| # taz.de -- US-Druck auf chinesische App TikTok: Trump untersagt Geschäfte | |
| > Im Konflikt um die Video-App erlässt der US-Präsident eine Verordnung, | |
| > die den Verkauf erzwingen soll. Ebenfalls betroffen ist WeChat. TikTok | |
| > wehrt sich. | |
| Bild: Der US-Präsident pflegt eine lange Obsession mit China | |
| Washington/Bangalore dpa/reuters | Mit einer neuen Verfügung gegen Tiktok | |
| will US-Präsident Donald Trump offenbar den Verkauf des US-Geschäfts der | |
| beliebten chinesischen Video-App erzwingen. Mit der Verfügung, die in 45 | |
| Tagen greifen soll, verbietet Trump US-Bürgern, „Geschäfte“ mit Bytedance, | |
| dem Eigentürmer der App, zu machen. Die App stelle eine „Bedrohung“ der | |
| nationalen Sicherheit dar, hieß es in der am Donnerstagabend (Ortszeit) | |
| veröffentlichten Verfügung. Die App sammle große Mengen an Nutzerdaten und | |
| könne es der kommunistischen Partei China ermöglichen, Amerikaner | |
| auszuspionieren, hieß es. | |
| Trump hatte [1][jüngst mit Nachdruck auf einen Verkauf des US-Geschäfts der | |
| App an ein amerikanisches Unternehmen gedrängt]. Mit der Verfügung scheint | |
| er dies zu erzwingen: Falls der Erlass nicht noch von einem Gericht für | |
| ungültig erklärt werden sollte, dürfte Tiktok in den USA in 45 Tagen nicht | |
| mehr verfügbar sein. Zudem ging der Präsident auch gegen die chinesische | |
| App WeChat vor. | |
| TikTok wiederum will gegen das Verbot durch die US-Regierung vorgehen. Es | |
| gehe darum, sicherzustellen, dass die Nutzer gerecht behandelt würden, | |
| „wenn nicht von der Regierung, dann von den US-Gerichten“, teilte das zum | |
| chinesischen Konzern ByteDance gehörende Unternehmen auf seiner Website | |
| mit. Zugleich hieß es, man sei „geschockt“ von der Anordnung. Das Vorgehen | |
| markierte eine neue Eskalationsstufe in den angespannten Beziehungen mit | |
| China. | |
| Der US-Softwareriese Microsoft brachte sich nach dem massiven politischen | |
| Druck aus dem Weißen Haus in Stellung, das US-Geschäft der Video-App zu | |
| übernehmen. Das Unternehmen will bis Mitte September einen Deal mit dem | |
| privaten chinesischen Eigentümer aushandeln. Auch der Tiktok-Betrieb in | |
| Kanada, Australien und Neuseeland soll Teil der Vereinbarung sein, erklärte | |
| Microsoft in einem Blogeintrag in der Nacht zum Montag. Europa wurde nicht | |
| erwähnt. Microsoft will nach eigenen Angaben dafür sorgen, dass alle | |
| persönlichen Daten von US-Bürgern in die USA übertragen und nur dort | |
| gesammelt würden. | |
| Das Weiße Haus zitierte Berichte, wonach die App in den USA bereits 175 | |
| Millionen mal heruntergeladen worden sei. Sollte ein US-Unternehmen Tiktoks | |
| örtliches Geschäft übernehmen, dürfte die App dort weiter eine Zukunft | |
| haben, zumal die Verfügung sich nicht gegen Tiktok an sich, sondern gegen | |
| den chinesischen Eigentümer richtete. | |
| ## Trennung der Geschäftsfelder | |
| Aus dem Weißen Haus hieß es, Tiktok „sammelt automatisch große Mengen an | |
| Daten von seinen Nutzern“, darunter auch Geodaten und Suchverläufe. Diese | |
| Daten könnten es China erlauben, Angestellte des Bundes oder Dienstleister | |
| auszuspionieren oder zu erpressen, hieß es. | |
| Tiktok-Eigentümer [2][Bytedance bemüht sich seit einiger Zeit, seine | |
| internationale Plattform von der chinesischen Version zu trennen]. Tiktok | |
| versichert, Chinas Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe | |
| dies auch nie verlangt. Die Daten von US-Nutzern würden sowieso in den USA | |
| gespeichert und verarbeitet, hieß es. In China selbst gibt es nur die | |
| zensierte Version der App, Douyin. | |
| Wie viel Microsoft für Tiktok zahlen müsste, ist bislang unklar. Es dürfte | |
| aber um einen zweistelligen Milliardenbetrag gehen. Die Verfügung des | |
| Weißen Hauses setzt Bytedance allerdings unter Druck. In den USA hat Tiktok | |
| nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer und wäre damit ein äußerst | |
| attraktives Übernahmeziel. | |
| Microsoft könnte aus dem politischen Gerangel um die App somit als | |
| lachender Dritter hervorgehen – der Softwarekonzern hat bislang kein | |
| eigenes Social-Media-Geschäft. Unter Chef Satya Nadella wurde Microsoft | |
| neben dem Kerngeschäft vor allem mit Cloud-Angeboten für Unternehmen | |
| erfolgreich. Im Geschäft mit Verbrauchern tritt das Unternehmen vor allem | |
| mit der Spielekonsole Xbox in Erscheinung. | |
| Mit dem Tiktok-Deal würde Microsoft auf einen Schlag zu einem relevanten | |
| Wettbewerber von Facebook werden – würde sich aber auch für den Konzern | |
| ganz neue Probleme ins Haus holen. So muss Facebook gewaltige und teure | |
| Anstrengungen unternehmen, um Hassbotschaften, Hetze und andere politische | |
| Inhalte aus der Plattform zu filtern. | |
| In einer weiteren Verfügung verbat Trump US-Bürgern auch, Geschäfte mit der | |
| chinesischen Social Media App WeChat oder deren Eigentürmern zu machen. Das | |
| Verbot werde aus Gründen der nationalen Sicherheit ebenfalls in 45 Tagen in | |
| Kraft treten, hieß es. Die Verfügung könnte zu einem Verbot der App in den | |
| USA führen. Die von Tencent Holdings betriebene App ist in China extrem | |
| beliebt – in den USA wohl aber nur begrenzt verbreitet. Die App bietet | |
| Nutzern die Dienste eines sozialen Netzwerks an, Messenger-Services und | |
| einen Bezahldienst. | |
| ## Konfrontation mit China | |
| Trumps Regierung geht schon seit langem [3][gegen den chinesischen | |
| Telekomriesen Huawei] vor. Washington verdächtigt diesen, ein Einfallstor | |
| für Pekings Spione zu sein. Die US-Regierung bemüht sich mit Nachdruck, | |
| dafür zu sorgen, den Hersteller auch in befreundeten Staaten vom Bau der | |
| schnellen 5G-Mobilfunknetzwerke auszuschließen. Auch der chinesische | |
| Telekomausrüster ZTE war in Washington zwischenzeitlich in Ungnade | |
| gefallen. | |
| Nach einem langen und intensiven Handelskrieg schlossen China und die USA | |
| im Januar ein Teilhandelsabkommen ab. Seither hat sich das Verhältnis der | |
| größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt jedoch rapide | |
| verschlechtert. Schuld daran ist vor allem die Coronavirus-Pandemie, die in | |
| China ihren Ursprung genommen hatte. Trump macht China für die von der | |
| Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise verantwortlich. Für Trump, der sich im | |
| November um eine zweite Amtszeit bewirbt, kommt die Krise zur Unzeit. | |
| 7 Aug 2020 | |
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