# taz.de -- Weltraummission Rosetta: „Der Ritt auf dem Kometen" | |
> Mit der Landung auf einem Komenten will die ESA am Mittwoch Geschichte | |
> schreiben. Weltraumforscher schauen gebannt auf die Landeeinheit Philae. | |
Bild: So stellt die ESA sich die Landung des Mini-Labors Philae vor. | |
KÖLN afp | Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt | |
will Europa am Mittwoch Raumfahrtgeschichte schreiben: Erstmals soll eine | |
Forschungssonde weich auf einem Kometen aufsetzen. Die Landung auf Komet | |
67P/Tschurjumov-Gerasimenko markiert den spektakulären Höhepunkt der | |
europäischen Kometenjägermission „Rosetta“ – wenn sie denn gelingt. | |
Denn mit „Rosetta“ betreten die Wissenschaftler Neuland. „Auf dem Kometen | |
erwartet uns eine völlig unbekannte Umgebung“, sagt "Rosetta"-Flugdirektor | |
Andrea Accomazzo von der [1][Europäischen Weltraumagentur ESA.] | |
Nach gut zehn Jahren Reise durch das Sonnensystem hatte die „Rosetta“-Sonde | |
mit der Landeeinheit „Philae“ an Bord am 6. August ihren Zielkometen | |
erreicht, den Wissenschaftler kurz Tschuri nennen. | |
Dessen Erforschung könnte einen Schlüssel zum Verständnis der Entstehung | |
von Sonne und Planeten liefern. Denn in Kometen ist ursprüngliches Material | |
konserviert, aus dem sich unserer Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren | |
gebildet hat. Vielleicht können die Schweifsterne sogar die Frage nach dem | |
Ursprung des Lebens beantworten. | |
Bislang lief die „Rosetta“-Mission nach Plan: Die Sonde schwenkte im August | |
in eine Umlaufbahn um Tschuri ein und umkreist seither den zweigeteilten | |
kosmischen Brocken, dessen Aussehen ein wenig an ein Quietsche-Entchen | |
erinnert. „Auch nach einem Jahrzehnt im All arbeitet die Sonde | |
einwandfrei“, berichtet Missions-Manager Fred Jansen. | |
Nun allerdings steht die Landung von „Philae“ bevor und damit die | |
risikoreichste Operation der insgesamt 1,3 Milliarden Euro teuren | |
ESA-Mission. | |
Beim ausgewählte Landeplatz, der kürzlich den Namen „Agilkia“ erhielt, | |
handele es sich zwar um „relativ flaches Gelände“, sagt | |
„Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec vom [2][Deutschen Zentrum für Luft- | |
und Raumfahrt (DLR)]. Doch die Beschaffenheit des Kometenbodens kennen die | |
Forscher bisher nicht. „Das Aufsetzen wird eine große Herausforderung | |
sein.“ | |
## Entscheidung fällt Mittwochmorgen | |
Bereits seit eineinhalb Wochen führt die „Rosetta“-Muttersonde Flugmanöver | |
aus, um sich in die richtige Flugbahn für die Abtrennung des | |
„Philae“-Minilabors zu bringen. Die Entscheidung, ob der Landevorgang wie | |
geplant eingeleitet wird, soll am Mittwochmorgen zwischen 7.35 und 8.35 Uhr | |
mitteleuropäischer Zeit fallen. Läuft alles wie geplant, wird „Philae“ da… | |
um 09.35 Uhr von „Rosetta“ abdocken – in 22,5 Kilometern Höhe über dem | |
Kometen. | |
Muttersonde und Lander sind zu diesem Zeitpunkt 509.500.000 Kilometer von | |
der Erde entfernt, die Signale von dort brauchen 28 Minuten und 20 Sekunden | |
bis zur Erde. Um 10.03 Uhr hoffen die Forscher daher auf die Bestätigung, | |
dass „Philae“ auf dem Weg zur Kometenoberfläche ist. | |
Auf seinem Flug folgt der Lander einer vorab im DLR programmierten | |
Computer-Sequenz. Bahnkorrekturen sind nicht möglich, denn „Philae“ ist | |
nicht steuerbar. Nach rund sieben Stunden wird das Landegerät auf Tschuri | |
aufsetzen: Für 17.00 Uhr sehnen die mitfiebernden Wissenschaftler in den | |
Kontrollzentren in Darmstadt (ESA), Köln (DLR) und Toulouse (französische | |
Raumfahrtagentur CNES) die Landebestätigung herbei. | |
## Es gilt das Prinzip Hoffnung | |
Doch bis dahin gilt trotz der akribischen Vorbereitung das Prinzip | |
Hoffnung. Es besteht durchaus die Gefahr, dass „Philae“ bei der Landung | |
umkippt – beispielsweise wenn der Lander in einem steilen Hang aufsetzen | |
sollte oder eines seiner drei Landebeine ausgerechnet auf ein dicken | |
Brocken trifft. | |
Im Idealfall wird „Philae“ sofort nach dem Bodenkontakt zwei Ankerharpunen | |
abschießen und sich auf der Kometenoberfläche festzurren. Zusätzlich soll | |
eine Kaltgasdüse das Landegerät gegen die Oberfläche des Kometen drücken. | |
Denn die Schwerkraft von Tschuri ist verschwindend gering. | |
Sollte der „Ritt auf dem Kometen“ gelingen, würde Europa einen Meilenstein | |
in der Raumfahrthistorie setzen – und möglicherweise auch in der Geschichte | |
der Astronomie. ESA-Generaldirektor Jacques Dordain ist jedenfalls sicher: | |
„Uns stehen völlig neue Entdeckungen bevor.“ | |
11 Nov 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://rosetta.esa.int/ | |
[2] http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10081/151_read-11272/#/gall… | |
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