| # taz.de -- NSA-Ausschuss des Bundestags: „Zu wenig Ausbeute“ | |
| > Der BND fischt Telefonate und Mails – und gibt sie zum Teil weiter an die | |
| > NSA. So geschehen bis 2008. Alles rechtens? | |
| Bild: Zieht sich in die Länge: Der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags. | |
| BERLIN taz | Monoton spricht er. Die Haare trägt der BND-Mitarbeiters kurz, | |
| dafür Schnauzer. Als Zeuge S. L. wird er in der öffentlichen Sitzung des | |
| NSA-Ausschusses vorgestellt. Er war Projektleiter des Datenabfangprojektes | |
| „Eikonal“. | |
| „Eikonal“, oder BND-intern auch „Granat“ genannt, ist das Projekt von 2… | |
| bis 2008, in dem der BND massenhaft Telefonate und Mails erfasste und | |
| teilweise an die NSA weitergab. Abgeleitet wurden sie laut L. vom | |
| Kommunikationsknotenpunkt eines einzigen „großen deutschen | |
| Telekommunikationsunternehmen“. Die Daten von Deutschen sollen dabei | |
| vollständig herausgefiltert worden sein, beteuert L. und fügt später hinzu, | |
| dass auch keine Daten von Amerikanern innerhalb dieses Projektes an die NSA | |
| weitergegeben wurden. | |
| Denn bevor die Daten zum BND/NSA Stützpunkt in Bad Aiblingen geschickt | |
| wurden, mussten sie „mehrere Filterstufen durchlaufen“, sagt der ehemalige | |
| Projektleiter. Er bedenkt jedes Wort, spricht langsam. Trotzdem sehen ihn | |
| vor allem die Abgeordneten der Opposition immer wieder in Widersprüche | |
| verstrickt. Seine Aussagen widersprechen der Aktenlage, merkt der | |
| Linksabgeordnete André Hahn an. In welchen Punkten genau, sagt er nicht. | |
| Daraufhin wird die öffentliche Vernehmung unterbrochen. | |
| S. L. war „Eikonal“-Projektleiter, doch ein Projektleiter ohne Angestellte. | |
| Nach eigener Aussage war er zuständig für die Technik am Erfassungskopf. | |
| Diese beschreibt er bildlich: Zwei Zimmer hatte der BND für das Projekt in | |
| den Frankfurter Räumlichkeiten des Telekommunikationsunternehmens | |
| angemietet, jeweils rund 25 Quadratmeter groß, sagt L. Das | |
| Telekommunikationsunternehmen hatte nach dem Abgreifen von Telefondaten | |
| Bedenken, doch nach der Versicherung des Kanzleramtes, dass die Aktion | |
| rechtmäßig sei, habe das Unternehmen den Weg freigegeben. | |
| In den Frankfurter Räumlichkeiten platzierte der BND Computer, Server und | |
| Gerätschaften, um auf den Datenfluss zuzugreifen. Weitergegeben habe der | |
| BND nicht alle Daten aus der Leitung, das Filtersystem suchte nur nach den | |
| „profilbezogenen“ Daten. Wie dieses Profil aussah, dürfe er in öffentlich… | |
| Sitzung nicht sagen. Das Unternehmen hatte einen Schlüssel mit Siegel, L. | |
| habe zum Warten der Technik damals mit seinem BND-Ausweis Zutritt erhalten | |
| und wurde von Angestellten des Unternehmens zu den Räumen geführt. Sonst | |
| arbeitete er am BND-Standort Pullach. | |
| ## Die „paar Hundert“ Mails? Zu wenig Ausbeute | |
| Abgebrochen wurde „Eikonal“, weil den Amerikanern die „paar Hundert“ Ma… | |
| Faxe und Telefonate zu wenig Ausbeute gewesen seien, beteuert L. Deshalb | |
| haben die Amerikaner, anders als in den Medienberichten bisher dargestellt, | |
| das Projekt wegen zu wenig Ertrag abgebrochen. | |
| Der Grüne Konstantin von Notz glaubt nicht daran. Er hakt nach: Was sei mit | |
| den Metadaten? Der Zeuge L. blockt, er wisse nicht, wie viele Metadaten | |
| übertragen worden seien. Doch er gibt zu: Innerhalb des Zeitraums von | |
| „Eikonal“ musste die Kapazität der Übertragungskabels, was vom Datenknoten | |
| in Frankfurt zur BND-Stelle verlief, vergrößert werden, also wurden mehr | |
| Daten übertragen als zuvor. Doch L. sieht dort keinen Zusammenhang. | |
| Die Linksabgeordnete Renner verweist auf ein zweites Programm, bei einem | |
| anderen Unternehmen, bei dem L. für den BND und einen Auslandsdienst Daten | |
| abgegriffen haben soll. Doch der Bundeskanzleramtvertreter Philipp Wolff | |
| verweist auf die nichtöffentliche Sitzung. L. ist noch immer für den BND | |
| angestellt. | |
| Zwar wird der Name des Telekommunikationsunternehmens in der öffentlichen | |
| Sitzung nicht genannt. Doch steht für den späteren Abend noch ein weiterer | |
| Zeuge auf der Tagesordnung: Kai-Uwe Ricke. Der war von 2002 bis 2006 | |
| Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. | |
| 4 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bednarczyk | |
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