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# taz.de -- Humboldt-Forum in Berlin: Unser koloniales Erbe
> Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat die Teilnahme an einer
> Podiumsdiskussion mit dem Bündnis „No Humboldt 21“ abgesagt.
Bild: Das ist die Verpackung. Aber was ist der Inhalt?
Eine Ausstellung mit „internationaler Ausstrahlung“ soll es werden, heißt
es im Internetauftritt des Humboldt-Forums. Nach Fertigstellung des
Stadtschlosses möchte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) dort
einen Teil der Sammlungen außereuropäischer Kulturobjekte präsentieren. Den
Dialog mit dem Bündnis „No Humboldt 21“ hat die SPK jetzt allerdings
vorerst auf Eis gelegt: Hermann Parzinger, Präsident der SPK, und Peter
Junge, Leiter der Afrika-Abteilung am Ethnologischen Museum, sagten ihre
Teilnahme an einer am Dienstag geplanten Podiumsdiskussion mit dem Titel
„Fenster zur Welt oder koloniale Trophäenschau?“ ab.
Das Bündnis „No Humboldt 21“, dem unter anderen der Verein Berlin
Postkolonial und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD)
angehören, lud deshalb ersatzweise zu einer Pressekonferenz. Tahir Della,
Vorstandsmitglied der ISD, sagte, das Bündnis sei erstaunt über die Absage:
„Unsere Positionen sind seit Gründung des Bündnisses klar, seit Sommer sind
wir zur Planung der Veranstaltung mit der SPK in Kontakt.“ Hermann
Parzinger und Peter Junge hatten ihre Absage damit begründet, der
Einladungstext des Bündnisses sei diffamierend und populistisch.
Dort heißt es, das Konzept des Humboldt-Forums verletze die Würde schwarzer
Menschen, die Rekonstruktion des Stadtschlosses rehabilitiere
brandenburgisch-preußische Kolonialherrscher und glorifiziere Alexander von
Humboldt. Die SPK zeigt sich darüber verärgert. Seit Jahren stelle sie sich
der Geschichte ihrer Sammlungen und unternehme Provenienzforschung. Das
gelte erst recht für die Objekte, die im Humboldt-Forum gezeigt werden.
Auf der Pressekonferenz erläuterte das Bündnis seine Kritik: So sei auch
Alexander von Humboldt am Raub menschlicher Überreste beteiligt gewesen,
die sich weiterhin zu Tausenden in Deutschland befinden. Auch sei die
Provenienz der meisten der Kunst- und Kulturobjekte der SPK bislang
ungeklärt, so Christian Kopp von Berlin Postkolonial. Nach Verlautbarung
der SPK solle kein Objekt in die Ausstellung gelangen, dessen
Herkunftsgeschichte nicht geklärt ist und das sich nicht im rechtmäßigen
Besitz der SPK befinde. Christian Kopp sieht hier Probleme: „Inwiefern kann
überhaupt von rechtmäßigem Besitz von Kulturgegenständen gesprochen werden,
wenn diese im gewaltvollen Kontext der Kolonisierung erworben wurden?“,
fragte er.
Dass die Recherche zur Herkunftsgeschichte nicht sonderlich aufwendig ist,
demonstrierte Christian Kopp anhand der Arbeit des Bündnisses: Das hatte
Schlagworte wie etwa „Kriegsbeute“ und „Schädel“ in die Onlinedatenban…
Staatlichen Museen zu Berlin eingegeben – und war erstaunt, wie einfach es
Ergebnisse erzielte. Nach Ansicht des Bündnisses ist die Bundesregierung
aufgrund von UN-Beschlüssen verpflichtet, von sich aus kulturelle
Gegenstände und ganz besonders menschliche Überreste an die Gemeinschaften
zurück zu geben, aus denen sie stammen. Auf einen weiteren problematischen
Aspekt bei der Ausstellung von Objekten, die aus außereuropäischen Ländern
und Regionen stammen, machte Moctar Kamara vom Zentralrat der Afrikanischen
Gemeinde in Berlin aufmerksam.
Die meisten Menschen aus den Herkunftsgemeinschaften der Objekte hätten
keine Möglichkeit, nach Berlin zu kommen, um sie in Augenschein zu nehmen –
weil sie beispielsweise kein Visum bekämen.
Das Bündnis hofft weiterhin auf konstruktive Auseinandersetzungen. Und auch
die SPK will die Absage nicht als Abbruch des Dialogs verstanden wissen.
Wann und in welcher Form dieser fortgeführt wird, ist jedoch unklar.
17 Dec 2014
## AUTOREN
Hilke Rusch
## TAGS
Afrika
Kolonialismus
Humboldt Forum
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