# taz.de -- Wende in der Energiewende: Tennet muss nachsitzen | |
> Die Bundesnetzagentur gibt den Vorschlag für die Suedlink-Stromtrasse | |
> nach Süddeutschland zur Nachbesserung an den Netzbetreiber zurück. | |
Bild: Können die nicht auch nach Sachsen-Anhalt? Netzbetreiber Tennet hat solc… | |
HAMBURG taz | Der Stromnetzbetreiber Tennet muss seinen Antrag für eine | |
„Stromautobahn“ von Nord- nach Süddeutschland überarbeiten. Wie die | |
Bundesnetzagentur mitteilte, muss der Antrag nicht nur einen | |
nachvollziehbaren Vorschlag für eine Trasse enthalten, sondern auch für | |
alternative Korridore. Das gelte auch für Alternativen, die im Dialog | |
zwischen Tennet und den betroffenen Bürgern und Gemeinden aufgekommen | |
seien. „Wir werten das als ersten Etappensieg“, sagte Rainer Hübbe vom | |
niedersächsischen Landesverband der „Bürgerinitiativen gegen Suedlink“. | |
Suedlink gehört zu einer von drei großen Strombrücken, über die | |
überschüssiger Windstrom aus Norddeutschland in die Industriezentren | |
Süddeutschlands geleitet werden soll. Nach Ansicht ihrer Befürworter müssen | |
die Brücken spätestens 2022 fertig sein, wenn das letzte deutsche | |
Atomkraftwerk vom Netz geht. Die neuen Leitungen, die dafür gebaut werden | |
müssen, sind in den betroffenen Regionen heftig umstritten. Bundesweit | |
haben sich 37 Bürgerinitiativen aus vier Ländern im Kampf gegen Suedlink | |
zusammengeschlossen. | |
Auf dem Tisch liegt derzeit ein Trassenvorschlag von Tennet, also ein 500 | |
bis 1.000 Meter breiter Korridor, in dem die Leitung gebaut werden soll. | |
Der entsprechende Antrag muss auch Alternativen enthalten. Akzeptiert die | |
Bundesnetzagentur diesen Antrag, können Bürger und Träger Öffentlicher | |
Belange Einwände erheben. Erst wenn die Trasse ausgewählt ist, wird in | |
einem weiteren Verfahren geplant, wo genau die Leitung verlaufen soll. | |
Die Bundesnetzagentur hat nun Tennet vorgeworfen, die Alternativen | |
vernachlässigt zu haben. Der Antrag dürfe nicht „nur einen nachvollziehbar | |
und belastbar hergeleiteten Vorschlag für einen Trassenkorridor enthalten“. | |
Tennet müsse überdies die Ziele und Bewertungsmaßstäbe seiner Auswahl | |
offenlegen und die Gewichtung der Kriterien. Alternative Trassenvorschläge | |
aus dem Öffentlichkeitsdialog müssten genauso geprüft werden wie die von | |
Tennet erarbeiteten Varianten. Auch fehle es bisweilen an | |
Konkretisierungen: Im Antrag stehe weder, wo die – oft umstrittenen – | |
Konverteranlagen von Gleich- zu Wechselstrom stehen würden, noch wo | |
Stichleitungen gebaut werden sollen. | |
Fiete Wulff, der Sprecher der Bundesnetzagentur, bezeichnete es als „nicht | |
überraschend und nicht ungewöhnlich“, dass Tennet den Antrag nachbearbeiten | |
müsse. „Wir rechnen nicht mit einer nennenswerten Verzögerung des | |
Planungsprozesses“, sagt er. Die Agentur gehe davon aus, dass die | |
Antragskonferenzen im Sommer stattfinden könnten. | |
Tennet-Sprecherin Ulrike Hörchens mochte sich hingegen nicht festlegen. | |
„Wir werten das gerade aus“, sagte sie. „Wie lange das dauert, kann ich | |
nicht sagen.“ Es handele sich um einen „völlig normalen Vorgang“. | |
Ganz anders bewertet das Arpad Bogya, der Bürgermeister der betroffenen | |
Gemeinde Isernhagen bei Hannover, und zugleich Ansprechpartner der | |
örtlichen Anti-Trassen-Initiative: „Ich finde es richtig, dass die | |
Bundesnetzagentur Tennet jetzt zeigt, dass deren nicht vorgenommene | |
Abwägung so nicht geht“, sagt der CDU-Amtsträger. Im Raum Isernhagen würde | |
die Trasse Landschafts- und Naturschutzgebiete aber auch dicht besiedeltes | |
Gebiet durchschneiden. Bogya moniert besonders, dass Tennet grundsätzliche | |
Alternativen wie eine Trasse durch Sachsen-Anhalt ausgeblendet habe. Die | |
Planung könne sich jetzt eigentlich nur verzögern. | |
Der Landessprecher der Initiativen, Rainer Hübbe, sieht das ähnlich: „Die | |
ganzen Bürgerinitiativen entlang der Trasse fühlen sich jetzt natürlich | |
bestätigt“, sagt er. Tennet wirft er vor, erst eine Trasse ausgetüftelt und | |
dann die Bürger eingebunden zu haben. Hindernisse für die Trasse seien erst | |
durch die Hinweise im Öffentlichkeitsdialog berücksichtigt worden. „Auf | |
keiner Veranstaltung konnte man uns sagen, nach welchen Kriterien die | |
alternativen Trassenverläufe bewertet wurden“, berichtet er. | |
19 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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Netzausbau | |
Hamburg | |
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