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# taz.de -- Science-Center reloaded: Das neue Universum lockt
> Nach drei Monaten Umbau öffnet das neue Universum seine Pforten: neu
> sortiert, mit neuen Exponaten – und einer staatlichen Finanz-Garantie.
Bild: Äußerlich ist das Universum unverändert, innen aber hat sich einiges g…
BREMEN taz | Auf den ersten Blick sieht es harmlos aus: Auf einer
Holzschnitte sind wirre Striche aufgezeichnet, darüber liegt eine
Glasscheibe mit wenigen Strichen. Für den Betrachter ist kaum auszumachen,
welche Striche zu welcher Ebene gehören. Wenn man aber die Holzscheibe zur
Drehung bringt, ergeben die Striche auf der Glasscheibe plötzlich einen
Sinn – es sind Strich-Buchstaben. Die Lehre des Experiments: Die
rotierenden Striche kann das Auge nicht mehr fixieren, Menschen sind eben
keine Fliegen und erkennen nur visuelle Bilder, die mindestens 30
Millisekunden konstant sind. Die fixierten Striche auf der Glasscheibe
werden vor dem Hintergrund der verwischten Striche auf der Holzscheibe
erkennbar.
Verschiedene Experimente in dem neu eröffneten Science-Center Universum
führen so ein in die Mechanismen unserer Wahrnehmung. Die Station mit dem
Korbball zeigt, wie das Gehirn die optischen Eindrücke nachbessert: Man
setzt eine Prismenbrille auf und sieht den Korb nach einer Seite versetzt.
Der erste Wurf geht also deutlich daneben, nach einigen Würfen aber
korrigiert das Gehirn den falschen Seh-Eindruck und man kann den Korb
treffen.
Auf seinen 4.000 Quadratmetern präsentiert sich das Universum ab dem 7.
März mit einer erneuerten „Dauerausstellung“. Fünf Millionen Euro, die
Hälfte davon über EFRE-Mittel der EU finanziert, hat sich das Land Bremen
den Neustart kosten lassen. Der war notwendig geworden, weil die Zahl der
Besucher von ihrer anfänglichen Rekordhöhe vor 14 Jahren kontinuierlich
absackte. Und 250.000 verkaufte Karten müssen es schon sein, damit die
laufenden Kosten einigermaßen gedeckt sind. Das Land Bremen hat im Jahr
2001 die Immobilie zur Verfügung gestellt und nun auch für einen Euro die
Betriebsgesellschaft übernommen, weil die Planungen von einem jährlichen
Zuschussbedarf von 300.000 bis 500.000 Euro ausgehen.
## Verknüfungen zur örtlichen Forschungslandschaft
Das ist gut investiertes Geld, findet Herbert Münder, der Chef des alten
und des neuen Universums. Denn rund 100.000 der BesucherInnen jedes Jahr
sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, damit ist das Universum der
wichtigste außerschulische „Botschafter“ der modernen Naturwissenschaften
und Technik. In dem neuen Konzept soll es nun deutlichere Verknüpfungen zu
Bremens Forschungslandschaft geben, insbesondere in den
„Vertiefungsbereichen“ kommen mehrere Bremer Wissenschaftler zu Wort, die
ihr Fachgebiet populär erläutern. Das MARUM hat einen Film über die
faszinierenden Tiefsee-Welten beigesteuert.
Eine Attraktion für Jugendliche ist sicher der Kicker-Automat, an dem die
Besucher gegen eine Robotik-gesteuerte „Mannschaft“ spielen. Der kommt
jedoch aus Freiburg, Bremens Fußball-Roboter sind darauf spezialisiert,
gegen andere Roboter zu kicken, nicht gegen Menschen, heißt es zur
Begründung.
## Dieselben Aha-Effekte
Das neue Universum baut im Prinzip auf dieselben „Aha“-Effekte wie das
alte. Während das Universum im Jahre 2001 noch überwiegend auf Tourismus
setzte, sozusagen in der Folge der Ideen von Space- und Ocean-Park, sind
die Betreiber heute realistischer. Auch andere große Tourismus-Projekte wie
etwa die „Erlebniswelt Renaissance“ in Hameln sind schon lange gescheitert.
Die Touri-Massen, die der Weihnachtsmarkt oder der Schnoor anlockt, sind
für ein Science-Center nicht erreichbar. Dank der staatlichen
Finanzierungszusage ist dem Universum die fatale Alternative Konkurs oder
Banalisierung erspart geblieben.
6 Mar 2015
## AUTOREN
Klaus Wolschner
## TAGS
Universum
Schadstoffe
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Bremen
Universum
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