# taz.de -- Disput über Gewaltprävention: „Schwerer Schaden“ | |
> Werder Bremen spielt die soziale Karte: „Noch“ könne sich der Verein | |
> präventive Fan-Arbeit leisten – aber keine Polizeikosten-Beteiligung. | |
Bild: Kommt teuer: Polizeieinsatz am Bremer Weserstadion | |
BREMEN taz | Ulrich Mäurer schafft es, die aufgeputschte Diskussion um die | |
Gebührenbeteiligung des SV Werder auf ein angemessenes Maß zu stutzen. | |
Bremens SPD-Innensenator tut das mit einem Vergleich, der die | |
Werder-Verantwortlichen derzeit besonders trifft: „Wir reden hier über eine | |
Summe, von der Sie sich nicht mal einen halben Spieler kaufen könnten.“ | |
Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry, der am Freitag mit Vertretern der | |
Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu | |
einer Anhörung im Bremer Haushalts-Ausschuss kam, hört sich Mäurers | |
Rechnung mit unbewegter Miene an. Die geht so: Von 17 Spielen, die pro | |
Saison in Bremen statt finden, gelten drei bis vier als Risikospiele – und | |
nur an deren Polizeikosten soll sich der Verein beteiligen. Mäurer: „Das | |
macht pro Jahr unter eine Million Euro aus.“ | |
Die DFL hat 620 Millionen Euro Einnahmen allein durch die Vergabe von | |
Werberechten. Werder allerdings schreibt rote Zahlen. Und Andreas Rettig | |
von der DFL beeilt sich zu versichern, dass die Liga keinesfalls breit sei, | |
Polizei-Kosten per Umlage mitzuschultern. „Die Rechnung geht an Werder“, | |
sagt Rettig – und folgert an die Adresse der Abgeordneten: „Sie fügen dem | |
Verein schweren Schaden zu!“ | |
Die Zuversicht, juristisch zu siegen, ist bei den Fußball-Funktionären | |
geschrumpft: Jetzt spielen sie die soziale Karte. Werder investiere – | |
„freiwillig!“ – Millionen für Sozialarbeit und Fanprojekte, trägt Filbry | |
vor – nicht ohne den Zusatz zu vergessen: „Wir müssen uns überlegen, was | |
wir davon noch machen können.“ | |
Doch offenbar ist dem DFB nun auch bewusst, dass Mäurers Vorstoß in der | |
Bevölkerung viel Sympathie findet. „Das sieht nach David gegen Goliath | |
aus“, konstatiert Hendrik Große Lefert vom DFB – um dann zu fragen: „Aber | |
kann man diese Konstellation nicht auch umgekehrt interpretieren? Der | |
kleine Mittelständler SV Werder muss sich gegen die geballte Staatsmacht | |
des Landes Bremen behaupten!“ | |
Um sich bei Risikospielen ausreichend zu „ballen“, braucht Bremen | |
allerdings die Hilfe der Nachbarländer, die ihrerseits Rechnungen stellen. | |
Während für ein „normales“ Bundesligaspiel knapp 150 BeamtInnen reichen, | |
sind es beispielsweise für HSV-Begegnungen gut zehn Mal so viele. Gerechnet | |
auf die Gesamtstärke der Bremer Bereitschaftspolizei heißt das: Ein Drittel | |
ist ausschließlich durch Fußball absorbiert. HENNING BLEYL | |
18 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
## TAGS | |
Polizei | |
Finanzen | |
Fußball | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Fußball-Bund feiert Nazi-Kicker: Der DFB twittert Hakenkreuze | |
1942 gewannen Deutschlands Fußballer ein Spiel gegen die Slowakei. Der DFB | |
twitterte zum 100. Länderspielsieg den historischen Nazi-Triumph – samt | |
Hakenkreuztrikots. |