# taz.de -- Tarifkonflikt bei Amazon: Beschäftigte proben den Ausstand | |
> Beim Onlineversandhändler Amazon wird seit Montagfrüh wieder gestreikt. | |
> Eine Einigung in dem Tarifkonflikt ist nicht in Sicht. | |
Bild: Und weiter geht's: Streik bei Amazon (Archivbild: September 2014). | |
BERLIN taz/dpa | Der Arbeitskampf bei Amazon geht in die nächste Runde. | |
Seit Beginn der Frühschicht wird an fünf der acht Logistikstandorte des | |
Onlineversandhändlers gestreikt. Dazu hat die Dienstleistungsgewerkschaft | |
Verdi ihre Mitglieder aufgerufen. Damit soll Amazon zur Aufnahme von | |
Verhandlungen über einen Tarifvertrag gezwungen werden. | |
Die Arbeitsniederlegungen in den Versandzentren in Leipzig, im hessischen | |
Bad Hersfeld, im bayerischen Graben, im münsterländischen Werne und in | |
Rheinberg am Niederrhein sollen zunächst bis zum Ende der Spätschicht am | |
Mittwoch andauern. Wie es aus Gewerkschaftskreisen heißt, könnten sie | |
allerdings auch noch auf die restliche Woche ausgedehnt werden. Damit will | |
Verdi den Druck auf den renitenten Handelskonzern erhöhen. | |
Seit nunmehr rund eineinhalb Jahren versucht die Gewerkschaft mit einer | |
Strategie der Nadelstiche, tarifvertraglich geschützte Einkommens- und | |
Arbeitsbedingungen bei Amazon durchzusetzen. Ziel ist, den US-Konzern in | |
Deutschland an die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels zu binden. | |
Amazon orientiert sich bislang an den niedrigeren Löhnen der | |
Logistikbranche. Der Unterschied ist nicht unerheblich. Da Amazon auch | |
keine Nachtzuschläge zahle, würde einem Mitarbeiter im Schichtdienst rund | |
250 Euro brutto mehr pro Monat zustehen, hat Verdi errechnet. Hinzu käme | |
der Anspruch auf ein festes Weihnachts- und Urlaubsgeld. | |
Bisher beißen die Arbeitnehmervertreter auf Granit. Das Problem: der | |
schlechte Organisationsgrad der Amazon-Beschäftigten. An dem letzten | |
Ausstand im September beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben bundesweit | |
rund 2.000 Beschäftigte – was schon als Erfolg gesehen wurde. Amazon | |
spricht von 1.300. Insgesamt beschäftigt der Konzern nach eigenen Angaben | |
über 9.000 festangestellte Mitarbeiter. Verdi gibt sich jedoch nach wie vor | |
kämpferisch. „Wir werden weiter streiken“, sagte Verhandlungsführer Jörg | |
Lauenroth-Mago. „Notfalls setzen wir unseren Kampf im Weihnachtsgeschäft | |
fort.“ | |
Unterdessen traf sich NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) am | |
Samstag mit der Amazon-Geschäftsleitung und dem Betriebsrat in Rheinberg. | |
Drei Jahre nach der Öffnung des Logistikzentrums in Rheinberg hätten zwei | |
Drittel der Arbeitnehmer einen unbefristeten Arbeitsvertrag, lobte er. „Das | |
ist nun wirklich keine Kleinigkeit – das kann man nur begrüßen“, sagte der | |
frühere DGB-Landesvorsitzende. Es handele sich überwiegend um | |
Arbeitsplätze, „die niedrigschwellig ausgelegt sind, was die Qualifikation, | |
die eingefordert wird, anbelangt“, sagte Schneider. Zum laufenden | |
Tarifkonflikt äußerte sich der Minister nicht. | |
26 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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