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# taz.de -- Rebellion in der Radsportwelt: Konferenz der Empörten
> In London gründet sich eine Bewegung, die den Radsportweltverband
> reformieren und dessen Präsidenten stürzen will. Als Gegenkandidat steht
> Greg Lemond bereit.
Bild: Ein Bild aus besseren Tagen: Pat McQuaid (mit Pistole) im Kreise seiner S…
LONDON taz | Sind die Tage gezählt für Pat McQuaid? Auf der
Gründungskonferenz von „Change Cycling Now“ am Sonntag und Montag in London
war eines allen ganz klar: Pat McQuaid muss weg. Dem UCI-Präsidenten warf
schon der Initiator der Plattform, der australische
Sportbekleidungshersteller und Radsportsponsor Jaimie Fuller, eine
schlechte Geschäftsführung vor.
Jörg Jaksche, Mitglied von CCN, wie sich das Netzwerk schon nennt, legte
gegenüber der taz nach. „McQuaid ist für mich untragbar. Es kann nicht
sein, dass ein Präsident noch im Amt ist, während eine von ihm selbst
eingesetzte Kommission untersucht, ob er Schmiergeld angenommen hat. Das
geht in keinem Rechtsstaat“, meinte der frühere Radprofi.
Eine Untersuchung, die die Vertuschungs- und Bestechlichkeitsvorwürfe
gegenüber McQuaid überprüfen soll, ist tatsächlich im Gange. John Coates,
Präsident des Sportgerichtshofes CAS, bestimmte die drei Mitglieder. Sein
Renommee soll das Ansehen der Kommission stärken. Bleibt nur zu hoffen,
dass deren Aufklärungsarbeit dem Ansehen des ehrenwerten John Coates keine
Dellen verleiht. Untersuchungskommissionen bei der UCI pflegten bislang nur
Papier, aber wenig Konsequenzen zu produzieren.
Daher soll auch Hein Verbruggen, ein altgedienter Strippenzieher im
Sportgeschäft, seiner Würden als Ehrenpräsident der UCI auf Lebenszeit
enthoben werden. Verbruggen galt in seiner Zeit als UCI-Präsident als
Schutzschild für Armstrong. „Hein macht das schon“, soll Armstrong
Teamkollegen anlässlich einer positiven Probe erklärt haben.
Dopingkontrollen, selbst wenn sie Dopingmittel nachwiesen, führten niemals
zu einem offiziellen Verfahren gegen den Amerikaner.
## Die Delegierten entscheiden
McQuaid loszuwerden ist aber gar nicht so einfach. Laut den Statuten der
UCI bestimmen die 42 Delegierten des Rates auf einer Vollversammlung den
Präsidenten. Die Delegierten werden von den einzelnen Verbänden entsandt.
Von diesen hat bislang jedoch kein einziger Sympathie für die
Seiteneinsteiger von CCN signalisiert. Jörg Jaksche ist dennoch durchaus
optimistisch und glaubt, dass sich durch öffentlichen Druck etwas bewegen
lässt.
Als Kandidat für eine Übergangspräsidentschaft bis zu den regulären Wahlen
im nächsten Jahr hat sich derweil Greg Lemond ins Gespräch gebracht. „Ja,
ich bin bereit dafür. Wir wollen den Radsport ändern. So eine Gelegenheit
wie jetzt wird es so schnell nicht mehr geben“, sagte er. McQuaid empfahl
er: „Wenn er den Radsport so liebt, wie er sagt, dann sollte er zugeben:
Ich habe meine Fehler gemacht, aber jetzt trete ich zurück.“
Davon will der Ire aber nichts wissen. UCI-Sprecher Enrico Carpani sagte
auf Nachfrage der taz: „Wir sagen dazu nichts. Wir antworten mit Sicherheit
nicht auf Greg Lemond. Wir setzen unsere Arbeit fort. Wir haben jetzt diese
Untersuchungskommission.“ Zum Vorschlag, die Dopingkontrollen unabhängig
von der UCI zu organisieren, meinte Carpani nur: „Das ist eine alte Sache.
Wir machen weiter so wie bisher.“
Genau das befürchten die Erneuerer aus London. Neben dem Griff nach der
Macht zeichnen sie sich freilich auch durch einige konstruktive Gedanken
aus. Die beste Idee ist sicherlich die Einrichtung einer
Wahrheitskommission. „Wir müssen Bedingungen schaffen, dass die Fahrer
reden, dass sie auspacken, wer sie mit Dopingmitteln versorgt. Bislang sind
die Fahrer die Sündenböcke. Sie sind aber nur die Letzten in der
Versorgungskette, sie sind die Kokser, nicht die Dealer“, meinte Jörg
Jaksche. Man müsse den Fahrern entgegenkommen. „Wer gedopt hat, gehört
bestraft. Aber man soll ihm nicht die Arbeitsgrundlage entziehen.“
3 Dec 2012
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
UCI
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