Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Lockangebote bei GMX und Web.de: Vorsicht! Geschenke gibt es nicht
> Die Mailanbieter GMX und Web.de verführen ihre Kunden zu
> kostenpflichtigen Abos. Verbraucherschützer sind alarmiert und drohen mit
> dem Staatsanwalt.
Bild: Ein falscher Klick kann teuer werden.
FRANKFURT taz | In der Weihnachtszeit wird man mit Geschenken geradezu
überhäuft. Über manche freut man sich, über andere nicht. Und manchmal gibt
es Präsente, über die man sich richtig ärgert.
Als solche entpuppen sich oftmals die „Geschenke“ der größten deutschen
Mailanbieter GMX und Web.de, die pünktlich zu Weihnachten wieder an
Millionen Kunden verschickt werden, eigentlich aber Werbung für
kostenpflichtige Premium-Dienste sind.
Wer sich in seinen Mailaccount einloggt, dem werden ungefragt die Vorteile
der exklusiven Mitgliedschaft wie mehr Speicherplatz präsentiert. Und wer
hier auf den falschen Button klickt, muss zahlen. Zwar sind die ersten
Monate des Zusatzdienstes kostenfrei – dann allerdings geht das Angebot in
ein kostenpflichtiges Abo über.
Auch Frau H. hat im Mai dieses Jahres angeblich solch einen Vertrag
abgeschlossen – ohne es zu merken. Erst als die Frankfurterin im August per
Mail eine Zahlungsaufforderung von GMX erhielt, wurde sie stutzig.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, je dieses Abo abgeschlossen zu haben“,
sagt H. gegenüber der taz. Obwohl sie die Nachricht zunächst für einen
Fehler hielt, widersprach sie ihr vorsorglich.
GMX sperrte daraufhin ihr E-Mail-Postfach. H. ärgerte sich zwar, glaubte
aber, dass der Spuk nun vorbei sei. Doch drei Monate später erhielt sie im
Auftrag von GMX Post eines Inkassobüros, das die Forderung von 30 auf 120
Euro hochtrieb.
## Facebook-Gruppe gegen GMX
Bei den Verbraucherzentralen kennt man diese Probleme seit langem. Es gebe
„immer wieder“ Beschwerden gegen GMX und Web.de, berichtet Thomas Bradler
von der Verbraucherzentrale NRW. Die Verbraucherschützer gingen bereits
juristisch gegen 1&1 vor, weil sich das Unternehmen, das hinter GMX und
web.de steht, nicht an die seit 2012 gesetzlich festgelegte Button-Lösung
hielt.
„Es muss eindeutig erkennbar sein, dass man einen kostenpflichtigen Vertrag
abschließt, etwa durch einen ,Kaufen'-Button. Außerdem müssen wesentliche
Vertragskonditionen sichtbar sein", sagt Thomas Bradler.
Diese Regelungen würden von GMX und Web.de „exakt umgesetzt“, heißt es von
Unternehmensseite. Trotzdem finden sich im Internet zahlreiche Beschwerden.
Die
[1][//www.facebook.com/pages/Stoppt-die-GMX-Abzocke/345607198791226:Faceboo
k-Seite „Stoppt die GMX Abzocke“] hat weit über 2.000 Likes.
Und wer bei Google nach der „1&1 Mail & Media GmbH“ sucht, der findet
zuhauf Einträge über „Abzocke“ und „Abo-Fallen“. Nutzer berichten, sie
seien für Angebote zur Kasse gebeten worden, die sie niemals haben wollten.
Manche sind sich gar „absolut sicher“, keine Verträge abgeschlossen zu
haben.
## Musterschreiben im Netz erhältlich
Ob Kunden wirklich zur Kasse gebeten werden, ohne jemals geklickt zu haben,
kann Bradler nicht sagen. „Das wäre strafrechtlich relevant und ein Fall
für die Staatsanwaltschaft. Wenn man sicher ist, keinen Vertrag geschlossen
zu haben, dann ist es das Beste, nicht zu zahlen.“ In jedem Fall sei es
ratsam, sich postalisch mit einem Musterschreiben (etwa [2][hier]) gegen
die Forderung zu wehren.
Außerdem fordert der Verbraucherschützer: „Die Angebote müssen so gestaltet
sein, dass Verbraucher nicht versehentlich klicken. Die Tatsache, dass es
so viele Beschwerden gibt, deutet darauf hin, dass dies nicht der Fall
ist."
Der Unternehmenssprecher von 1&1, Martin Wilhelm, sieht das anders: „Das
Angebot ist so transparent wie möglich.“ Dennoch hat GMX den Vertrag von
Frau H. auf Nachfrage der taz aufgehoben. „Aus Kulanzgründen und um eine
hohe Kundenzufriedenheit zu erreichen“, wie Wilhelm sagt. „Diese
Einzelfallregelung gibt es bei uns schon länger. Wenn sich ein Kunde
meldet, der frisch einen Vertrag abgeschlossen hat, diesen aber nicht will
und die zusätzlichen Features nicht nutzt, dann beenden wir den Vertrag
auch nach der Kündigungsfrist.“
Der Verbraucherschützer Bradler bleibt jedoch skeptisch: „Das wäre gut für
die Kunden. Ob diese Regelung wirklich gelebt wird, werden wir sehen.“
23 Dec 2014
## LINKS
[1] http://https
[2] http://www.vz-nrw.de/musterbriefe-onlineabzocke
## AUTOREN
Timo Reuter
## TAGS
Internet
Verbraucherschutz
Datenschutz
CDU
Google
Werbung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Datenschutz bei Posteo: Schlampige Behördenanfragen
Der Mailanbieter Posteo kritisiert Behörden, die Auskunft über seine Kunden
fordern. Die Anfragen entsprechen meist nicht den Gesetzen.
Unerwünschte Werbung: CDU kämpft für ihr Recht auf Spam
Die Christdemokraten finden, sie seien per Verfassung verpflichtet,
unerwünschte Werbung zu verschicken. Ein Gericht sieht es anders.
EU-Parlament gegen Internet-Monopole: Umstrittener Warnschuss an Google
Suchmaschinen dürfen ihre Marktmacht nicht missbrauchen, fordert das
EU-Parlament. Grüne und Piraten kritisieren die Resolution.
Werbung im Umbruch: Versteckte Botschaften
Das neue Marketingmodell Native Advertising ist für Firmen sehr lukrativ.
Für Journalisten ist es gefährlich, weil sie überflüssig gemacht werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.