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# taz.de -- Walfang in Island: Hoffnung für Meeressäuger
> Das Fischereiministerium in Reykjavík stoppt den Beginn des diesjährigen
> Finnwalfangs. Jetzt droht eine Regierungskrise.
Bild: Finnwale bald sicher? Die letzten Lizenzen in Island wurden bis 2023 ausg…
Stockholm taz | Am Mittwoch hätte die diesjährige Jagd auf Finnwale vor der
isländischen Küste beginnen sollen. Das hatte Hvalur, die letzte aktive
Walfangfirma des Landes, jedenfalls vor einigen Tagen angekündigt. Kurz
zuvor stoppte Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir aber den geplanten
Fang.
In einer am [1][Dienstag veröffentlichten Presseerklärung] begründet sie
dies mit dem „eindeutigen Votum“ eines Fachgremiums der
[2][Veterinärbehörde MAST, das am Vortag] veröffentlicht worden war. Darin
konstatieren die Experten, dass die gegenwärtigen Walfangmethoden mit den
Tierschutzvorschriften unvereinbar sind, weil sie „eine humane Tötung nicht
gewährleisten können“.
2006 hatte Island als weltweit einziges Land die kommerzielle Finnwaljagd
erlaubt. Zuletzt 2018 waren von der Regierung Fanglizenzen für den Zeitraum
von 2019 bis 2023 erteilt worden. Da es keine Rechtsgrundlage für einen
nachträglichen Widerruf dieser Lizenzen gibt, griff die Fischereiministerin
nun zu einem juristischen Trick: Der diesjährige Fang wird nicht verboten,
sondern bis zum 31. August „vorübergehend ausgesetzt“.
Weder die Regierung noch der Inhaber der Walfanglizenz könnten nämlich
gegenwärtig einen Fang garantieren, der mit den Tierschutzerfordernissen zu
vereinbaren sei. Falls weitere Untersuchungen ergeben sollten, dass dies
doch möglich ist, könne ein Walfang ja nach dem 1. September beginnen.
## Tierschützender Walfang geht nicht
Diese Bedingung der Ministerin dürfte unmöglich zu erfüllen sein. Eine im
Mai veröffentlichte [3][Studie der isländischen Regierung] bestätigte
nämlich, was Wal- und Tierschutzorganisationen diesem Walfang schon lange
vorwerfen: Er ist eine grausame Tierquälerei. Eine an Bord der
Walfangschiffe durchgeführte Überwachung des letztjährigen Walfangs durch
die Veterinärbehörde hatte gezeigt, dass nur zwei Drittel der Wale binnen
einer Minute, nachdem sie von einer Sprengharpune getroffen wurden, starben
oder das Bewusstsein verloren. Der Rest erlitt einen langen und qualvollen
Tod, ihr Todeskampf dauerte bis zu zwei Stunden.
Die Veröffentlichung dieses Rapports erregte sowohl national wie
international Aufsehen und hatte neue Forderungen nach einer Beendigung der
schon lange kritisierten Waljagd zur Folge.
Das innenpolitische Problem: Die Links-Grünen, der die Fischereiministerin
und auch Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir angehören, hatten bislang mit
ihrer Forderung auf Beendigung des Walfangs und der Weigerung zur Erteilung
neuer Fanglizenzen weder in ihrer Dreiparteienkoalition mit der
Selbstständigkeits- und der Fortschrittspartei noch im Parlament eine
Mehrheit. Vertreter der Koalitionsmehrheit äußerten mittlerweile auch
Zweifel, ob es für den Schritt von Svandís Svavarsdóttir überhaupt eine
rechtliche Grundlage gebe, ein Gewerkschaftsvertreter warf der Ministerin
„Populismus und Demagogie“ vor. Womöglich führt ihr Beschluss nun zu einer
Regierungskrise.
21 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.stjornarradid.is/efst-a-baugi/frettir/stok-frett/2023/06/20/Vei…
[2] https://www.mast.is/is/um-mast/frettir/frettir/alit-fagrads-um-velferd-dyra…
[3] /Walfang-in-Island/!5931771
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Tierschutz
Island
Walfang
Schwerpunkt Artenschutz
Wale
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wochentaz
Island
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