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# taz.de -- Hells-Angels-Mitglieder festgenommen: Rocker raus aus Güntersen
> Gebäude durchsucht, Waffen beschlagnahmt. Mit dem „Charter Göttingen“
> legt Niedersachsen erstmals eine Hells-Angels-Gruppe still.
Bild: Rocker-Ausrüstung: Kutte, Butterfly- und Bowie-Messer.
HAMBURG taz | Freitagmorgen, fünf nach sechs, im niedersächsischen
Adelebsen: Mit einem Großaufgebot geht die Polizei gegen das Hells Angels
MC Charter Göttingen vor. Die Lange Straße ist gesperrt, Beamte schließen
einen Box-Club, der den organisierten Rockern als Zentrale dient. Ihr
Anführer, in Untersuchungshaft, bekommt eine Verbotsverfügung überreicht,
ebenso wie 13 weitere Vereinsmitglieder in der Region.
Erstmals hat das niedersächsische Innenministerium einen Rockerclub
verboten. Der Grund, so Innenminister Boris Pistorius (SPD): ein
Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der versuchten Erpressung.
„Erstmals ist es in Niedersachsen gelungen, einen Verein die Begehung von
Straftaten polizeilich nachzuweisen“, sagte Landespolizeipräsident Uwe
Binias.
An die 330 Polizeibeamte waren am Morgen im Einsatz, 16 Objekte wurden
durchsucht. Das Vermögen des Vereins habe man finden und beschlagnahmen
wollen, sagte Pistorius. Bis zum Mittag sei umfangreiches Material
gesichert worden, führte Binias aus: fünf Harley-Davidson-Motorräder, die
typischen „Kutten“ der Clubmitglieder, Computer, Mobiltelefone, Deko- und
richtige Waffen – Messer, Schlagringe –, Drogen.
Im Raum Göttingen, in Braunschweig und Hannover nahm die Polizei mehrere
Menschen fest. Das Verbot des seit Herbst 2011 bestehenden Vereins sei ein
wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Rockerkriminalität, so Binias. Zum
Mittel des Verbots hatte Niedersachsen – anders als etwa Schleswig-Holstein
oder Hamburg – bisher noch nie gegriffen. Die Hells Angels in Hannover mit
ihrem langjährigen Chef Frank Hanebuth, der in Spanien in Untersuchungshaft
sitzt, lösten sich 2012 selbst auf.
Wiederholt sind führende Hells Angels in einem Landgasthof im Adelebsener
Ortsteil Güntersen zusammengekommen, noch Ende August erst hatten sich dort
120 Rockerclub-Anhänger getroffen. Den Box-Club wiederum hatte Antonio M.,
früher aktiv bei der 1995 verbotenen, rechtsextremen „Freiheitlichen
Arbeiterpartei Deutschlands“, eröffnet. Zuvor wollte er mit Mario
Messerschmidt, Bundesvorstandsmitglied der Partei „Die Rechte“, eine
Tabledance-Bar eröffnen.
Mit der „Rechten“ plant Messerschmidt, der selbst vor Ort wohnt, für das
kommende Jahr Aktionen in Güntersen. Der 740-Einwohner-Ort werde „durch
eine konzertierte Aktion von Hells Angels und Neonazis in die Zange
genommen“, befürchtete vor Wochen bereits der Grünen-Ortsbürgermeister
Norbert Hasselmann.
„Gut, dass das endlich vorbei ist“, sagt der Adelebsener Bürgermeister Kurt
Prutschke (SPD) erleichtert: „Wir haben lange darauf gewartet, dass die
Polizei etwas unternimmt.“
24 Oct 2014
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rocker
Hells Angels
Razzia
Niedersachsen
Göttingen
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Nazis
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