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# taz.de -- Tschechiens Staatschef Miloš Zeman: Der Präsident verwittert live
> Tschechien rätselt über den Gesundheitszustand des Präsidenten Miloš
> Zeman. Auf einer Trauerfeier wirkte er noch vergreister als sonst.
Bild: Gesundheit! Für Tschechiens Präsidenten Miloš Zeman nach außen kein T…
Prag taz | Fast jeder oder jede in Prag hat ihn: den Freund eines Freundes,
der für die Präsidentenkanzlei arbeitet. Und deshalb genau Bescheid weiß
über den Gesundheitszustand des tschechischen Präsidenten [1][Miloš Zeman].
Im Durchschnitt gibt er ihm in etwa drei Monate. Höchstens. Aber, psst!,
nicht dass der Freund vom Freund Ärger bekommt da oben auf der Burg.
Dieser Tage braucht man allerdings kein Insiderwissen aus dem Hradschin.
Spätestens seit der [2][Totenmesse für Karel Gott] im Veitsdom vergangene
Woche ist klar, dass die Gevatterin – der Tod ist für die Tschechen
weiblich – Prag weiterhin im Blick hat.
Der Präsident wirkte während der Trauerfeier noch vergreister, sein Blick
abwesend und teilweise verwirrt. Nur mit Mühe konnte er bei der Andacht
seinen Körper zum Stehen bringen, zusammengekrümmt blieb er über der
Kirchenbank hängen. Der Präsident verwittert live.
Der Öffentlichkeit will der enge Kreis um Zeman allerdings weiterhin
weismachen, der Kaiser trage gar prächtige Kleider. Zeman ist
pumperlgsund, heißt es. Die Lungen des überzeugten Kettenrauchers: rein
wie Neuschnee. Die Leber: unberührt vom einstigen langfristigen Mindestmaß
von drei Gläsern Weißwein und sechs Schnäpsen pro Tag (O-Ton Zeman 2013).
Nicht zu vergessen die Prostata, die bei ihm funzt „wie bei einem jungen
Mann“, wie sich Zeman in einem seiner erinnerungswürdigen Auftritte
brüstete.
## „Rekonditionierungsaufenthalt“ im Militärkrankenhaus
Gesund wie er ist, begab sich Zeman Ende der Woche auf einen viertägigen
„Rekonditionierungsaufenthalt“; ja, das Wort hört sich auf Tschechisch
genauso komisch an. Was genau sich dahinter verbirgt, ließ sein Sprecher
Jiří Ovčáček aber offen. Die Location, die sich Zeman für seine
„Rekonditionierung“ ausgesucht hatte, ließ allerdings nicht darauf
schließen, dass der Präsident sich, so kurz vor dem Staatsfeiertag am 28.
Oktober, ein längeres Wellnesswochenende gönnt. Das Militärkrankenhaus im
Prager Stadtteil Střešovice ist jedenfall nicht für seine
Wohlfühlprozeduren bekannt.
Auf der Burg hüllt man sich in Schweigen und schüttet höchstens etwas Dreck
hinunter in die Stadt. Der Abschaum der Gesellschaft melde sich zu Wort,
twitterte Zeman-Sprecher Jiří Ovčáček, immer bemüht, seinem Herrchen
ähnlicher zu werden, nachdem erste Fragen aufkamen. Sei Zeman etwa schwer
krank?
Einen besonders fitten Eindruck macht der schwer zuckerkranke
Mittsiebziger, der zudem an schwerer Arterienverkalkung leidet, jedenfalls
nicht. Im Veitsdom erweckte er in der vergangenen Woche teilweise sogar den
Eindruck, dass er gar nicht wusste, wo er war. Ein Greis, der ein ganzes
Volk dazu zwingt, ihm beim Sterben zuzusehen.
Und jetzt der Rekonditionierungsaufenthalt. Rekonditionierung. Erinnert
irgendwie an Konstantin Tschernenko in seiner kurzen Zeit zwischen Andropow
und Gorbatschow als Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Auch er wurde in den
letzten Monaten seiner Amtszeit mehr tot als lebendig auf der politischen
Bühne herumgereicht. Man brauchte ihn noch.
Und Zeman? Der braucht das Gefühl, andere zu ärgern. Das hat er selbst
fröhlich glucksend in einem Interview erklärt. Den Pragern, die seit seiner
Wiederwahl 2018 sein baldiges Ableben vorhersehen, dank des Freundes eines
Freundes, hat er die Vorfreude aufs nächste Staatsbegräbnis eindeutig
vermiest. War auch recht einfach, er musste nur erwähnen, dass er sich
Andrej Babiš als seinen Nachfolger vorstellen könnte. Es muss also nicht
besser werden, so hat man in Prag den Präsidenten verstanden.
19 Oct 2019
## LINKS
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[2] /Trauerfeier-fuer-Karel-Gott/!5632835
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
## TAGS
Tschechien
Milos Zeman
Kolumne Stadtgespräch
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