| # taz.de -- Wahlen in Malawi: Schwere Schlappe für Joyce Banda | |
| > Die Expräsidentin scheitert mit ihrem Versuch, die Auszählung der Stimmen | |
| > bei der Präsidentschaftswahl abzubrechen. | |
| Bild: Wahlsieger Peter Mtharika. | |
| JOHANNESBURG taz | Malawis Expräsidentin Joyce Banda hat ihre | |
| Wahlniederlage hingenommen. Sie gratulierte ihrem Herausforderer, Peter | |
| Mutharika, zum Sieg und rief zur Einheit der Nation auf. Es war ihre | |
| einzige Chance, aus dem chaotischen Wahldebakel der vergangenen Tage in dem | |
| verarmten südafrikanischen Staat herauszukommen. Mutharika wurde am Sonntag | |
| in sein neues Amt eingeführt worden. Sieben Millionen Malawier hatten | |
| erstmals an einem Tag ihre Gemeindevertreter, Parlamentsmitglieder und den | |
| Präsidenten des Landes gewählt. | |
| Joyce Banda, einst Liebling des Westens, hatte zunächst versucht, die | |
| Präsidentschaftswahl nach ersten Auszählungen von rund 30 Prozent der | |
| Stimmen zu annullieren. Doch das oberste Gericht lehnte dies am Donnerstag | |
| ab und setzte die Stimmenauszählung fort. Demnach gewann Peter Mutharika | |
| (Democratic Progressive Party) die Präsidentschaftswahl mit 36,4 Prozent | |
| der Stimmen. Bandas People’s Party erhielt nur 20,2 Prozent und lag damit | |
| noch hinter Lazarus Chakwera, dem Vorsitzenden der Malawi Congress Party, | |
| der auf 27,8 Prozent kam. | |
| Die Wahlkommission sprach von massiven Unregelmäßigkeiten bei der | |
| Abstimmung. In 58 der über 4.000 Wahlzentren waren mehr Stimmen abgegeben | |
| worden als Wahlberechtigte registriert waren. In vielen Orten öffneten die | |
| Wahllokale Stunden zu spät. Als sich der Sieg für den Rivalen der | |
| Expräsidentin klar abzeichnete, versuchte Banda, den Prozess gerichtlich zu | |
| stoppen. Sie werde bei der Neuwahl nicht wieder antreten, sagte die | |
| 65-jährige Politikerin. Aber sie hatte ihre Macht überschätzt. Mutharikas | |
| Partei legte Widerspruch ein und gewann. | |
| Banda machte 2012 Geschichte, als sie zur ersten Präsidentin Malawis | |
| gewählt worden war. Sie war gleichzeitig die zweite Frau in Afrika auf | |
| diesem Posten. Sie kam ins Amt, nachdem ihr Vorgänger Bingu wa Mutharika an | |
| Herzversagen starb. | |
| ## Veruntreuung von Hilfsgeldern | |
| Damals gewann sie die Wahlen, obwohl sie ein Jahr zuvor vom damaligen | |
| Präsidenten und Bruder des jetzt amtierenden Staatschefs als | |
| Vizepräsidentin aus der Partei gefeuert worden war. Bingu wa Mutharika | |
| hatte versucht, seinen Bruder Peter für die Wahlen 2012 als Sieger | |
| aufzubauen. Banda blieb nach dem Rausschmiss 2011 zwar Vizepräsidentin, | |
| bildete aber ihre eigene Partei (People’s Party) und wurde nach dem Tod von | |
| Bingu wa Mutharika kurzfristig zur Präsidentin gewählt. Peter Mutharika | |
| versuchte schon damals, sie per Gericht zu Fall zu bringen. | |
| Bandas Wirtschaftsreformen führten zwar zur Entlastung des Haushalts, aber | |
| auch zu Preiserhöhungen und Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Malawi | |
| finanziert sich zu 40 Prozent mit westlichen Geldern. Banda fiel in | |
| Ungnade, als Anfang 2013 30 Millionen US-Dollar in nur sechs Monaten Anfang | |
| 2013 aus Hilfsmitteln verschwanden und in den Häusern von | |
| Regierungsangestellten wieder auftauchten. Banda trat offiziell an die | |
| Spitze des Antikorruptionskampfs, aber „Cashgate“ haftete ihr an, obwohl | |
| sie ihr Kabinett feuerte. Viele Malawier machten sie mitverantwortlich für | |
| den Skandal. Die jüngste Entwicklung könnte Banda mehr kosten als das | |
| Präsidentenamt, falls der Präsident jetzt gegen sie wegen Betrugs klagen | |
| sollte. | |
| 1 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Martina Schwikowski | |
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