# taz.de -- Korruption im spanischen Herrscherhaus: Königsschwester auf der An… | |
> Das gab es noch nie: Einer spanischen Infantin soll der Prozess gemacht | |
> werden. Cristina de Borbón habe systematisch Steuern hinterzogen. | |
Bild: Kurz vor Weihnachten, aber nichts zu feiern: Cristina de Borbón am Monta… | |
MADRID taz | Die Schwester des spanischen Monarchen Felipe VI., Infantin | |
Cristina de Borbón, muss auf die Anklagebank. So hat es Ermittlungsrichter | |
José Castro in Palma de Mallorca angeordnet. Er beschuldigt die Infantin | |
der Steuerhinterziehung. | |
Das fragliche Geld kommt aus kriminellen Machenschaften ihres Ehemanns | |
Iñaki Urdangarín. Dieser hatte systematisch mit seinem als gemeinnützig | |
gemeldeten Institut Nóos öffentliche Gelder hinterzogen. Infantin Cristina | |
soll 2,6 Millionen Euro an Schadensersatz zahlen. Die Ermittlungen dauerten | |
knapp vier Jahre. | |
Der Prozess wird wohl Mitte nächsten Jahres beginnen. Der ehemalige König | |
Juan Carlos, Felipes Vater, war im Frühsommer unter anderem in Folge des | |
Skandals um seine Tochter Cristina abgedankt. | |
De Borbóns Ehemann Urdangarín, einst Handballnationalspieler, wird einer | |
langen Liste von Vergehen angeklagt. Neben Steuerhinterziehung soll er sich | |
des Amtsmissbrauchs, der Fälschung von Dokumenten, der Veruntreuung | |
öffentlicher Gelder, des illegalen Lobbyismus und des Betrugs schuldig | |
gemacht haben. | |
Sein Institut Nóos soll insgesamt über sechs Millionen Euro von Regional- | |
und Lokalverwaltungen für die Vorbereitung verschiedener Events kassiert | |
haben, ohne dafür die entsprechenden Gegenleistungen zu erbringen. | |
Konservative Regionalregierungen und Stadtverwaltungen spielten | |
bereitwillig mit. | |
Über ein breites Netz an Scheinfirmen gelangten schließlich | |
Millionenbeträge auf die Privatkonten des Paares. Dazu bedienten sich die | |
beiden einer weiteren Firma mit dem Namen Aizoon. Diese gehörte jeweils zur | |
Hälfte den beiden Eheleuten. | |
## Staatsanwalt deckte die Infantin | |
Der Infantin drohen bis zu acht Jahre Haft, ihrem Ehemann gar 19 Jahre und | |
sechs Monate. Insgesamt klagt Castro 17 Beschuldigte an. Neben dem | |
Teilhaber des Instituts Nóos, Diego Torres, befindet sich unter den | |
Angeklagten auch dessen Ehefrau sowie der ehemalige Chef der | |
Regionalregierung der Balearischen Inseln, Jaume Matas. | |
Der konservative Politiker, der von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy | |
immer wieder als exemplarischer Landesvater gepriesen wurde, gehört zu | |
denjenigen, die Urdangarín bereitwillig öffentliche Gelder auszahlten, ohne | |
dafür nennenswerte Gegenleistungen erhalten zu haben. Matas wurde bereits | |
mehrfach wegen Korruption verurteilt. Weitere Verfahren gegen ihn laufen. | |
Es ist der Ausdauer von Richter Castro zu verdanken, dass gegen Cristina de | |
Borbón überhaupt ermittelt wurde. Politik und Staatsanwaltschaft hatten | |
immer wieder versucht, dies zu verhindern. | |
Staatsanwalt Pedro Horrach verhielt sich dabei, als wäre er der Verteidiger | |
der blaublütigen Beschuldigten. Im Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft | |
wurde Cristina de Borbón nur als „Nutznießerin“ der Geschäfte ihres Mann… | |
eingestuft. Sie sollte knapp 600.000 Euro als „zivilrechtlich | |
Verantwortliche“ an die Staatskasse abführen, um somit den Gang vor den | |
Richter zu vermeiden. Die Infantin zahlte den Betrag vergangenen Woche in | |
die Gerichtskasse ein. Doch Richter Castro wollte von diesem Deal nichts | |
wissen, wie jetzt die Anklageschrift zeigt. | |
22 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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