| # taz.de -- Fernwärme kann warten: Kraftwerk in weiter Ferne | |
| > Spätestens 2017 sollte das Kohlekraftwerk Wedel durch einen neuen Meiler | |
| > zur Fernwärmeerzeugung ersetzt werden – dieser Zeitplan ist hinfällig. | |
| Bild: Wird wohl noch ein bisschen länger gebraucht: Heizkraftwerk Wedel. | |
| Auch wenn es niemand offiziell zugibt: Der Zeitplan ist Makulatur. 2017 | |
| sollte, so ist es auf der Vattenfall-Homepage noch immer zu lesen, das in | |
| den 60er-Jahren gebaute Kohlekraftwerk Wedel in Rente gehen und durch ein | |
| modernes Gas-und Dampf-Kraftwerk (GUD) für die Hamburger | |
| Fernwärmeversorgung ersetzt werden. | |
| Die Kraftwerkserneuerung gehört zu dem Paket der für Anfang 2019 geplanten | |
| Übernahme des Fernwärmenetzes durch die Stadt und damit zur Umsetzung des | |
| Volksentscheids über den Rückkauf der Energienetze. Doch dass das Wedeler | |
| Kohlekraftwerk bis dahin vom Netz geht, ist fraglich. | |
| Sicher ist: Frühestens Mitte dieses Jahres wollen Vattenfall und die Stadt | |
| Hamburg gemeinsam entscheiden, ob das GUD-Kraftwerk gebaut wird. | |
| Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth rechnet anschließend mit einer „einjährigen | |
| Planungszeit“ bis zum Baubeginn. „Die Bauzeit beträgt erfahrungsgemäß ru… | |
| drei Jahre“, ergänzt Vattenfall-Sprecherin Karen Hillmer. Im Klartext: | |
| Frühestens Mitte 2019 würde das Kraftwerk in Betrieb gehen – ein halbes | |
| Jahr nach dem geplanten Rückkauf der Fernwärmenetze durch die Stadt. | |
| Doch auch auf dem Weg dahin liegen weitere Hindernisse. So reichten im | |
| Oktober 19 Wedeler KraftwerksanwohnerInnen eine Anfechtungsklage gegen die | |
| Genehmigung des GUD-Kraftwerks beim Oberverwaltungsgericht in Schleswig | |
| ein. Die Kläger befürchten vor allem eine akute Lärmbelästigung während der | |
| Bauzeit und später durch die Luftkondensatoren, die das Kraftwerk kühlen | |
| sollen. Kommt die Klage durch, wäre das Neu-Kraftwerk vom Tisch. | |
| Derweil geben sich hinter den Kulissen Vattenfall und die Stadt gegenseitig | |
| die Schuld dafür, dass die Neubau-Pläne auf Eis liegen. „Seit dem | |
| Volksentscheid im September 2013 ist auf Seiten der Stadt wenig Konkretes | |
| passiert“, heißt es in der Vattenfall-Führungsetage hinter vorgehaltener | |
| Hand. | |
| Die zuständige Umweltbehörde ließ durch das Aachener Büro BET Alternativen | |
| zum GUD-Kraftwerk analysieren. Die Ergebnisse der Studie werden derzeit von | |
| Wirtschaft, Politik und Umweltverbänden in Workshops diskutiert; ein erstes | |
| „Ergebnisprotokoll“ soll Ende Januar vorliegen. | |
| Dass es „eng“ wird, für den antiken Kohlemeiler noch rechtzeitig eine | |
| Alternative an den Start zu bringen, räumt derweil auch die Umweltbehörde | |
| ein. Hier heißt es intern, Vattenfall sei nun am Zug, eine klare | |
| Investitionsentscheidung zu treffen. So spielen sich der Energieversorger | |
| und die staatlichen Planer gegenseitig den schwarzen Peter zu. | |
| Bei Vattenfall trauert man währenddessen noch immer der juristisch und | |
| politisch verhinderten Moorburgtrasse nach, über die Hamburgs Westen mit | |
| Fernwärme aus dem derzeit in Betrieb gehenden Kohlekraftwerk Moorburg hätte | |
| versorgt werden können. Durch die fehlende Fernwärmeproduktion sinkt der | |
| Wirkungsgrad des Kohlemeilers von 61 auf 46 Prozent. | |
| „Ohne Fernwärmeabgabe und ohne die Abscheidung und unterirdische Lagerung | |
| des entstehenden CO2 ist Moorburg ökologisch nicht vertretbar“, hatte | |
| Wasmuths Vorgänger Rainer Schubach einst freimütig erklärt. Beide Optionen | |
| haben sich längst erledigt – Moorburg aber geht trotzdem ans Netz. | |
| 7 Jan 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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