# taz.de -- US-Truppenabzug aus Syrien: Heftige Kritik an Trumps Entscheidung | |
> Präsident Donald Trump hat den Rückzug der US-Truppen aus Syrien | |
> angeordnet. Dafür erntet er viel Kritik, vor allem aus den eigenen | |
> Reihen. | |
Bild: Bisher mag niemand Trumps Entscheidung – außer Putin | |
WASHINGTON dpa/afp | Mit seiner [1][Entscheidung für einen Truppenabzug] | |
aus Syrien stößt US-Präsident Donald Trump auf Kritik und Unverständnis in | |
der eigenen Partei. Mehrere republikanische Senatoren und Abgeordnete | |
bezeichneten den Schritt als schweren Fehler und warnten vor bösen Folgen | |
eines überstürzten Rückzugs – auch für die Sicherheit der USA. Von den | |
Demokraten kam ebenfalls Kritik. Die russische Regierung begrüßte Trumps | |
Entschluss dagegen. | |
Die USA haben in Syrien etwa 2000 Soldaten, die offiziell zur Ausbildung | |
und Beratung der syrischen Oppositionstruppen dort sind. Am Mittwoch hatte | |
die US-Regierung überraschend den Truppenabzug verkündet. Man habe bereits | |
damit begonnen, Soldaten aus Syrien abzuziehen, teilte das Weiße Haus mit. | |
Die USA hätten das „territoriale Kalifat“ der Terrormiliz Islamischer Staat | |
(IS) besiegt. Das bedeute nicht, dass die weltweite Koalition im Kampf | |
gegen den IS oder ihre Kampagne beendet sei. Nun beginne aber die nächste | |
Phase dieses Einsatzes. | |
Trump selbst schrieb auf Twitter: „Wir haben den IS in Syrien geschlagen, | |
das war der einzige Grund, während der Trump-Präsidentschaft dort zu sein.“ | |
[2][In einer Videobotschaft] auf Twitter verteidigte er sein Vorgehen am | |
Mittwochabend (Ortszeit): „Wir haben gegen den IS gewonnen“, sagte er. „N… | |
ist es Zeit für unsere Soldaten, nach Hause zu kommen.“ Sie seien Helden. | |
Der Fernsehsender CNN berichtete, Trump habe bei seiner Entscheidung weder | |
Außenminister Mike Pompeo noch Verteidigungsminister James Mattis | |
einbezogen. Die „New York Times“ schrieb, Vertreter des Pentagons hätten | |
bis zuletzt vergeblich versucht, Trump von seinem Entschluss abzubringen. | |
Regierungsvertreter erklärten auf Nachfragen von Journalisten, der Zeitplan | |
für den Abzug werde noch erarbeitet. Auch andere Fragen zu Details ließen | |
sie unbeantwortet. | |
## Republikaner und Demokraten in Aufruhr | |
South Carolinas republikanischer Senator Lindsey Graham – zuletzt | |
eigentlich ein eifriger Verteidiger Trumps – beklagte sich in diversen | |
Tweets über die Entscheidung des Präsidenten. Der IS sei keineswegs | |
besiegt. Ein Abzug der US-Truppen sei ein großer „Obama-mäßiger Fehler“ … | |
helfe dem IS bei seinem Bestreben, sich in der Region wieder auszubreiten. | |
Der republikanische Senator aus Florida, Marco Rubio, sprach von einem | |
überstürzten Abzug und einem schrecklichen Fehler, der das Land noch auf | |
Jahre verfolgen werde. Die Entscheidung sei gegen den Rat von Militärs | |
gefallen und werde schwerwiegende Folgen für die USA haben. Colorados | |
republikanischer Senator Cory Gardner rief Trump dazu auf, von seiner | |
Entscheidung abzurücken. Auch Republikaner im Repräsentantenhaus äußerten | |
sich besorgt und irritiert. | |
Die Frontfrau der Demokraten in der Kammer, Nancy Pelosi, bezeichnete es | |
als voreilig, einen Sieg über den IS zu verkünden und die US-Truppen aus | |
Syrien abzuziehen. Auch diverse Sicherheitsexperten sprachen von einem | |
unüberlegten und waghalsigen Schritt, der dem noch längst nicht besiegten | |
IS in die Hände spiele – wie auch der Regierung des syrischen Machthabers | |
Baschar al-Assad, dem Iran und Russland. | |
Die [3][britische Regierung warnte in einer Regierungserklärung] am | |
Mittwoch, es gebe im Kampf gegen die IS-Miliz „noch viel zu tun“. Die | |
Dschihadisten würden auch ohne Territorium weiterhin eine „Bedrohung“ | |
bleiben. Aus Moskau kam prompt Lob für Trumps Entschluss. Eine Sprecherin | |
des russischen Außenministeriums sagte Medien zufolge, nun gebe es eine | |
echte Perspektive für eine politische Einigung. Die amerikanischen Truppen | |
hätten sich in Syrien ohne eine entsprechende Aufforderung der syrischen | |
Regierung und ohne UN-Mandat aufgehalten. | |
## Krieg in Syrien hält an | |
Die USA stehen an der Spitze einer internationalen Koalition, die in Syrien | |
den IS bekämpft. Ihr wichtigster Verbündeter ist die Kurdenmiliz YPG, die | |
dort die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) anführt. Lange Zeit galten | |
die kurdischen Kämpfer als für den Westen verlässliche Bodenkräfte in | |
Syrien – und damit als Ausnahme. | |
Die SDF-Kräfte haben einen Großteil des früheren Herrschaftsgebietes des IS | |
eingenommen und gehen im Osten des Landes weiter gegen die Dschihadisten | |
vor. [4][Seit Wochen laufen in der Nähe der Grenze zum Nachbarland Irak | |
Kämpfe] um eine der letzten IS-Bastionen im Land. Die USA unterstützen die | |
SDF-Kämpfer mit Luftangriffen. Experten gehen jedoch weiterhin davon aus, | |
dass Tausende IS-Kämpfer in Syrien sind, unter anderem in schwer | |
zugänglichen Wüstengebieten. Ein Sprecher des US-Außenministeriums hatte | |
noch am Dienstag erklärt, es habe zwar große Fortschritte gegeben, aber | |
„der Job ist noch nicht erledigt“. | |
Die Dschihadisten beherrschen in Syrien zwar nur noch ein kleines Gebiet, | |
sie sind aber weiterhin aktiv. IS-Zellen konzentrieren sich auf Anschläge. | |
Nach einem Rückzug der US-Truppen könnte der Weg frei werden für eine | |
[5][neue Militäroffensive der Türkei]. Die Regierung in Ankara droht schon | |
seit langem mit einer weiteren Operation gegen die YPG. Die Türkei sieht in | |
ihr einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und bekämpft | |
sie deshalb. | |
20 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] /US-Truppen-in-Syrien/!5560353 | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1075528854402256896 | |
[3] https://www.gov.uk/government/news/uk-government-response-to-us-presidents-… | |
[4] /Islamischer-Staat-in-Syrien/!5554211 | |
[5] /Kurdische-Kaempfer-in-Syrien/!5556113 | |
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