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# taz.de -- Gekündigte Supermarktkassiererin: Emmely ist tot
> Barbara Emme starb an Herzversagen. Bekannt wurde sie durch ihren Kampf
> gegen eine unberechtigte Kündigung. Es ging um einen 1,30 Euro Pfandbon.
Bild: 2010 gewann Barbara Emme gegen die Supermarktkette Kaiser's vor dem Bunde…
BERLIN taz | Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Barbara Emme am 16. März im
Alter von 57 Jahren in Berlin an Herzversagen gestorben. Unter diesem Namen
kennen die Frau wenige. Doch als aufmüpfige Kassiererin Emmely wurde sie
bundesweit bekannt.
Grund war der lange Atem, mit dem sich die Frau gegen ihre Kündigung
wehrte. Sie wollte nicht akzeptieren, dass im Februar 2008 die
Supermarktkette Kaiser’s sie fristlos hinauswarf, weil sie angeblich zwei
Leergutbons im Wert von 1,30 Euro eingelöst hatte, die in einer Filiale von
KundInnen liegen gelassen wurden. Emme hatte diese Vorwürfe jedoch immer
wieder bestritten.
Sie fand Unterstützung bei linken AktivistInnen, die 2008 als kritische
KundInnen die VerkäuferInnen beim Arbeitskampf im Einzelhandel
unterstützten. Der Aliasname wurde im Solidaritätskreis gemeinsam mit der
Kassiererin kreiert und wurde bald bundesweit bekannt.
In den nächsten zwei Jahren gelang es der kleinen Gruppe nicht nur, die
Kündigung bundesweit zu skandalisieren. In Talkshows diskutierten
PolitikerInnen und JuristInnen über die Verdachtskündigungen als
Instrument, missliebige ArbeitnehmerInnen loszuwerden. Nachdem Emmely in
mehreren juristischen Instanzen verloren hatte, erklärte das
Bundesarbeitsgericht in Erfurt im Juni 2010 die Kündigung für unwirksam.
Zwölf Tage später bekam sie wie gewünscht eine Stelle in einem Kaiser’s in
ihrem Wohnviertel in Berlin-Hohenschönhausen.
Emme stammte aus einer Arbeiterfamilie aus Mecklenburg, wurde in der DDR
groß, machte dort eine Ausbildung als „Fachverkäuferin für Waren des
täglichen Bedarfs“. Auch nach ihren juristischen Sieg blieb Emmely
politisch aktiv, beteiligte sich an einem Film und zwei Büchern über ihren
Fall. Sie wurde auch zu politischen und sozialen Meetings nach Paris,
Spanien und Venezuela eingeladen.
Sie sei in einer Zeit der Entsolidarisierung im Neoliberalismus zum Symbol
dafür geworden, dass man sich auch heute noch wehren und sogar gewinnen
kann, erklärten AktivistInnen ihres Solidaritätskomitees in einer
Nachbetrachtung, warum die Kündigung der Berliner Kassiererin so viele
Menschen bewegte und ihr Tod nun Menschen in aller Welt traurig macht.
***
In der ersten Versions des Artikels wurde behauptet, Barbara Emme sei am
Dienstag gestorben. Wir bedauern diesen Fehler und haben die Passage
korrigiert.
25 Mar 2015
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Bundesarbeitsgericht
Kaiser's Tengelmann
Pfand
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Eine Heldin der Arbeiterklasse: Man nannte sie Emmely
Barbara Emme erfuhr die Härten des Kapitalismus. Sie war Aktivistin,
Betriebsrat, Vorbild. Bekannt wurde Emmely durch zwei Pfandbons 2010.
Kassiererin „Emmely“: Die aufmüpfige Kollegin
Man hatte ihr gekündigt – wegen eines Pfandbons von 1,30 Euro und wegen
eines Verdachts. Zu Unrecht. Und wie geht es „Emmely“ jetzt?
Nach dem Sieg beim BAG: "Emmely" fängt am Montag wieder an
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zurückkehren darf.
Kommentar Emmely: Emmely bekam Recht
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