# taz.de -- Klimaschutz und Geldanlagen: Keine Kohle mehr für Kohle | |
> Umweltschützer fordern: Berlin soll sein Kapital aus Firmen abziehen, die | |
> den Klimawandel befeuern. Der Pensionsfonds nutzt die Geldanlage zur | |
> Rendite. | |
Bild: Auch Pensionskassen können zur Desertifikation beitragen.. | |
„Ich habe noch nie eine Umweltbewegung gesehen, die weltweit so schnell | |
zugelegt hat“, ruft der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer in das | |
Mikrofon. Rund 50 Menschen sind am Samstagmittag zusammengekommen, um für | |
einen Ausstieg aus der Investition in klimaschädliche Unternehmen zu | |
demonstrieren. „Zwei Drittel der fossilen Energiereserven müssen unter der | |
Erde bleiben, wenn man das 2-Grad-Ziel nicht übersteigen will.“ | |
Die Forderung der Demonstranten: Kommunen, Regierungen, Banken und | |
Pensionsfonds sollen ihr angelegtes Kapital aus den Firmen abziehen, die | |
Kohle, Gas und Öl fördern, verarbeiten und verbrennen. Das soll die Firmen | |
dort treffen, wo sie im Kapitalismus am verwundbarsten sind. | |
Gut 500 Millionen Euro betrug Anfang 2013 der Wert des Sondervermögens, den | |
die Senatsverwaltung für Finanzen anlegt. Es handelt sich um Rückstellungen | |
für die künftigen Pensionen der heutigen Beamten. Laut einem Bericht der | |
Finanzverwaltung an das Parlament aus dem August 2013 war das Geld vor | |
allem in Staatsanleihen angelegt, 40 Millionen allerdings auch in Aktien | |
aus dem Euro-Stoxx-50-Index. Und das stark zum finanziellen Vorteil des | |
Landes Berlin: 18 Prozent betrug die Rendite mit den Aktien im Jahr 2012. | |
In dem Index sind aber auch Aktien der Kohleverbrenner RWE und Eon, des | |
Raffineriebetreibers BASF, des Erdgaskonzerns GDF Suez, des Ölgiganten | |
Total und vergleichbarer Unternehmen. | |
„Berlin macht mit seinen schmutzigen Investitionen seine ambitionierten | |
Klimaschutzziele zunichte und setzt zudem öffentliche Gelder einem hohen | |
finanziellen Risiko aus“, meint Molina Gosch von der Gruppe Fossil Free | |
Berlin. Sie fordert, Berlin müsse „seine Unterstützung für Unternehmen, die | |
die Klimakrise befeuern, kappen“. Die Gruppe hat daher auch einen offenen | |
Brief initiiert, den bis zum Sonntagnachmittag 251 Menschen online | |
unterschrieben haben. | |
In der Petition heißt es, die Geldanlage in fossile Brennstoffunternehmen | |
stehe im Gegensatz zu dem Ziel des Senats, Berlin bis zum Jahre 2050 zu | |
einer klimaneutralen Stadt zu machen: „Berlin sollte Klimaschutz | |
ganzheitlich und konsequent ausführen. Dazu gehört, dass bestehende | |
Investitionen in Unternehmen, die fossile Energieträger fördern, | |
verarbeiten und vertreiben, beendet werden und solche Investitionen auch | |
zukünftig ausgeschlossen werden.“ Die Ausbreitung von Wüsten und der | |
Wassermangel in Teilen Asiens und Afrikas nehme bereits „erschreckende | |
Ausmaße“ an. | |
Martin Cames, der Leiter des Klima- und Energiebereichs beim Öko-Institut, | |
hat unterschrieben, „da konsequenter Klimaschutz auf allen Ebenen ansetzen | |
muss. Anders ist die notwendige Transformation nicht zu schaffen.“ | |
Werner Landwehr, Regionalleiter der GLS-Bank Berlin, verweist auch auf die | |
Verantwortung des Kleinsparers: „Mündige Konsumenten wissen, dass sie mit | |
ihrer Kaufentscheidung die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir | |
leben, mitgestalten. Dass dies in einem viel höheren Maße auch für jede | |
Handlung im Umgang mit Geld gilt, hat sich als Erkenntnis noch nicht im | |
gleichen Maße durchgesetzt.“ | |
Die Bewegung kann bereits die ersten Erfolge verzeichnen: Münster wird sein | |
Kapital von klimaschädlichen Unternehmen abziehen. Die Grünen hatten sich | |
mit dieser Forderung in der Koalition mit der SPD durchgesetzt. Ähnliche | |
Beschüsse gibt es in San Francisco, Oxford, in der schwedischen Stadt | |
Örebro und im niederländischen Boxtel. | |
15 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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