# taz.de -- Schuldenkrise in Griechenland: „Wir werden kein Mitleid zeigen“ | |
> Die griechische Regierung sagt Steuerflüchtlingen und Reichen den Kampf | |
> an. Selbst Finanzminister Schäuble hat plötzlich Vertrauen in Tsipras und | |
> Varoufakis. | |
Bild: Die Maßnahmen werden konkreter: Jannis Varoufakis. | |
ATHEN afp | Griechenlands Finanzminister Jannis Varoufakis hat reichen | |
Bürgern seines Landes und Steuerflüchtlingen den Kampf angesagt. Seine | |
Regierung interessiere sich für diejenigen Griechen, die Geld hätten, „aber | |
nie gezahlt haben“, sagte Varoufakis am Samstag dem Fernsehsender Skai. | |
„Sie sind unser Ziel und wir werden kein Mitleid zeigen“, drohte er. | |
Die Regierung habe einen ausgeglichenen Haushalt zugesagt, sagte | |
Varoufakis. „Wenn ich gezwungen bin, eine Sondersteuer zu erheben, werde | |
ich das tun, aber nur für diejenigen, die zahlen können.“ Athen werde „ke… | |
Geld von denjenigen fordern, die leiden“. | |
Regierungschef Alexis Tsipras hatte am Freitagabend erste Maßnahmen im | |
Kampf gegen die Steuerflucht sowie zur Erhöhung der Staatseinnahmen | |
angekündigt. Dabei rief er die Griechen auf, einen Teil ihrer | |
Steuerrückstände zu zahlen. Diese belaufen sich auf insgesamt 76 Milliarden | |
Euro, jeden Monat wächst die Summe angesichts der wirtschaftlichen | |
Schwierigkeiten vieler Haushalte. Anfang kommender Woche will Tsipras einen | |
Plan vorlegen, um die „humanitäre Krise“ in Griechenland zu bekämpfen. | |
Vor dem Zentralkomitee seiner Linkspartei Syriza sagte Tsipras am Samstag, | |
die Verhandlungen über die Hilfen für sein Land seien „sehr hart“ gewesen. | |
Der Druck auf Griechenland habe „Erpressungscharakter“ gehabt, „wir | |
befinden uns auf vermintem Gelände, die konservativen Kräfte (in Europa) | |
haben versucht, uns in eine Falle zu locken, um uns in die budgetäre | |
Erstickung zu führen“, sagte Tsipras. Er bekräftigte, nach der Verlängerung | |
des derzeitigen Hilfspakets werde es kein drittes Programm geben. Es ist | |
aber fraglich, ob Tsipras ein weiteres Hilfspaket umgehen kann. | |
## Schäuble vertraut griechischer Regierung | |
Tsipras warf Ländern wie Spanien und Portugal vor, Griechenland zur | |
„Kapitulation“ gezwungen haben zu wollen, um „interne politische Risiken … | |
vermeiden“. In Spanien und Portugal hatten den Sparmaßnahmen kritisch | |
gegenüberstehende Parteien zuletzt Aufwind erhalten. In Spanien, wo noch in | |
diesem Jahr gewählt wird, liegt die mit der Syriza-Partei verbündete | |
Podemos in Umfragen vorn. | |
Griechenland und die Eurogruppe hatten sich am Dienstag auf eine | |
Verlängerung des eigentlich Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms bis | |
Ende Juni geeinigt. Bedingung dafür war die Verpflichtung Athens zu | |
Maßnahmen wie dem Verkauf von Staatseigentum, einem Kampf gegen | |
Frühverrentung und effizienterer Steuererhebung. Der Bundestag stimmte der | |
Vereinbarung zur Verlängerung des Hilfspakets um vier Monate am Freitag mit | |
überwältigender Mehrheit zu. | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte in der Bild am Sonntag | |
Vertrauen in die neue griechische Regierung. „Ich traue ihr zu, die | |
notwendigen Maßnahmen umzusetzen, eine effizientere Steuerverwaltung | |
aufzubauen und am Ende die Auflagen zu erfüllen“, sagte er dem Blatt. | |
Zugleich machte Schäuble klar, dass die Auflagen der Eurogruppe ohne | |
Abstriche erfüllt werden müssten. | |
Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der Passauer Neuen | |
Presse vom Samstag, gezahlt werde nur, wenn Athen die Verträge einhalte. | |
Bisher habe sich gezeigt: „Was diese griechische Regierung ankündigt und | |
was sie tut, passt nicht immer zusammen.“ | |
1 Mar 2015 | |
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