# taz.de -- Nach den Wahlen in Lesotho: Zuspitzung in den Bergen | |
> Die Parlamentswahlen bescheren dem verarmten Königreich Lesotho einen | |
> Machtwechsel. Aber keine Lösung der fundamentalen Probleme. | |
Bild: Wahltag in Lesotho, irgendwo in den Bergen. | |
JOHANNESBURG taz | Der Frieden in Lesotho ist wieder hergestellt. | |
Allerdings brodelt es weiter unter der Oberfläche. Die Wahlen der | |
vergangenen Woche liefen ohne Probleme ab, eine Besonderheit in dem | |
komplett von Südafrika umschlossenen kleinen Königreich hoch in den Bergen: | |
In den vergangenen Jahren gab es keine Wahlen in Lesotho ohne Terror, | |
Aufstände und Polizeieinsätze. | |
Der Wahlgang, der jetzt stattfand, war die Konsequenz aus putschähnlichen | |
Vorgängen im vergangenen Jahr, die den damaligen Regierungschef Thomas | |
Thabane sogar kurz zur Flucht nach Südafrika gezwungen hatten. | |
Thabanes Partei All Basotho Convention hat nun knapp verloren: 46 Sitze | |
gegenüber 47 für seinen langjährigen politischen Gegner Pakalitha Mosisilis | |
und dessen Democratic Congress. Mosisilis hat jetzt eine Koalition mit fünf | |
kleinen Parteien gebildet, die insgesamt 61 der 120 Sitze im Parlament hält | |
– eine ganz knappe Mehrheit. | |
De neue Koalitionsregierung unter Führung der bisherigen Opposition würde | |
eine Zweidrittelmehrheit brauchen, um die Verfassung zu ändern und damit | |
einige der Gründe für Lesothos permanente politische Instabilität aus der | |
Welt zu schaffen. Während der politischen Krise von 2014 hatte | |
Premierminister Thabane im Juni das Parlament aufgelöst, um einem Antrag | |
aus dem Weg zu gehen, ihn als Führer der damaligen wackeligen Koalition | |
abzusetzen. | |
Ende August entließ er auch Armeechef Tlali Kamoli, woraufhin dieser | |
Soldaten losschickte, um die Gebäude der Thabane-treuen Polizei zu | |
besetzen. Thabane reiste nach Südafrika und sagte, er sei Ziel eines Coups | |
in Lesotho und fürchte um sein Leben. Er kehrte erst nach mehreren Tagen | |
unter Schutz südafrikanischer Polizisten zurück nach Lesotho; eine | |
regionale Vermittlung legte dann vorgezogene Wahlen für den 28. Februar | |
2015 fest. | |
Das Land braucht nun dringend eine institutionelle Reform, damit die Macht | |
der Militärs und der Polizei geklärt wird. | |
## Polizei gegen Armee | |
Das sehr knappe Wahlergebnis spricht aber wohl dagegen, dass dies schnell | |
gelingt. Angeblich weiß Thabane nach wie vor die Polizei hinter sich, aber | |
sein früherer Stellvertreter Mothejoa Metsing (Lesotho Congress for | |
Democracy) wird von der Armee unterstützt. Metsing wird wohl | |
Vizepremierminister bleiben, denn seine drittgrößte Partei ist mit 12 | |
Sitzen Mitglied in der neuen Koalitionsregierung geblieben. | |
Der neue Regierungschef Mosisili war bereits von 1998 bis 2012 | |
Premierminister gewesen. Jetzt behauptet er, die Fehler von Thabane wolle | |
er nicht wiederholen. „Es gibt kein Sicherheitsproblem in Lesotho“, sagte | |
er am Mittwoch. „Das Problem war Premierminister Thomas Thabane.“ Die | |
wichtigste Aufgabe der neuen Regierung sei jetzt, Normalität in das | |
Königreich zu bringen. | |
„Entscheidend für eine stabile Zukunft ist jetzt, wie Mosisili die | |
Streitigkeiten zwischen Polizei und Armee löst“, sagt Tsoeu Petlane, | |
Direktor des Transformation Ressource Centre in Lesothos Hauptstadt Maseru. | |
## Südafrika als Machtfaktor | |
Eine entscheidende Rolle wird dabei Südafrika zukommen. Schon 1998 nach | |
Mosisilis erstem Wahlsieg hatte Südafrikas Armee in Lesotho eingreifen | |
müssen, und auch 2014 war es Südafrika, das eine Eskalation des Konflikts | |
in Richtung Putsch verhinderte. | |
Südafrika hat starkes Interesse an Frieden in Lesotho: Die Metropole | |
Johannesburg hängt von den Wassermengen des Katse-Damms in Lesothos Bergen | |
ab. Die Basotho wiederum sind auf Südafrika angewiesen: Viele arbeiten | |
traditionell als Wanderarbeiter in Südafrikas Bergbau, und in ihrer | |
verarmten Heimat ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch. | |
5 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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