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# taz.de -- Meese wütet wegen Rauswurf aus Bayreuth: „Kulturarschkriecher! K…
> Jonathan Meese darf 2016 nicht den „Parsifal“ inszenieren. Als Replik
> brüllt er auf einem Literaturfest Vorwürfe ins Mikro, bis es
> vollgespeichelt ist.
Bild: Skandal-Künstler Meese sieht sich als „Wagners Bluthundbaby“.
MÜNCHEN dpa | Zum Schluss versagt Jonathan Meese beinahe die Stimme. Er hat
sich heiser gebrüllt, seine Beleidigungen mit Schaum vor dem Mund
herausgeschrien. Eigentlich wollte der als Skandalkünstler berühmt
gewordene Provokateur beim Literaturfest München über die „Diktatur der
Kunst“ sprechen. Das tut er auch. Vor allem aber nutzt er die Gelegenheit
für eine Generalabrechnung mit den Bayreuther Festspielen, die ihn Anfang
der Woche vom Grünen Hügel vertrieben.
Es sind regelrechte Hasstiraden, die er seinem Publikum entgegenschleudert
und entgegenspuckt. Das Mikrofon ist irgendwann weiß von Speichelfäden.
„Ihr seid Kunsthasser“, schreit er in Richtung Bayreuth. „Das ist alles
Richard Wagners überhaupt nicht würdig.“
Eine Intrige gegen ihn sei gelaufen bei den Festspielen, er und sein Team
seien „mies“ behandelt worden. „Das war vollkommen klar, dass sie mich
loswerden wollten. Es ging nie um Geld.“ Hinter seiner Entlassung vermutet
er politische Gründe. Das Wort „Kulturarschkriecher“ fällt nicht nur
einmal. „Die Angst geht um, die Kulturangst, die sie gestreut haben.“
Meese sagt „Kunst ist das, was kommt. Kultur ist das, was geht“ und warnt
vor einem Niedergang der Festspiele: „Hochkulturen sind immer
untergegangen, weil sie zu selbstgerecht waren.“ Teile des Wagner-Clans, so
meint er, „erleben gerade ihre Götterdämmerung“.
## „Mieses, optimiertes Mittelmaß“
Die Bayreuther Festspiele hatten Meese, der eigentlich 2016 den „Parsifal“,
die letzte Oper von Richard Wagner (1813-1883), auf dem Grünen Hügel
[1][inszenieren sollte], vor einer Woche vor die Tür gesetzt. Sein Konzept
sei zu teuer, lautete die [2][Begründung].
Wie am Freitag bekannt wurde, soll der Intendant des Hessischen
Staatstheaters in Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, Meese ersetzen.
Laufenberg ist ein renommierter Opern-Regisseur und Festspiel-Chefin
Katharina Wagner lobte sein Konzept: Es biete „eine ebenso anspruchsvolle
wie theatral fesselnde Interpretation des Werks, die auch
organisatorisch-technisch und finanziell realisierbar ist“.
Von „miesem, optimiertem Mittelmaß“ spricht dagegen Meese und findet noch
sehr viel deutlichere Worte für Laufenberg - und vor allem auch für die
Festspielleiterin. „Katharina Wagner ist der größte Feind der Kunst“ - das
ist noch eine der vergleichsweise zurückhaltenden Äußerungen Meeses. „Wie
will sie da noch die Chefin sein, wenn sie der Kunst Hausverbot erteilt
hat?“
## „Die letzte starke Inszenierung war Hitler.“
Er liebe Parsifal, sagt Meese - und reckt einmal mehr den Arm zum
Hitlergruß. Das macht er bei seinen Performances öfter, deswegen stand er
[3][auch schon vor Gericht].
„Ich hab immer gedacht, da geht's noch ab“, erläutert er jetzt seine
Enttäuschung über den Grünen Hügel. „Ich hab das Radikale gesucht, aber i…
habe es nicht gefunden.“ Seit 1945 habe es überhaupt keine starke
Inszenierung mehr gegeben. „Die letzte starke Inszenierung war Hitler.“
Katharina Wagner wirft er die „Operettisierung, Musicalisierung“, das
Weichspülen Richard Wagners vor, der eigentlich, wie Meese selbst, einen
absolut radikalen Kunstbegriff gehabt habe. Wagner dürfe darum niemals
weichgespült werden, fordert Meese, bezeichnet sich selbst als „Richard
Wagners Bluthundbaby“ und verspricht: „Ich werde gerade der totalste
Alptraum von Katharina Wagner.“
23 Nov 2014
## LINKS
[1] /Bayreuther-Festspiele/!98077/
[2] /Parsifal-2016-braucht-neue-Regie/!149543/
[3] /Prozess-gegen-Kuenstler-Meese/!121856/
## AUTOREN
Britta Schultejans
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