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# taz.de -- Der FC Parma ist pleite: Grassierende Verantwortungslosigkeit
> Der FC Parma hat nicht mal mehr Geld, um sein aktuelles Spiel in der
> A-Serie zu bestreiten. Die Pleite wirft auch schlechtes Licht auf das
> Gebaren der Ligachefs.
Bild: Da hilft kein Flehen, Bitten und Betteln: Der FC Parma und Francesco Lodi…
Wenn in Pizzerien und Modeboutiquen die Rollläden heruntergelassen bleiben,
wertet man dies in Italien gern als Zeichen der Krise und nicht als Folge
schuldhaften Handelns der Unternehmer. Als am Sonntag die Tore des
ehrwürdigen Stadions Tardini verschlossen blieben, weil der Gastgeber FC
Parma kein Geld mehr für Stewards und die Stromrechnung hatte, traute sich
aber niemand, von Krise zu reden.
Denn der Verursacher der Spielabsage gegen Udinese Calcio wegen schnödem
Geldmangels sind allen klar: Der frühere Klubbesitzer Tommaso Ghirardi.
Ghirardi häufte in den sieben Jahren seiner Präsidentschaft nach jüngsten
Hochrechnungen 96,5 Millionen Euro Schulden auf, allein 16 Millionen davon
Steuerschulden.
Seit Juli bezahlt er den Spielern kein Gehalt mehr. Im November, dem
letzten Monat seiner Präsidentschaft, zahlte der Produzent von Kugellagern
aus Brescia nicht mal mehr die Angestellten der Geschäftsstelle aus.
Parma-Kapitän Alessandro Lucarelli wunderte sich freilich auch über die
neuen Eigner, die in den letzten Monaten den Klub für einen symbolischen
Euro einander weiterreichten. „Der eine hat eine Gesellschaft mit 1.000
Euro Eigenkapital zum Kauf des Klubs aufgebracht, die Gesellschaft des
anderen hatte 7.500 Euro Einlagen“, meinte er bezogen auf den albanischen
Ölunternehmer Rezart Taci und Giampietro Manenti.
Nicht zuletzt beschwerte sich Lucarelli in einem Interview der Gazzetta
dello Sport über den Fußballverband und die Ligabosse. „Sie sind erst am
Freitag zu uns gekommen und haben sich über die Lage informiert. Wo waren
sie vorher? Was haben sie kontrolliert?“, schimpfte der 37-jährige Profi.
Ein Zeichen für die grassierende Verantwortungslosigkeit im Klub wie in den
Verbandsetagen ist, dass dem zwischenzeitlichen Eigner Taci üppige
Transfers mit sechs Neuzugängen – darunter je ein Nationalspieler aus
Uruguay, Portugal und Italien – erlaubt wurden. Der von Taci ausgehaltene
Klubpräsident, Emir Kodra, fantasierte gar von einer Verpflichtung Mario
Balotellis.
## Konkursverfahren eingeleitet
Der aktuelle Präsident Manenti fiel mit einem Zettel auf, auf dem angeblich
100 Millionen Euro als Einnahmen garantiert waren. Gehälter für die
Neuzugänge wie den alten Kader oder die Angestellten überwies er aber
ebenso wenig wie seine Vorgänger. Auch die Steuerschulden sind bislang
nicht beglichen. Deshalb leitete die Staatsanwaltschaft ein
Konkursverfahren ein.
Zu diesem Zeitpunkt erst wurden die Verbands- und Ligafunktionäre aktiv.
Sie versprachen am Wochenende ein Fünf-Millionen-Euro-Paket, das dem FC
Parma den Spielbetrieb bis zum Ende der Saison sichern soll. Wenn das
Konkursverfahren angelaufen und ein Verwalter bestellt ist, soll er den
Verein fit für eine Versteigerung machen.
Der neue Käufer soll die fünf Millionen an den Verband und die Liga
zurückzahlen. Aus welchen Tiefen des Budgets die Funktionäre das Geld
herbeizaubern wollen, ist bisher nicht bekannt. Die anderen Gläubiger
müssen sich hinten anstellen. Zirka 37 Millionen Euro sind aktuell bei
Lieferanten aufgelaufen. Das entspricht in etwa den jährlichen TV-Einnahmen
Parmas.
## Nicht bezahlte Gehälter
Bestenfalls darf der stolze FC Parma – in den 90er Jahren als AC Parma
zweimal Uefa-Cup-Sieger und einmal Sieger im Cup der Pokalsieger – die
nächste Saison in der Serie B beginnen. Gegenwärtig beträgt der Rückstand
auf einen Nichtabstiegsplatz 13 Punkte; ein Punktabzug wegen nicht
gezahlter Gehälter von vier bis fünf Punkten ist wahrscheinlich. Die
bisherigen Resultate in der Meisterschaft behalten Gültigkeit.
Offen hingegen ist, ob der Verein sich überhaupt die nächste Auswärtsfahrt
ins zwei Autostunden entfernte Genua leisten kann. Vielleicht springt als
Sponsor ja eine Agentur für Mitfahrgelegenheiten ein.
Sportlich war der FC Parma in dieser Saison übrigens für die Europa League
qualifiziert. Wegen nicht rechtzeitig bezahlter Einkommenssteuer für
verliehene Spieler in Höhe von 280.000 Euro versagte die Uefa dem Klub aber
die Lizenz. Wenigstens eine Instanz hat hier aufgepasst.
22 Feb 2015
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Europa League
Pleite
Uefa
Fußball
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