# taz.de -- Berlin wird Amsterdam: SPD kommt auf den Geschmack | |
> Bei der SPD wächst die Zustimmung für eine kontrollierte Abgabe von | |
> Cannabis. Die Forderung könnte es bis ins Wahlprogramm schaffen. | |
Bild: Klare Forderung: Kiffen soll legale werden | |
Die Legalisierung von Cannabis findet innerhalb der Berliner SPD immer mehr | |
Anhänger. Der Kreisverband in Friedrichshain-Kreuzberg hatte sich bereits | |
Ende April mit großer Mehrheit für eine staatlich kontrollierte Abgabe von | |
Marihuana und Co. ausgesprochen. Am vergangenen Samstag fassten nun auch | |
die Genossen im mitgliederstärksten Kreisverband Mitte fast einstimmig | |
einen entsprechenden Beschluss. Darin fordern sie die Bundesregierung und | |
den Bundestag auf, die „rechtlichen Grundlagen für eine staatlich | |
kontrollierte Produktion und Abgabe von Cannabisprodukten und deren legalen | |
Besitz zu schaffen“. | |
Wie in den Niederlanden ist Gras und Hasch inzwischen auch in einigen | |
Bundesstaaten der USA legal erhältlich. In Berlin bekam die Debatte neuen | |
Schwung, als die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg einen Coffeeshop für | |
den Görlitzer Park forderten. Der Bezirk will im Laufe des Jahres einen | |
Antrag für einen Modellversuch zur Cannabisabgabe stellen. | |
Auch innerhalb der SPD mehrten sich die Stimmen für eine | |
Entkriminalisierung. Nach einzelnen Kreisverbänden wird sich nun die Partei | |
zu dem Thema positionieren: Die Beschlüsse aus Mitte und | |
Friedrichshain-Kreuzberg sind zugleich Anträge für den Landesparteitag der | |
SPD Mitte Juni. | |
„Dazu wird es sicher eine lebendige Diskussion geben“, sagte am Dienstag | |
Landeschef Jan Stöß gegenüber der taz. Er sieht in dem Thema offenbar | |
Potenzial: Vor der Abgeordnetenhauswahl 2016 sollen die Mitglieder über 10 | |
bis 15 Kernthesen des Wahlprogramms abstimmen können. Er könne sich gut | |
vorstellen, dass die Cannabis-Abgabe eines der Themen sein wird, über die | |
die Mitglieder entscheiden, so der Landeschef. | |
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Thomas | |
Isenberg, begrüßt diesen Vorschlag. Er wirbt seit Monaten in seiner | |
Fraktion und Partei für eine kontrollierte Abgabe. „Unser Ziel war es von | |
Beginn an, dass das Teil des Wahlprogramms wird“, so Isenberg. | |
Auch die Jusos freut‘s. „Wir fordern die kontrollierte Abgabe schon lange. | |
Es ist schön zu sehen, dass das nun auch in der SPD Wellen schlägt“, sagte | |
Jusochef Kevin Kühnert. Doch nicht alle Genossen sind nur begeistert. Der | |
Kreischef von Mitte, Boris Velter, hat am Samstag zwar für den | |
Legalisierungsantrag gestimmt. In seinen Augen gibt es aber Dringenderes. | |
„Die ganze Coffeeshop-Debatte halte ich für völlig überzogen“, so Velter. | |
Während sich die SPD Richtung Liberalisierung bewegt, macht Innensenator | |
Frank Henkel (CDU) genau das Gegenteil: Er setzt auf Repression und | |
erklärte den Görlitzer Park zur Null-Toleranz-Zone. Als „Rückschritt“ | |
bezeichnet das Isenberg. „Es ist äußerst schade, dass unser | |
Koalitionspartner noch so einem antiquierten Welt- und Menschenbild | |
anhängt.“ Isenberg ist überzeugt: „Wir brauchen weder einen schwarzen | |
Sheriff noch eine grüne Kifferidylle, sondern einen kontrollierten dritten | |
Weg.“ | |
12 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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