsenknecht feiert weiter
> Parties.
Bild: Nasir al Yasaf, gespielt von Yasin el Harrouk, genießt als Sohn des Emir…
Das Spannungsfeld dieses „Tatorts“ in zwei Zitaten: Nasir Al Yasaf, der
Prinz des fiktiven Emirats Kumar: „Ich kann mit 180 durch München fahren,
ich kann koksen, so viel ich will, ich kann in der Disco rumballern, ich
kann machen, was ich will.“
Ivo Batic, Münchener Kriminalhauptkommissar: „Es ist mir scheißegal, wer
oder was dein Vater ist. Wir sind hier in Deutschland, hier gelten Regeln,
und wenn du dich an die nicht hältst, dann sitzt du eher in der Zelle, als
du ’Emir‘ gesagt hast.“
Und so macht der Prinz (Yasin el Harrouk) das, was er will: Er brettert mit
seinem weißen Lamborghini durch München. Dumm nur, dass neben ihm eine
Leiche sitzt. Noch dümmer für Batic (Miroslav Nemec) und seinen Kollegen
Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), dass sie da nicht viel machen können.
Diplomat und Immunität und so.
Nur gut, dass der Generalkonsul „ziemlich kooperativ“ ist, wie die
Staatsanwältin sagt, „mit dem kriegen wir das schon hin“. Leider weiß der
erprobte Zuschauer sofort, dass dieser Schmierlappen keine große Hilfe sein
dürfte. Und er weiß auch, dass es bei der Mordsgeschichte um viel mehr als
einen toten Diplomatenkumpel gehen muss: Bayern will U-Bahnen nach Kumar
verkaufen, nebenbei sollen auch ein paar Rüstungsgüter rübergeschafft
werden ins Emirat, das mit dem Arabischen Frühling ungefähr so viel am Hut
hat wie der Münchener Herbst. Kumar ist eher so ein Emirat, wie es
Fifa-Präsident Sepp Blatter oder Kaiser Franz gerne sehen.
Leider verirrt sich dieser „Tatort“ recht schnell zwischen Koks- und
Partybildern. Doch wenn man den in einer Nebenrolle auftauchenden Wilson
Gonzalez Ochsenknecht beim Feiern sehen will, kauft man sich eine Bunte,
Gala oder Bild. Immerhin bleibt die Erkenntnis darüber, wie deplatziert Ivo
Batic in der Disco wirkt. Vielleicht gibt’s da zu wenige Regeln, vor allem
wenn kleine Diplomatenlümmel dort herumlungern.
14 Sep 2014
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Tatort
München
ARD
Tatort
Tatort
Wien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tatort „Blackout“: Lena kann nicht schlafen
Passend zum Jahrestag steckt die Ludwigshafener Kommissarin in der Krise.
Für das tatortmüde Publikum ist die übertriebene Darstellung wohl nötig.
Tatort aus der Schweiz: Paranoia und crazy Gattin
Thematisch ein Mix aus Wikileaks in Kleinformat und dem Fall Gustl Mollath:
Die Folge „Verfolgt“ gewinnt sogar im Duell mit dem Blumengießen.
Neuer „Tatort“ aus Wien: Alt und skrupellos
Armut im Alter, Vater-Tochter-Dramen und Crystal Meth: Der ORF-Tatort
„Paradies“, der die neue Saison eröffnet, will vieles auf einmal.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.