| # taz.de -- Streit um Stadtbad Steglitz: Besitzerin nicht flüssig | |
| > Das ehemalige Stadtbad Steglitz, heute ein Kulturstandort, soll | |
| > geschlossen werden. Doch die Betreiberin wehrt sich gegen ihren Rauswurf. | |
| Bild: Tradition kostet: Im Juli 2008 feierte das Stadtbad Steglitz 100. Geburts… | |
| Im Streit um das Stadtbad Steglitz ist das letzte Wort noch nicht | |
| gesprochen. Gabriele Berger, seit 2004 Betreiberin des Theater- und | |
| Kulturhauses im historischen Stadtbad an der Bergstraße, hat angekündigt, | |
| sich dem Gerichtsbeschluss zur Schließung, Räumung und Herausgabe des | |
| Grundstücks an den Liegenschaftsfonds „nicht kampflos“ zu beugen. | |
| „Ich will das Stadtbad nutzen und werde auf jeden Fall Rechtsmittel gegen | |
| das Urteil einlegen“, sagte Berger zur taz. Es sei nach wie vor ihr Ziel, | |
| das Bad mit der kuppelartigen Schwimmhalle zu sanieren und als Badeanstalt | |
| zu erhalten. Dafür suche sie weiter nach Unterstützern und Geldgebern. Den | |
| Vorwurf, sie wolle das Stadtbad gar nicht wie geplant renovieren, wies | |
| Berger zurück. Aktivitäten wie die Theater- und Musikveranstaltungen sowie | |
| das Café „Freistil“ seien als kulturelle Zwischennutzungen vor Ort zu | |
| verstehen und aus ihrer Sicht eine Bereicherung für den Bezirk Steglitz. | |
| In der vergangenen Woche hatte das Landgericht entschieden, dass Berger das | |
| Stadtbad an den Liegenschaftsfonds herausgeben müsse. Da der Beschluss | |
| nicht rechtskräftig ist, setzt Berger sich nun gegen diesen zur Wehr – | |
| wenngleich die Chancen für eine Revision des Urteils eher als gering | |
| erscheinen. Berger, auch Eigentümerin des Bewegungsbades in Marienfelde, | |
| hatte 2004 das denkmalgeschützte Jugendstil-Schwimmbad mit seinen schönen | |
| Mosaiken vom Liegenschaftsfonds für einen symbolischen Euro erworben. | |
| Zu dem Deal 2004 gehörte die Bedingung, dass die neue Betreiberin das seit | |
| 2002 geschlossene Bad sanieren und es für den Betrieb wieder nutzbar machen | |
| müsse. Die Gelder für die damals geschätzte rund 3 Millionen Euro teure | |
| Renovierung konnte Berger aber nicht aufbringen. Eine Erlaubnis zur | |
| kulturellen Nutzung hatte sie laut Liegenschaftsfonds zudem nicht. | |
| Weil die Sanierung nicht in die Wege geleitet wurde, stattdessen ein | |
| „Clubtheater“ quasi ins Becken sprang, sah der landeseigene | |
| Liegenschaftsfonds den Kaufvertrag als gebrochen an. Seit Anfang 2014 | |
| herrscht darum Streit. Da Berger vom Vertrag nicht zurücktreten wollte, | |
| hätten sie auf Herausgabe des Grundstücks geklagt, sagte Marlies Masche, | |
| Sprecherin beim Liegenschaftsfonds, zur taz. „Das Gericht hat unserem | |
| Antrag entsprochen.“ Die Wiedereröffnung als Bad sei die klare Vorgabe für | |
| Berger gewesen, „eine genehmigte Nutzungsänderung für kulturelle Zwecke hat | |
| es auch nicht gegeben“. | |
| Masche erklärte auch, welche Absichten der Liegenschaftsfonds mit dem | |
| Objekt in Zukunft verfolgt: Wenn die Gerichtsentscheidung rechtskräftig | |
| sei, werde die Immobilie in den Portfolio-Ausschuss gegeben und dann | |
| veräußert. Das Unternehmen rechne fest damit, dass es für das Bad neue | |
| Bewerber mit einem Konzept für die Badeanstalt geben könnte. | |
| Auch Norbert Schmidt, CDU-Stadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk | |
| Steglitz-Zehlendorf, setzt jetzt auf neue Betreiber. Laut Schmidt soll die | |
| Kneipp-Gesellschaft oder die private Kant-Schule ihr Interesse angemeldet | |
| haben. | |
| Insider halten den Betrieb des 21 mal 9 Meter großen Beckens nebst Wannen- | |
| und Saunaabteilung für möglich – jedoch nicht als konventionelles | |
| Schwimmbad, sondern als Spaß- oder Wellness-Bad. Die Lage des Stadtbads im | |
| wohlhabenden Südwesten komme einem solchen Konzept entgegen. Die Kosten für | |
| die Sanierung schätzen Experten heute aber als doppelt so hoch ein wie noch | |
| 2004. | |
| 23 Dec 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Rolf Lautenschläger | |
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