# taz.de -- Einigung im Tarifstreit der Metallbranche: Mehr Lohn und eine Einma… | |
> Kompromiss bis Ende 2016: Die Metaller erhalten 3,4 Prozent mehr Lohn. | |
> Ansprüche auf Weiterbildung gibt es jedoch weiterhin nicht verbindlich. | |
Bild: Gut verhandelt: der Bezirksleiter des IG Metall-Bezirks Baden-Württember… | |
BÖBLINGEN dpa/rtr | In den Tarifverhandlungen der Metallindustrie haben | |
sich die IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall im Bezirk | |
Baden-Württemberg geeinigt. Die Tarifentgelte sollen ab 1. April um 3,4 | |
Prozent erhöht werden, erklärten die Verhandlungsführer am Dienstag nach | |
fast 16 Stunden zäher Verhandlungen in Böblingen bei Stuttgart. Für die | |
ersten drei Monate kommt eine Einmalzahlung von 150 Euro hinzu, die im März | |
gezahlt wird. Die Tarifparteien haben mit ihrem Kompromiss einen Streik | |
abgewendet, der nach den Worten von Gesamtmetallpräsident Rainer Dulger | |
ungeheure Kosten für die deutsche Wirtschaft nach sich gezogen hätte. Auch | |
über neue Regelungen zur Altersteilzeit und Weiterbildung fanden die | |
Tarifparteien einen Kompromiss. Die Abschlüsse zu Entgelt und | |
Altersteilzeit sollen als Pilotabschluss bundesweit übernommen werden. Der | |
Entgelt-Tarifvertrag tritt rückwirkend zum 1. Januar 2015 in Kraft und | |
läuft bis 31. März 2016. | |
Die IG Metall hatte für die 3,7 Millionen Beschäftigten der größten | |
deutschen Industriebranche eine Tariferhöhung um 5,5 Prozent ab Januar | |
gefordert. Die Arbeitgeber hatten zunächst ein Plus von 2,2 Prozent ab März | |
angeboten. Dies wehrte die IG Metall ab und setzte durch, dass die Bezieher | |
geringer Einkommen künftig rund 90 Prozent ihres bisherigen Nettolohns | |
während der Altersteilzeit erhalten. Dadurch werde ihnen der frühzeitige | |
Ausstieg aus dem Erwerbsleben erleichtert. | |
Dagegen werteten die Arbeitgeber es als Erfolg, dass neben besonders | |
belasteten langjährigen Schichtarbeitern kein anderer Personenkreis | |
festgelegt worden sei, der Ansprüche auf einen vorzeitigen Ruhestand habe. | |
Die IG Metall hatte versucht, auch andere Faktoren unabhängig von | |
Schichtarbeit, etwa dauerhaften Stress bei Projektarbeit, geltend zu | |
machen. Südwestmetall hatte hingegen mit Blick auf den Fachkräftemangel | |
davor gewarnt, denjenigen Ansprüche auf vorgezogenen Ruhestand zu gewähren, | |
die „noch können, aber nicht mehr wollen“. Im Rahmen des | |
Vier-Prozent-Anteils wird die Quote für die Belasteten, die vorrangig in | |
die Altersteilzeit gehen dürfen, von 2,5 auf 3 Prozent erhöht. | |
## Aus dem Topf der Altersteilzeit | |
Die Gewerkschaftsforderung nach einer von den Arbeitgebern bezuschussten | |
Weiterbildungsteilzeit wird insoweit realisiert, dass die Betriebe mit | |
Mitteln aus der Altersteilzeit Weiterbildungswillige unterstützen können – | |
aber nicht müssen, wie es die IG Metall angestrebt hatte. Die Arbeitgeber | |
werteten es als Erfolg, dass sie die von der Gewerkschaft verlangten | |
Ansprüche der Beschäftigten auf Zuschüsse für ihre Weiterbildung aus dem | |
Topf für Altersteilzeit unterbinden konnten. | |
IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger nannte die Einigung einen | |
zufriedenstellenden Kompromiss. Die Beschäftigten seien damit angemessen an | |
den Unternehmensgewinnen beteiligt. Für die Arbeitgeber sei der Abschluss | |
zu den Entgelten schmerzhaft, sagte Südwestmetall-Präsident Stefan Wolf. | |
„Das ist mit Abstand das dickste Reallohnplus seit vielen Jahren.“ | |
Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger erklärte, den Arbeitgebern sei es gelungen, | |
die Altersteilzeit für die Betriebe nicht zu verteuern. Bei den Regeln zur | |
Weiterbildung sollen die Vereinbarungen Baden-Württembergs nicht als | |
Pilotabschluss dienen, da sie schon deutlich über die Regeln der anderen | |
Tarifgebiete hinausgehen. Stattdessen soll der letzte Verhandlungsstand in | |
Nordrhein-Westfalen als Blaupause für die übrigen Bezirke empfohlen werden. | |
„Wir haben heute im Vergleich zu anderen Branchen gezeigt, wie man | |
verantwortungsvolle Tarifpolitik für unsere Industrie macht“, so Dulger. | |
24 Feb 2015 | |
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