# taz.de -- Erschossener Austauschschüler Diren: Angeklagter drohte mit Mord | |
> Vier Tage vor dem Tod des Hamburger Schülers in Montana soll der | |
> Angeklagte erklärt haben, Jugendliche töten zu wollen. In seine Garage | |
> war eingebrochen worden. | |
Bild: Angeklagt im Fall Diren: Markus K. (rechts). | |
MISSOULA dpa/ap | Im Prozess um den im US-Bundesstaat Montana erschossenen | |
Hamburger Austauschschüler Diren haben mehrere Friseurinnen die | |
Morddrohungen des Angeklagten bestätigt. Nach zwei Einbrüchen habe er nur | |
Tage vor den tödlichen Schüssen gegenüber den Frauen gesagt, dass er „ein | |
paar Jugendliche abknallen“ wolle. | |
„Er machte auf mich keinen ängstlichen Eindruck. Er war einfach wütend“, | |
sagte die dritte Friseurin. Im Wesentlichen deckten sich die Aussagen der | |
drei Frauen, die an dem Abend in dem Friseursalon waren, als eine von ihnen | |
dem damals 29-Jährigen die Haare schnitt. „Er war total laut und wütend“, | |
sagte eine der Frauen. „Er sagte, er habe drei Nächte nicht geschlafen, | |
weil er mit einer Schrotflinte auf der Lauer liege, um ein paar Kids zu | |
töten.“ Sie habe dem keine große Bedeutung beigemessen und alles für Gerede | |
gehalten. „Er sagte dann aber: Ich mache keine Witze. Ihr werdet das in den | |
Nachrichten sehen.“ | |
Vier Tage später erschoss der Mann Diren, der in seine offene Garage | |
eingedrungen war. Der Mann spricht von Notwehr, die Anklage wirft ihm aber | |
Mord vor. Er soll Dieben eine Falle gestellt und Diren dann ohne Bedrohung | |
erschossen haben. | |
Zuvor hatte ein Jugendlicher ausgesagt, seine Diebstähle in der Garage des | |
Angeklagten könnten zu den tödlichen Schüssen auf Diren D. geführt haben. | |
Der 17-Jährige sagte am Donnerstag nach den Eröffnungsplädoyers in dem Fall | |
gegen den Schützen Markus K. aus, er und ein 18-Jähriger hätten Wochen vor | |
den Todesschüssen auf den Deutschen Gegenstände aus der Garage des Mannes | |
gestohlen. Die Verteidigung betonte vor Gericht das | |
Selbstverteidigungsrecht des angeklagten Hausbesitzers. | |
## In die Garage gelockt? | |
Die Anklage wirft K. vor, den unbewaffneten 17-jährigen Diren D. in die | |
Garage gelockt zu haben, indem er das Tor teilweise offen ließ und eine | |
Geldbörse darin liegen ließ. Es ist nicht klar, warum sich der | |
Austauschschüler in der Garage aufhielt. Die Anwälte von K. erklärten in | |
dieser Woche, der Hamburger Junge sei Mitglied einer Gruppe Jugendlicher | |
gewesen, die in Häuser in der Stadt eingebrochen sei. | |
Die 17 und 18 Jahre alten Teenager berichteten von der in der Stadt | |
Missoula unter Jugendlichen üblichen Praxis, sich zu kleineren Banden | |
zusammenzuschließen und „Garagen-Hüpfen“ zu betreiben. Damit sind Einbrü… | |
in der Nachbarschaft von Markus K. gemeint, bei denen die Jugendlichen nach | |
Einbruch der Dunkelheit nach Alkohol und anderen Dingen in den Garagen | |
suchen. | |
Diese nächtlichen Diebstähle seien in der Gegend wohlbekannt gewesen, sagte | |
der 17-Jährige. Er und sein Freund wurden für den Diebstahl eines | |
Portemonnaies, Marihuana, Alkohol und eines Smartphones verurteilt. „Ich | |
war der vorherige Einbrecher“, sagte der 17-jährige. „Ich war der Grund, | |
warum er (der Angeklagte) auf eine andere Person gewartet hat.“ | |
## Prüfstein für US-Gesetze | |
Der Prozess in Missoula ist ein weiterer Prüfstein für Gesetze in den USA, | |
die die bewaffnete Verteidigung von Eigentum – „stand your ground“ – | |
straffrei stellen. In den Gerichtsakten ist vermerkt, dass Markus K. einer | |
Nachbarin von zwei Einbrüchen erzählt habe und davon, dass er nachts | |
Eindringlingen auflauere, um auf sie zu schießen. | |
Die Staatsanwältin von Deputy County, Jennifer Clark, warf dem Angeklagten | |
vor, vor seinen Schüssen keine Warnung an Diren D. ausgesprochen zu haben. | |
Ein weiterer Jugendlicher aus der Nachbarschaft sagte aus, es sei seltsam | |
gewesen, dass K. in der besagten Nacht sein Garagentor aufgelassen habe, | |
waren Hausbesitzer in der Gegend doch zu Umsicht vor Einbrechern aufgerufen | |
worden. | |
Einer der Verteidiger, Paul Ryan, erklärte, Markus K. habe sein Haus, | |
Eigentum und seine Familie gegen einen Herumtreiber geschützt. Der | |
Hausbesitzer habe sich von der Polizei bei den Einbrüchen im Stich gelassen | |
gefühlt. Die Gesetze Montanas ließen es zu, dass Hausbesitzer tödliche | |
Gewalt anwenden, wenn sie ihr Eigentum oder sich selbst angegriffen fühlen. | |
Mehr als 30 der 50 US-Staaten haben solche Gesetze, die auch „Castle | |
Doctrine“ genannt werden – abgeleitet von dem Sprichwort „My home is my | |
castle“. | |
5 Dec 2014 | |
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