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# taz.de -- Stadtbad Prenzlauer Berg: Sprachschule will baden gehen
> Das Stadtbad in der Oderberger Straße soll an eine Sprachschule verkauft
> werden. Das hat das Bezirksparlament Pankow beschlossen. Ob das klappt,
> ist aber unklar.
Das Stadtbad in der Oderberger Straße soll an die GLS Sprachschule verkauft
werden. Dafür hat sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow in
ihrer Sitzung am Mittwoch ausgesprochen - einstimmig. Der Beschluss hat
zwar nur empfehlenden Charakter für das Bezirksamt, doch das hatte
signalisiert, genau diese Lösung ebenfalls zu favorisieren.
Das Schwimmbecken des 1902 eröffneten Bades ist bereits seit Mitte der 80er
Jahre wegen seines maroden Zustands geschlossen, in den 90ern wurde auch
der Betrieb der Wannenbäder eingestellt. Zwischenzeitlich wurde das
Stadtbad als Ort für Kulturveranstaltungen genutzt. Ein Plan der
derzeitigen Eigentümerin, der Stiftung Denkmalschutz Berlin, das Gebäude zu
sanieren und als Bad sowie als Hotel zu nutzen, scheiterte genauso wie die
Initiative einer Genossenschaft, das Geld für die Sanierung zusammen zu
bekommen.
Das nun von der BVV beschlossene Konzept sieht vor, wieder einen
öffentlichen Badebetrieb einzurichten. Im September hatten mehrere
Interessenten ihre Konzepte in zwei bezirklichen Ausschüssen vorgestellt.
Ein Interessent schlug vor, einen "Health Club und Spa" einzurichten; auch
bei einem weiteren Konzept wäre das Schwimmbad kein öffentliches Bad mit
"verträglichen Preisen" mehr gewesen, heißt es in der Begründung des
BVV-Antrags. "Wir wollen, dass das Bad denkmalgerecht saniert wird und
öffentlich zugänglich ist", sagt Cornelius Bechtler von der Grünen-Fraktion
in der BVV. Das habe nur der Vorschlag der GLS versprochen.
"Unser Konzept sieht eine Nutzung als Hotel vor, dazu kommen Tagungsräume
und eben das Bad", sagt GLS-Geschäftsführerin Barbara Jaeschke. Das
Unternehmen betreibt bereits einen Gebäudekomplex in der benachbarten
Kastanienallee, der an das Gelände des Stadtbad grenzt. Weil die Schule das
Stadtbadsgebäude erst sanieren muss und die Eintrittspreise für das
Schwimmbad auf dem bei den Bäderbetrieben üblichen Niveau liegen sollen,
will das Unternehmen den Badebetrieb mit den Einnahmen aus der Sprachschule
quersubventionieren. Laut Jaeschke soll das Bad auch ein Ansatz sein, um
die Nutzer der Sprachschule mit den Berlinern in Kontakt zu bringen. "Wir
wollen unsere Kunden aus dem Ausland nicht ghettoisieren", sagt sie. Wenn
der Kaufvertrag einmal unterschrieben sei, rechne sie mit einer
Sanierungsdauer von drei Jahren.
Noch ist es allerdings nicht beschlossene Sache, dass die GLS das Gebäude
bekommt. Uneins ist man sich bereits beim Kaufpreis: Die Stiftung erwarb
das Gebäude einst für 100.000 Euro vom Liegenschaftsfonds. Nun waren nach
übereinstimmenden Angaben von Roland Schröder, Bezirksverordneter der SPD,
und Jaeschke 500.000 Euro im Gespräch - schließlich sei in der Zwischenzeit
in Planungsleistungen investiert worden.
"Das ist einfach eine wilde Forderung", sagt Jaeschke. Als "ziemlich
schwierig" bezeichnet Schröder die Summe - denn Investitionen in die
Gebäudesubstanz habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Trotzdem
glaubt er nicht, dass es am Kaufpreis scheitert, schließlich handele es
sich vor allem um einen "symbolischen Preis". Die Stiftung hatte vor drei
Jahren ein Projekt geplant, bei dem knapp 20 Millionen Euro investiert
worden wären. Knackpunkt sei ein anderer: "Die Frage wird sein, ob die
Stiftung sich an das Votum der BVV halten wird", sagt Schröder. Die
Stiftung habe sich in der Vergangenheit für das Konzept eines Mitbewerbers
ausgesprochen.
Das bestätigt Christian Melcher, der im Vorstand der Stiftung Denkmalschutz
sitzt. Das andere Konzept sei ihnen realistischer erschienen. "Wir glauben
nicht an das Wasser im Bad", sagt er. Dem widerspricht Jaeschke von der
GLS: Das Konzept sei durchgerechnet.
Melcher kündigte allerdings an, mit der GLS zu verhandeln. Nächste Woche
mache er einen Entwurf für einen Kaufvertrag. "In zwei, drei Wochen werden
wir wissen, ob etwas daraus wird." Über die Höhe des Preises wollte er
keine Angaben machen. "Es muss ja noch etwas zu verhandeln geben."
Und wenn es nicht zu einer Einigung kommt? "Dann haben wird ein politisches
Problem", sagt Schröder. Großartige Hebel habe man als BVV nicht.
Andererseits sei der neue Eigentümer auf das Bezirksamt angewiesen -
schließlich brauche er eine Reihe von Genehmigungen. "Da ist es sicher
nicht hilfreich, wenn man sich ohne Not zerstreitet."
28 Oct 2011
## AUTOREN
Svenja Bergt
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