| # taz.de -- Wohin mit dem ganzen Geld?: Schuldenabbau hat keine Priorität | |
| > Das Land Berlin will einen guten Teil seiner Haushaltsüberschüsse gleich | |
| > wieder ausgeben, vor allem für Investitionen. | |
| Bild: Matthias Kollatz-Ahnen (links) im Januar auf der Klausur der SPD-Fraktion | |
| Der Finanzsenator sieht angesichts sprudelnder Steuereinnahmen einen großen | |
| Spielraum für zusätzliche Investitionen: „Wir kommen insgesamt auf rund | |
| eine halbe Milliarde Euro“, sagte Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) [1][der] | |
| [2][Berliner Zeitung]. Dies sei „sehr viel Geld für Berlin“. Noch im März | |
| will er eine Vorlage für einen Nachtragshaushalt ins Abgeordnetenhaus | |
| einbringen – dort fällt dann die endgültige Entscheidung. | |
| Berlin hat derzeit gut 60 Milliarden Euro Schulden. Das Land muss dafür 2,1 | |
| Milliarden Euro Zinsen zahlen – Jahr für Jahr, und dieses Geld fehlt dann | |
| an anderer Stelle. Die Schulden wurden in schlechten Zeiten aufgenommen, um | |
| Haushaltsdefizite zu decken. Das Versprechen war: Wir nehmen die Schulden | |
| nur vorübergehend auf – in guten Zeiten zahlen wir sie zurück. | |
| ## Zurückzahlen wird verschoben | |
| Die guten Zeiten sind jetzt: Im vergangenen Jahr hat Berlin einen | |
| Haushaltsüberschuss von rund 850 Millionen Euro erzielt. Doch dieser | |
| Überschuss wird nun nur zum Teil zum Zurückzahlen der Schulden verwendet. | |
| Der größere Teil – die genannten 500 Millionen Euro – wird gleich wieder | |
| ausgegeben. Dies geht auf einen Beschluss der Großen Koalition aus dem | |
| vergangenen Jahr zurück. | |
| Das Geld soll nach den Vorstellungen von Kollatz-Ahnen breit gestreut | |
| werden. Die Bäderbetriebe sollen „ein bis zwei Multifunktionsbäder“ neu | |
| bauen können, sagte er der Berliner Zeitung. Die Bezirke sollen 50 | |
| Millionen für Schulen und andere Gebäude bekommen. Die BVG erhält Geld für | |
| neue U-Bahn-Wagen, die Justiz für die Umstellung auf elektronische | |
| Aktenführung. Bei Polizei und Feuerwehr würden „jeweils zwei bis vier | |
| Standorte durchsaniert“, so Kollatz-Ahnen. Auch Flüchtlinge sollen von dem | |
| Geld neue Unterkünfte erhalten, und zwar in Containern. | |
| Die genaue Liste wird derzeit noch zwischen den Senatsverwaltungen | |
| abgestimmt. Anschließend beschäftigt sich das Abgeordnetenhaus damit. | |
| ## Scheeres investiert in Brandschutz | |
| Etwas mehr Klarheit gibt es schon darüber, wie Senatorin Sandra Scheeres | |
| (SPD) die durch die Bafög-Reform eingesparten Ausgaben von 32 Millionen | |
| Euro auf die Wissenschaft verteilen will: Humboldt-Universität, Freie | |
| Universität und Technische Universität sollen je rund 5 Millionen Euro | |
| erhalten, die Charité knapp 8 Millionen, die Hochschulen jeweils 200.000 | |
| Euro bis 3 Millionen Euro und das Studentenwerk 600.000 Euro. Das Geld soll | |
| in Bauvorhaben fließen. | |
| Noch steht nicht fest, wie: „Dazu erheben wir aktuell die konkret an den | |
| Hochschulen vorliegenden Sanierungsbedarfe“, erläutert Scheeres-Sprecher | |
| Ilja Koschembar. „Es zeichnet sich bereits ab, dass sich die | |
| Sanierungsvorhaben in einem Schwerpunkt auf den Bereich Brandschutz | |
| konzentrieren werden.“ Das gilt auch für den Flughafen BER: In den Jahren | |
| 2015 bis 2018 will Kollatz-Ahnen jeweils 100 Millionen Euro zurücklegen, um | |
| den Berliner Anteil an den Mehrkosten für Brandschutz zu finanzieren, die | |
| in den letzten Jahren aufgelaufen sind. | |
| ## Grüne fordern Vorrang für Investitionen | |
| Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop [3][lobte]: Der angekündigte | |
| Nachtragshaushalt mit zusätzlichen Investitionen sei „ein guter Schritt“. | |
| Die städtische Infrastruktur „wurde jahrelang auf Verschleiß gefahren und | |
| als Sparbüchse des Finanzsenators missbraucht“. Sie forderte nun einen | |
| „Vorrang für Investitionen“. Der Senat solle „eine längerfristige Planu… | |
| vorlegen, eine Investitionsstrategie 2020“. Berlin könne auch in den | |
| nächsten Jahren mit Steuermehreinnahmen in der heutigen Größenordnung | |
| rechnen. | |
| Pop forderte, die Koalition solle auch beziffern, was ihr „Zukunftsthemen | |
| wie stadtweites WLAN“ wert seien, und ihre „offenen Baustellen klären“: … | |
| Sanierung des ICC, eine bessere Ausstattung des Stadtwerks mit Kapital oder | |
| die Erweiterung der Zentral- und Landesbibliothek. | |
| ## Der BVG reicht das Geld noch lange nicht | |
| Nach Ansicht von BVG-Sprecherin Petra Reetz ist die Ankündigung, dass auch | |
| die BVG mehr Geld bekommt, ein „unglaublich positives Signal“. Der Senat | |
| habe „die Dringlichkeit der Neubeschaffung anerkannt.“ Kurzfristig brauche | |
| die BVG sechs bis sieben neue Züge des sogenannten Großprofils mit den | |
| breiteren Wagen, die auf den Linien U5 bis U9 fahren. Ein einzelner Wagen | |
| koste rund 1,8 bis 2,0 Millionen Euro. Das sei aber – mit Blick auf die | |
| wachsende Bevölkerung Berlins – nur für die Deckung des Mehrbedarfs | |
| ausreichend. Der Senat bestelle laufend mehr Leistungen. „Bis 2033 brauchen | |
| wir für die Erneuerung unseres Fuhrparks 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro“, | |
| sagte Reetz. „Immer mehr Züge fallen altersmäßig heraus.“ | |
| 4 Feb 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.berliner-zeitung.de/berlin/finanzsenator-matthias-kollatz-ahnen-… | |
| [2] http://www.berliner-zeitung.de/berlin/finanzsenator-matthias-kollatz-ahnen-… | |
| [3] http://www.gruene-fraktion-berlin.de/presse/pressemitteilung/investitionsst… | |
| ## AUTOREN | |
| Sebastian Heiser | |
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