# taz.de -- Meteoriteneinschlag in Russland: Wenn es Steine regnet | |
> Im Ural ist ein Meteorit eingeschlagen und hat rund eintausend Menschen | |
> verletzt. Der genaue Hergang ist unklar. Ein Amateur hat den Absturz | |
> gefilmt. | |
Bild: 15.02.2013: Der Schweif des Meteoriten in der Region Tscheljabinsk. | |
MOSKAU ap | Bei einem Meteoritenabsturz am Uralgebirge sind nach Angaben | |
russischer Behörden im Gebiet Tscheljabinsk rund eintausend Menschen | |
verletzt worden, davon mindestens zehn Kinder. Die meisten Verletzten seien | |
von Scherben zersplitterter Scheiben getroffen worden, teilte das | |
Innenministerium am Freitag der Agentur Interfax zufolge mit. Die Behörden | |
sprachen abweichend von einem Meteoriten-Absturz oder Meteoriten-Schauer. | |
Der Einschlag war demnach um 7.30 Moskauer Zeit, 4.30 Uhr MEZ. | |
Der Niedergang eines Meteoriten am Uralgebirge hat nach Angaben deutscher | |
Weltraumexperten nichts mit dem Asteroiden „2012 DA14“ zu tun, der an | |
diesem Freitagabend knapp an der Erde vorbeirasen wird. „Das ist etwas | |
völlig anderes“, sagte ein Sprecher der europäischen Weltraumagentur Esa am | |
Freitagmorgen auf Anfrage. „Flugbahn und Ort des Einschlags sprechen | |
dagegen.“ | |
Nach Experteneinschätzung raste der Meteorit mit extrem hoher | |
Geschwindigkeit Richtung Erde. Nach Eintritt in die Atmosphäre dürfte er | |
mit einer gewaltigen Druckwelle explodiert sein. Insgesamt seien in | |
mindestens sechs Städten in der Region am Ural rund 1.500 Kilometer östlich | |
von Moskau Schäden an Gebäuden festgestellt worden, hieß es. Die gewaltige | |
Druckwelle habe zahlreiche Dächer zerstört und Fensterscheiben zertrümmert. | |
Atomanlagen der Gegend seien nicht betroffen. | |
Augenzeugen berichteten von Lichtblitzen, Explosionen und Rauchwolken am | |
Himmel. Viele dachten demnach, ein Flugzeug sei am Himmel explodiert. | |
Zahlreiche Russen wunderten sich, wie ungewöhnlich schnell es Bilder gab | |
von dem Phänomen sowie von Menschen, die panikartig Gebäude mit | |
zerborstenen Scheiben verließen. Ein Amateurvideo, das im russischen | |
Fernsehen zu sehen war, zeigte, wie ein Objekt über den Himmel schoss und | |
einen dicken weißen Schweif hinterließ. Außerdem war ein gewaltiger Blitz | |
zu sehen. | |
Der Meteorit selbst sei in den See Tschebarkul rund 80 Kilometer westlich | |
von Tscheljabinsk gefallen, teilte die Gebietsverwaltung mit. Sieben | |
Flugzeuge und 20.000 Angehörige des Zivilschutzes in Tscheljabinsk seien in | |
der Region im Einsatz, um zu helfen. Wegen des Ausmaßes der Schäden sollten | |
Betriebe und Einrichtungen ihre Mitarbeiter nach Möglichkeit zum Helfen | |
nach Hause schicken, hieß es in einer Mitteilung der Verwaltung. | |
## Gewicht von mehreren Tonnen | |
Der russische Astronom Sergej Smirnow meinte, dass der Meteorit vor dem | |
teilweisen Verglühen vermutlich mehrere Tonnen schwer gewesen sei. Einzelne | |
Splitter hätten demnach jeweils bis zu einem Kilogramm wiegen können. „Der | |
Meteorit ist in den unteren Schichten der Atmosphäre fast vollständig | |
verglüht. Allerdings war die Druckwelle massiv“, sagte Jelena Smirnych vom | |
Zivilschutzministerium in Tscheljabinsk. | |
Gebietsgouverneur Michail Jurewitsch brach eine Moskauer Dienstreise ab. | |
„Bei Temperaturen von minus 18 Grad in Tscheljabinsk ist jetzt am | |
wichtigsten, dass die zertrümmerten Fensterscheiben ersetzt werden“, sagte | |
er. | |
Abstürzende Meteoriten von geringer Größe lassen sich laut Esa-Ingenieur | |
Rainer Kresken nur schwer vorher erkennen: „So ein Objekt, wie da in | |
Russland runtergekommen ist – das maximal vielleicht einen Meter groß war, | |
würde ich schätzen, oder zwei – ist mit den heutigen Mitteln der Technik | |
praktisch nicht zu entdecken vorher.“ Aufgrund der hohen Geschwindigkeit | |
von mindestens 11,2 Kilometern pro Sekunde könnten auch kleine Objekte | |
großen Schaden anrichten. | |
15 Feb 2013 | |
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Asteroid | |
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