| # taz.de -- Kommentar AKW-Abschaltung: Geschäftliche Logik | |
| > Vattenfall dreht die Zeit zurück und schaltet Ringhals ab. Endlich. Ohne | |
| > Subventionen seitens der schwedischen Regierung wäre das nicht passiert. | |
| Bild: Eine schöne Ruine. | |
| Es ist noch keine zwei Jahre her, da präsentierte Vattenfall ein | |
| milliardenschweres Investitionsprogramm, mit dem es die Laufzeit seiner | |
| sieben schwedischen Atomreaktoren von 50 auf 60 oder vielleicht sogar auf | |
| 70 oder 80 Jahre verlängern wollte. Und es ist keine drei Jahre her, als | |
| der Konzern offenbar völlig unbeeindruckt davon, was sich Monate vorher in | |
| Fukushima ereignet hatte, formal einen AKW-Neubauantrag stellte. | |
| Mittlerweile alles Schnee von gestern. Von den Neubauplänen verabschiedete | |
| man sich schon Anfang des Jahres. Und jetzt siegte kaufmännische Vernunft | |
| auch beim Pensionsalter. Ist es zwar eigentlich sowieso unverantwortlich, | |
| die ursprünglich auf eine Lebensdauer von 25 Jahren konzipierten Anlagen | |
| immer noch am Netz zu haben, sollen die ältesten Reaktoren nun zumindest | |
| mit einer Betriebszeit von spätestens 45 Jahren abgeschaltet werden. | |
| Zwar haben auch die gesunkenen Strompreise zu diesen Beschlüssen | |
| beigetragen. Vorwiegend aber waren politische Entscheidungen | |
| verantwortlich. So wurde die ungenügende Atomstrom-Abgabe, mit der ein | |
| Endmülllager und der Abriss der Reaktoren finanziert werden soll, | |
| verdoppelt, damit künftige SteuerzahlerInnen zumindest auf nicht allzu | |
| riesigen Lasten für die Hinterlassenschaften dieser riskablen | |
| Energieproduktion sitzen bleiben werden – sie werden noch immer groß genug | |
| sein. | |
| Und eine um ein Sechstel erhöhte „Effektsteuer“ entfaltete schneller als | |
| erwartet genau die Wirkung, die sich die schwedischen Grünen von ihr | |
| erhofft haben. Die besteuert unabhängig von der faktischen nämlich die | |
| theoretische Produktionskapazität und lässt damit störanfällige, häufig | |
| stillstehende und deshalb für die Versorgungssicherheit speziell | |
| problematische Anlagen besonders teuer produzieren. | |
| Den Atomstrom etwas mehr von seinen gesamtgesellschaftlichen Kosten tragen | |
| lassen, dazu eigentlich selbstverständliche Sicherheitsauflagen, zu denen | |
| Stockholm nach dem EU-„Stresstest“ von 2012 gezwungen wurde – und schon | |
| wird Realität, was die Anti-AKW-Bewegung schon immer wusste: Ohne | |
| umfassende öffentliche Subventionen gehen in den Reaktoren die Lichter aus. | |
| Sonst nirgends. | |
| 29 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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