# taz.de -- CSU-Fraktionschef zurückgetreten: Seines Unglückes Schmid | |
> 23 Jahre lang hatte Georg Schmid seine Frau auf Staatskosten angestellt. | |
> Jetzt hat er seinen Rücktritt als Fraktionsvorsitzender eingereicht. | |
Bild: Georg Schmid, ehemaliger Fraktionschef der CSU im bayerischen Landtag. | |
BERLIN taz | Der Druck ist zu groß geworden: Georg Schmid ist als | |
Fraktionschef der CSU im bayerischen Landtag zurückgetreten, wie er am | |
Donnerstagnachmittag erklärte. Nachdem bekannt geworden war, dass er seine | |
Frau seit 23 Jahren aus öffentlichen Geldern als Büromitarbeiterin | |
beschäftigte, ihr zwischen 3500 und 5500 Euro monatlich zahlte, zog der | |
60-Jährige jetzt die Konsequenzen aus der öffentlich gewordenen Kritik. | |
In einer Erklärung verteidigte er sein Verhalten. Er sei nach wie vor der | |
Überzeugung, sich immer rechtlich korrekt verhalten zu haben. „Die | |
öffentliche Diskussion bindet mich aber in einem Umfang, der mir nicht mehr | |
erlaubt, meine Arbeit an der Spitze der CSU-Fraktion so zu erfüllen wie ich | |
das selbst von mir erwarte“, so Schmid am Donnerstag. Sein Amt als | |
Fraktionschef gebe er deshalb auf. Als direkt gewählter Abgeordneter will | |
er allerdings weiter machen. | |
Schmid ist nicht der einzige CSUler, der Ehepartner oder Kinder beschäfigt. | |
[1][Insgesamt 17 Abgeordnete] im bayerischen Landtag, alle von der CSU, | |
haben seit Jahren Verwandte ersten Grades auf ihrer Gehaltsliste. | |
Rechtswidrig ist das nicht. Die Betroffenen nutzen eine Ausnahmeregelung im | |
bayerischen Gesetz. Seit 2000 ist es Landtagsabgeordneten im Freistaat | |
eigentlich verboten, Ehepartnern oder Kindern bezahlte Jobs zu geben. | |
Allerdings konnten bereits bestehende Verträge unbefristet fortgeführt | |
werden. | |
Alle 17 Abgeordneten, darunter neben Fraktionschef Schmid auch Bayerns | |
Kultusminister Ludwig Spaenle, haben ihre Verwandte also seit mindestens 13 | |
Jahren angestellt. Diese Praxis wollte Ministerpräsident Horst Seehofer | |
(CSU) nach Bekanntwerden und öffentlicher Kritik gesetzlich unterbinden. In | |
einem Hauruckverfahren versuchte die CSU am Mittwoch ein Gesetz durch den | |
Landtag zu bringen, was die Opposition aber verhinderte. Jetzt wird das | |
Gesetz wohl erst Mitte Mai verabschiedet. | |
## Willkommenes Fressen für die Opposition | |
Nach der Debatte um den millionenfachen Steuerhinterzieher und | |
CSU-Sympathisanten Uli Hoeneß kommt die Debatte der Partei nicht gelegen. | |
Die Opposition frohlockt derweil. Unausweichlich sei der Rücktritt von | |
Schmid, erklärte Bayerns SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. „Er wäre | |
gut beraten, wenn er auf eine erneute Kandidatur für den bayerischen | |
Landtag verzichten würde.“ Rinderspacher forderte zudem, die | |
Ungereimtheiten um die Beschäftung von Schmids Ehefrau aufzuklären, ebenso | |
wie die um die Fälle der anderen 16 Abgeordneten. | |
Zugleich rief er Georg Winter, den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, | |
ebenfalls zum Rücktritt auf. „Dieser hatte mit seinen 13- und 14-jährigen | |
Söhnen im Jahr 2000 Verträge abgeschlossen. „Wer die Familienkasse | |
aufrüstet zulasten der Staatskasse, der hat im Amt des | |
Haushaltsausschussvorsitzenden nichts verloren“, so Rinderspacher weiter. | |
Insgesamt sprach die SPD von einem unübersehbaren Filz sowie Vettern- und | |
Günstlingswirtschaft. | |
Georg Schmid hatte seine Frau nicht direkt angestellt, sondern ließ ein von | |
ihr gegründetes Unternehmen die Büroarbeit im Wahlkreis erledigen. „Aus | |
heutiger Sicht war das sicher ein Fehler“, soll er am Dienstagabend auf | |
einem Fraktionsempfang gesagt haben. Er hat ihr inzwischen gekündigt. | |
25 Apr 2013 | |
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## AUTOREN | |
Paul Wrusch | |
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