Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Ich meld mich: Cocktail an Bord mit Ursula Andress
> Damals – als Stewardessen noch nicht Saftschubsen genannt wurden, Messer
> aus Cromargan waren und statt Meilen Löffel gesammelt wurden.
Bild: Die ersten schawrzen Stewardessen von British Midland, 1970.
Rückt zusammen, Kinder, um den Flachbildschirm an Gate 14, und hört, was
euch der fliegende Großvater zu erzählen hat! Es gab einmal eine Zeit in
Deutschland, als das mit dem Fliegen noch ganz anders ablief. Schon vorn am
Schalter ging es los. Da zeigte man sein Ticket, und es war eines aus
echter Pappe.
Beim Eintritt in den Abflugbereich fummelte einem niemand im Schritt herum,
und doch landete man viel seltener als behauptet in Kuba statt in Köln.
Auch kam keiner auf die Idee, einem die Sprudelflasche wegzunehmen. Hatte
ja niemand eine bei sich, fürchtete ja keiner, als Mumie zu enden, ohne
drei Liter Wasser im Bauch.
Im Flieger gab es zu trinken, was Herz und Leber begehrten. Puschkin,
Kröver Nacktarsch, Lufthansacocktail. Es hatte echte Messer aus Chromargan
und echtes Porzellan, und, ich lüge nicht, Kinder: Es gab echtes Essen auf
den Tellern. Mit richtigen Schnitzeln, zum Selberschneiden.
Flugbegleiterinnen hießen Stewardessen, waren langbeinige, blonde Wesen wie
Ursula Andress und angelten sich regelmäßig Fabrikdirektoren.
Nie hätte jemand gewagt, sie heimlich „Saftschubsen“ zu nennen. Alle
Flugkapitäne sahen aus wie O. W. Fischer – das ist der Robert Atzorn von
vorgestern –, und sie könnten euch heute noch Sachen erzählen, Kinder, von
den langbeinigen Wesen und den freien Tagen in Übersee … – aber ich will
euch nicht langweilen.
Statt Meilen sammelte man Kaffeelöffel, hochgewachsene Menschen galten noch
nicht als fliegendes Störgut, das es nach allen Regeln der Kunst
zusammenzufalten galt, und es gab echte Raucher: Alle halbe Stunde
verschwanden sie im Raucherabteil, kamen zurück und müffelten ihre
nichtrauchenden Nachbarn ein.
So war das, Kinder. Schön war es. Jeder Start ein Neuanfang, jede Landung
so was wie Weihnachten und Konfirmation zusammen, und der Beifall kam stets
aus tiefstem Herzen. Ist vorbei, Kinder. Hier – euer letzter Aufruf! Viel
Spaß übers Wochenende in Budapest. 29 Euro ab Berlin. Kann man nichts
sagen.
21 Mar 2015
## AUTOREN
Franz Lerchenmüller
## TAGS
Lufthansa
Flug
Palmyra
Muezzin
Schwarzwald
Berlin
Griechenland
deutsch
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Ich meld mich: Aus der Traum
Wir haben unsere Traumziele, Mythen, Legenden. Manche wie Aleppo, Palmyra
oder Timbuktu verschwinden einfach von der Landkarte.
Kolumne Ich meld' mich: Tief Luft holen, volle Kraft voraus
Zwei, drei Lieder sollten Weltenbummeler schon draufhaben. Nicht selten
wird man im Ausland gebeten, ein Lied aus der Heimat vorzutragen.
Kolumne Ich meld' mich: Ein arabischer (Alb-)Traum
Sanaa, die Hauptstadt des Jemens, war schon immer eine Reise wert. Ein
arabisches Gesamtkunstwerk. Was nur wird nach dem Bombenkrieg übrigblieben?
Kolumne Ich meld' mich: Dichterreise durchs Naziland
Die Nazis luden zur Imagekampagne, 14 Schriftsteller aus Europa folgten.
Reisebücher darüber finden sich noch heute in Bibliotheken.
Kolumne Ich meld' mich: In Berlin gibt's die beste aller Welten
Meeresstrand und Wüstendünen, wo bekommt man das schon zugleich? In wenigen
Tagen eröffnet die „Die-Welt-ist-toll-Show“ in Berlin.
Kolumne Ich meld' mich: Von der christlichen Seefahrt
Kraken wollten wir fischen. Doch das Wetter spielte nicht mit. Auch meinte
der Kapitän, jemand, der Franziskos heißt, sollte besser an Land bleiben.
Kolumne Ich meld' mich: So schön gemischt germanisch
Beim Spaziergang durch Nürnberg, die deutscheste aller deutschen Sädte,
sticht die Unterwanderung überall ins Auge. Gott sei Dank!
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.