Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Stresstest für Versicherer: Kein Grund zur Panik
> Ein Belastungstest für Versicherungen sorgt für Aufruhr. Dabei zeigen die
> Ergebnisse: Die Unternehmen halten die Niedrigzinsen noch eine ganze
> Weile aus.
Bild: An die Kundengelder müssen die Versicherer nicht gehen, sagt Branchenkri…
BERLIN taz | Sie klingen alarmierend, aber eigentlich sind die Ergebnisse
der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA eine gute Nachricht. „Eine
Fortdauer der gegenwärtigen Niedrigzins-Bedingungen könnte bei einigen
Versicherern dazu führen, dass sie in acht bis elf Jahren Schwierigkeiten
bekämen, die Versprechungen gegenüber den Versicherten zu erfüllen“, heißt
es im Bericht über den Stresstest für Versicherungsgesellschaften.
Verbraucherschützer Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten (BdV) findet
diese Feststellung alles andere als dramatisch: „Die Ergebnisse zeigen,
dass die Versicherungsbranche einen überraschend langen Zeitraum ohne
Probleme durchhalten kann.“ Der BdV-Vorsitzende ist einer der versiertesten
Branchenkritiker.
In dem Stresstest hat EIOPA verschiedene Szenarien durchgespielt, um die
Widerstandsfähigkeit der Gesellschaften zu prüfen. Zurzeit machen den
Versicherern die anhaltend niedrigen Zinsen zu schaffen. Dem Test zufolge
könnten bei unveränderter Lage 24 Prozent der 250 untersuchten europäischen
Unternehmen die von der Aufsicht verlangten Kapitalanforderungen in acht
bis elf Jahren nicht mehr erfüllen. Käme ein Absturz der Börsen dazu,
hätten 44 Prozent ein ernsthaftes Problem. Gemessen am Marktanteil war die
Hälfte der deutschen Versicherer am Stresstest beteiligt.
Anders als in vielen anderen Ländern gewähren deutsche Versicherer Kunden
etwa bei privaten Rentenpolicen lebenslange Garantien. Mit diesem
Geschäftsmodell hat die Branche die private Altersvorsorge gegenüber der
Politik durchgesetzt. Heute, in Zeiten niedriger Zinsen, will sie weg von
den lebenslangen Garantien. Für Kunden sind sie aber gut: Wer einen alten
Vertrag hat, bekommt auf sein angespartes Kapital bis zu vier Prozent
Zinsen garantiert gutgeschrieben. Die Versicherer haben alte Wertpapiere,
die so viel abwerfen. Aber wenn sie Geld neu anlegen müssen, wird es
schwierig, so hohe Zinsen zu erzielen.
Würden Versicherer ins Wanken geraten, hätte das für die private
Altersvorsorge fatale Auswirkungen. Daher führen auch harmlose Ergebnisse
von Stresstests regelmäßig zu Alarmmeldungen.
## Branchenkritiker und Verbände sind sich einig
Die Branche wiegelt ab, denn gelten ihre Policen nicht als sicher, will sie
keiner mehr. Die EIOPA-Ergebnisse zeigten die solide Kapitalausstattung der
Versicherer, heißt es beim Gesamtverband der deutschen
Versicherungswirtschaft. In dieser Frage besteht ungewöhnliche Einigkeit
zwischen Branchenkritiker Kleinlein und dem Verband. „Die
Versicherungswirtschaft ist ein stabilisierender Faktor in der Finanzwelt“,
sagte Kleinlein.
Gleichzeitig kommen der Branche Alarmmeldungen teilweise sogar entgegen.
Denn sie nutzt die Niedrigzinsen gerne als Vorwand, um Gesetzesänderungen
zu ihren Gunsten durchzusetzen. Erst im Sommer hat die Große Koalition eine
Reform der Lebensversicherung beschlossen, die für Verbraucher hohe
Verluste bedeutet. „Die Ergebnisse des Stresstests zeigen, dass es keine
Notwendigkeit gegeben hat, an die Kundengelder zu gehen“, sagt Kleinlein.
2 Dec 2014
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Stresstest
Kapital
Versicherung
Federal Reserve
Banken
EZB
Stresstest
## ARTIKEL ZUM THEMA
Stresstest in den USA: Deutsche Bank fällt durch
Die Kontrolleure entdecken Mängel im Risikomanagement beim US-Ableger des
Finanzinstituts. Das könnte einen erheblichen Imageschaden für das Geldhaus
bedeuten.
Geldinstitute in der Flaute: Der Stress nach dem Stresstest
Die deutschen Banken gelten als krisenfest – doch die Umsätze der Häuser
sinken. Den Finanzinstituten fehlt ein erfolgversprechendes
Geschäftsmodell.
Europäische Bankenkontrolle: Aufsicht mit vielen Ausnahmen
Die EZB übernimmt die Kontrolle über 120 systemrelevante Geldinstitute.
Kritiker sehen genau darin einen klassischen Interessenskonflikt.
Stresstest der EZB: 13 Geldhäuser fallen durch
Die EZB hat die 130 größten Banken Europas getestet. 13 fielen durch. Die
haben nun zwei Wochen Zeit, um Pläne zur Schließung der Kapitallücken zu
entwickeln.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.